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Am sonnigen 5. August versammelten sich die Heimatfreunde Horchheim sowie interessierte Besucher auf dem eindrucksvollen Fort Konstantin, um an der Veranstaltung „Führung auf Fort Konstantin“ teilzunehmen. Die Erwartungen waren hoch, da es eine Gelegenheit war, die Geschichte von Koblenz, insbesondere während des Zweiten Weltkriegs, zu erkunden.

Die 1. Vorsitzende der Heimatfreunde, Gertrud Block, begrüßte die Teilnehmer herzlich und betonte die Bedeutung dieses historischen Ortes. Sie bedankte sich insbesondere bei Jopa, der die Führung organisiert hatte, sowie bei Dipl. Archivar Michael Koelges, M.A., Leiter des Stadtarchivs Koblenz, der die Führung durch die Ausstellung übernehmen würde.

Herr Koelges, mit seinem Fachwissen und seiner Erfahrung, stellte sich den Anwesenden vor und sprach über die Ausstellung des Stadtarchivs, die einen tiefen Einblick in die Geschichte von Koblenz während des Zweiten Weltkriegs bieten würde.

Mit Spannung und Interesse erwarteten die Teilnehmer die bevorstehende Führung, bei der sie die Möglichkeit hatten, mehr über die Geschichte ihrer Stadt zu erfahren und ihre Fragen zu stellen.

Geschichte des Forts Großfürst Konstantin und der Karthause

Wir stehen vor dem imposanten Fort Großfürst Konstantin, das zwischen 1822 und 1827 erbaut wurde. Doch um die Geschichte dieses Ortes zu verstehen, müssen wir weit zurückblicken, bis ins Mittelalter. Der Stadtteil hier oben wird die Karthause genannt, benannt nach den einst ansässigen Kartäusern. Bis zur Französischen Revolution und der Besetzung des Rheinlandes durch die Franzosen gab es hier oben auf dem Bergsporn des Hunsrücks ein Kartäuser-Kloster. Dieses Kloster wurde von Erzbischof Balduin von Luxemburg in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gegründet, auf dem Gelände eines älteren Benediktinerklosters aus dem zwölften Jahrhundert. Das Benediktinerkloster erreichte jedoch nie große Bedeutung, was zur Einrichtung des Kartäuser-Klosters führte. Letzteres existierte bis zum Einmarsch der Franzosen im Jahr 1794.

Heutzutage bietet das Gelände eine beeindruckende Aussichtsterrasse, die als eine der schönsten von Koblenz gilt. In der Mitte des Geländes befindet sich die alte Krypta der Klosterkirche, die vor einigen Jahrzehnten freigelegt wurde. 1794 kam das klösterliche Leben aufgrund der Napoleonischen Kriege zum Stillstand. Nach dem Wiener Kongress und dem Friedensschluss wurde das Rheinland Preußen zugesprochen. Obwohl Preußen ursprünglich das Rheinland nicht favorisierte und stattdessen Sachsen angeschlossen hätte, akzeptierte der preußische König die Entscheidung aufgrund der strategischen Überlegungen, einen militärischen Puffer gegen das potenziell wiedererstarkende Frankreich zu schaffen. Infolgedessen umgab Preußen die Stadt Koblenz mit einem Festungsgürtel als Verteidigungsmaßnahme.

Festung Koblenz-Ehrenbreitstein und ihre vorgelagerten Festungswerke

Die Geschichte der Festung Koblenz reicht weit zurück, bis in die Römerzeit und darüber hinaus. Doch unser Blick richtet sich auf die Barockzeit, insbesondere das 17. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde eine Festungsmauer um die Stadt errichtet, die später von den Preußen gemäß der damaligen Festungsbau-Methoden wieder aufgebaut wurde. Doch das war nicht alles. Die preußische Militärtechnik sah vor, die Stadtbefestigung durch umliegende militärische Anlagen zu verstärken. Hier kommt die Festung Ehrenbreitstein ins Spiel, die nach preußischer Nomenklatur als „Feste Ehrenbreitstein“ bekannt ist. Diese Festung, zusammen mit den umliegenden Bergen, bildete die Festung Koblenz-Ehrenbreitstein.

Ein bedeutender Teil dieser Festung waren die vorgelagerten Festungswerke, bekannt als „Festen“. Diese Festen hatten eine lange Geschichte und reichen bis ins Mittelalter zurück. Die Trierer Kurfürsten bauten den Ehrenbreitstein in der frühen Neuzeit aus, und die Preußen setzten ab 1815-17 den Befestigungsaufbau fort. Zur Sicherung gegen Angriffe aus dem Hunsrück wurde die Feste Kaiser Alexander errichtet, während auf der linken Moselseite die Feste Kaiser Franz in Lützel positioniert wurde. Als Vorwerk für die Feste Ehrenbreitstein diente das Fort Asterstein.

Diese Festungswerke trugen eigenständige Namen wie Kaiser Franz, Alexander, Fort Asterstein, die nach Herrschern benannt waren, mit denen Preußen freundliche Beziehungen pflegte. Die Festungswerke hatten wiederum Unterwerke, vorgeschobene Posten im Gelände, die in bestimmter militärischer Bauweise errichtet wurden. Ein Beispiel dafür ist die Neuendorfer Flesche, benannt nach ihrer pfeilartigen Form. Diese strategischen Elemente trugen zur umfassenden Befestigung der Festung Koblenz-Ehrenbreitstein bei.

Die Feste Kaiser Alexander, heute bekannt als Alt-Karthause, wurde nach dem Ersten Weltkrieg gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags größtenteils geschleift, also zerstört. Diese Maßnahme sollte eine erneute Stärkung des Deutschen Reiches verhindern. Trotzdem sind in der Straßenführung der Alt-Karthause noch immer die Konturen der ehemaligen Feste Kaiser Alexander erkennbar.

Beim Betreten des Fort Konstantin fallen die hölzernen Tore auf, die geöffnet sind, sowie die eingefrästen Rillen an den Schrammsteinen. Diese Rillen stammen wahrscheinlich von den Ketten amerikanischer Panzer, die hier während der Kämpfe im März 1945 eingesetzt wurden. Die Löcher in den Türen sind ebenfalls Zeugnisse dieser Kämpfe. Die Luftschutzzentrale in der Festung diente als wichtiger Kommunikationspunkt, und die Soldaten hielten sich dort eingeschlossen, auch nachdem Koblenz bereits von den Amerikanern erobert worden war. Sie hatten noch Fernmeldeverbindungen und gaben den Standpunkt nicht auf, bevor ein gewisser Widerstand geleistet wurde.

Die Entscheidung, die Festungsanlagen trotz ihrer verminderten strategischen Bedeutung zu bewahren, basierte auf verschiedenen Faktoren. General Allen, der kommandierende Offizier der amerikanischen Besatzungstruppen, setzte sich vehement für den Erhalt des Ehrenbreitsteins ein. Die städtischen Bediensteten, unterstützt von der deutschen Stadtverwaltung, überzeugten die Militärs von der überholten Natur der Festungsanlagen. Zudem wurde argumentiert, dass die erhaltene Festung Ehrenbreitstein mit der amerikanischen Flagge als Symbol der Freiheit wirksamer sei als ein zerstörtes Gebäude.

Die Bedeutung der Fördervereine

Die Fördervereine haben eine wesentliche Rolle bei der Erhaltung und Aufwertung der historischen Gebäude und Anlagen in Koblenz gespielt. Diese Bauwerke befinden sich im Besitz der Stadt, und dank des ehrenamtlichen Engagements der Vereinsmitglieder konnten sie in einen guten Zustand versetzt werden, was möglicherweise nicht der Fall gewesen wäre, wenn die Stadt allein dafür verantwortlich gewesen wäre. Trotz finanzieller Engpässe haben die Fördervereine beachtliche Arbeit geleistet und wertvolle Kulturgüter bewahrt.

Die Entstehung der Ausstellung „Koblenz im Zweiten Weltkrieg“

Die Ausstellung, die vor uns liegt, ist eng verbunden mit der Frage, die uns bereits beschäftigt hat: Wie können wir dieses historische Festungswerk am besten nutzen? Wie können wir nach der Renovierung durch den Förderverein diese Räumlichkeiten sinnvoll einsetzen? Die Idee zu dieser Ausstellung kam Anfang der 2000er Jahre vom Seniorenbeirat, der den Oberbürgermeister dazu anregte, einen näheren Blick auf „Koblenz im Zweiten Weltkrieg“ zu werfen. Allerdings geriet diese Idee zunächst in den Hintergrund und wurde möglicherweise von der Verwaltung ein wenig ausgebremst. Doch fast ein Jahrzehnt später, etwa 2014/15, erhielt dieses Vorhaben neuen Auftrieb.

Unsere Reise durch diese beeindruckende Ausstellung begann auf Initiative von Kulturdezernent Detlef Knopp. Eine Schlüsselfigur bei der Umsetzung war Dr. Petra Weiß vom Stadtarchiv Koblenz. Sie hat mit bemerkenswertem Einsatz und einem bescheidenen Budget von 5.000 € diese Ausstellung ins Leben gerufen. Koblenz im Zweiten Weltkrieg – ein Projekt, das dank ihrer außergewöhnlichen Begabung Gestalt angenommen hat.

Der Fokus der Ausstellung liegt nicht nur darauf, die Folgen des Krieges zu präsentieren, sondern auch die Ursachen zu beleuchten. Diese Herangehensweise war für uns von höchster Bedeutung. Wie kam es zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs? Was waren die treibenden Kräfte dahinter? Diese Fragen sind von essenzieller Bedeutung, und wir werden im Verlauf der Ausstellung noch tiefer in diese Thematik eintauchen.

Die Metternicher Bombe: Ein Zeugnis der Vergangenheit

Direkt im Eingangsbereich erwartet uns eine imposante Luftmine, eine sogenannte britische Luftmine. Diese gewaltige Bombe wiegt etwa 1,8 Tonnen, wenn sie mit Sprengstoff gefüllt ist. Interessanterweise war der Zweck dieser Luftminen nicht allein ihre explosive Kraft, sondern die erzeugte Druckwelle. Gemeinsam mit Brandbomben abgeworfen, sollte die Druckwelle die Brände anfachen und einen verheerenden Feuersturm auslösen, der die Zerstörungskraft der Brandbomben verstärken sollte.

Die Forschung hinter dieser beeindruckenden Ausstellung verdanken wir insbesondere Dr. Helmut Schnatz, einem deutschen Germanisten und Geschichtswissenschaftler. Sein Engagement für die Luftkriegsgeschichte in Koblenz ist von unschätzbarem Wert.

Die „Metternicher Bombe“ erhielt ihren Namen durch ihre Entdeckung im Jahr 1999 auf dem Gelände der ehemaligen Pionierkaserne, das später der Universität gewidmet wurde. Dieser bedeutende Fund verdeutlicht die fortlaufende Auseinandersetzung mit den Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkriegs in Deutschland. Die Bombenhülle wurde professionell entschärft und im Hochregallager der Berufsfeuerwehr eingelagert, bevor sie schließlich in die Ausstellung integriert wurde.

Ein weiteres beeindruckendes Ereignis war der Fund einer baugleichen Luftmine im Jahr 2011 am Pfaffendorfer Rheinufer. Diese Entdeckung führte zur bisher größten Evakuierungsaktion in Deutschland, bei der mehr als 45.000 Menschen ihre Häuser verlassen mussten. Dies zeigt eindrucksvoll, wie die Überreste des Krieges noch immer Einfluss auf das moderne Leben haben.

Ursachen des Zweiten Weltkrieges

Die Ursachen des Zweiten Weltkrieges finden sich in den Wurzeln des deutschen Nationalsozialismus, dessen ideologische Grundsätze von Adolf Hitler in „Mein Kampf“ festgehalten wurden. Diese Grundsätze beinhalteten die Vernichtung der Juden sowie die Expansion des deutschen Lebensraums. Die politische Instabilität der Weimarer Republik und die Weltwirtschaftskrise begünstigten den Aufstieg des Nationalsozialismus, der in den Reichstagswahlen immer stärker wurde, auch in Koblenz.

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass katholische Bevölkerungen weniger anfällig für den Nationalsozialismus waren als protestantische, aufgrund ihrer kirchlichen Strukturen und Autoritäten. In einer überwiegend katholischen Stadt wie Koblenz spielte der Nationalsozialismus dennoch eine größere Rolle als erwartet. Die Gründe dafür werden im Verlauf der Ausstellung erörtert.

Gleichschaltung und Verfolgung von Minderheiten

Die Gleichschaltung nach der Machtergreifung führte zur Vereinnahmung des gesellschaftlichen Lebens durch die NSDAP. Vereine wurden nach dem Führerprinzip ausgerichtet, und Koblenz erlangte eine Zentralitätsfunktion für die Partei. Die Stadt wurde zum Regierungssitz und Mittelpunkt des Gaues Koblenz-Trier, was zu einer engen Verbindung zwischen Partei und Staat führte.

Die Verfolgung von Minderheiten, insbesondere der jüdischen Bevölkerung, nahm nach Erlass der Nürnberger Gesetze 1935 stark zu. In Koblenz wurden Deportationen von Juden und später auch von Sinti und Roma durchgeführt. Ein bezeichnendes Beispiel aus dem Stadtarchiv zeigt, wie die Verfolgung in den Einwohnermeldeunterlagen dokumentiert wurde, indem „evakuiert“ als beschönigender Ausdruck für Deportation verwendet wurde. Die Verfolgung von Minderheiten bildete eine düstere Realität während dieser Zeit und wird in der Ausstellung weiter beleuchtet.

Hitlerjugend

Die Hitlerjugend spielte eine bedeutende Rolle in der Mobilisierung der Jugend während der NS-Zeit. Ab 1936 wurde sie zur „Staatsjugend“ und umfasste alle zehn- bis 18-jährigen Jugendlichen. Mit Aktivitäten wie Geländespielen und Gemeinschaftsabenden sollten die Mitglieder auf eine militarisierte Zukunft vorbereitet werden. Im Verlauf des Krieges wurden Jugendliche auch in den Volkssturm einbezogen und für die Wehrmacht eingezogen.

Vorbereitungen zum Luftkrieg

Vorbereitungen zum Luftkrieg wurden sowohl von den Alliierten als auch von der deutschen Wehrmacht getroffen. Koblenz wurde von den Alliierten als potentielles Bombenziel erkannt, hauptsächlich wegen seiner Verkehrsknotenpunkte und Eisenbahnen. Im „Bomber’s Baedeker“ der Alliierten war Koblenz als Ziel verzeichnet. Die Deutschen führten Maßnahmen zum Luftschutz durch, wie das Entrümpeln von Speichern, um die Brandgefahr zu verringern. Luftschutzräume wurden eingerichtet, Sandsäcke und Löschmittel wurden verteilt, um auf mögliche Angriffe vorbereitet zu sein. Angesichts der Erinnerung an den Gaskrieg des Ersten Weltkrieges erhielt die Bevölkerung auch Gasmasken.

Der Bau von Bunkern wurde in Koblenz intensiviert, und die Stadt verfügte im Vergleich zur Einwohnerzahl über eine beachtliche Anzahl an Bunkerplätzen. Diese Vorbereitungen zeugen von den Anstrengungen der Stadt, sich auf die Realität des Luftkriegs vorzubereiten und die Bevölkerung zu schützen. In dieser Zeit wurden die Bürger auf die bevorstehenden Herausforderungen des Krieges vorbereitet und mussten sich auf mögliche Angriffe einstellen.

Bombenabwürfe über Koblenz

Die Stadt Koblenz hatte in gewisser Hinsicht Glück, da die schweren Bombardierungen erst vergleichsweise spät einsetzten. Während im Jahr 1942 bereits ein schwerwiegender 1000-Bomber-Angriff auf Köln stattfand, blieb Koblenz in diesen Jahren weitgehend verschont. Die ersten zufälligen Bombenabwürfe über Koblenz begannen im April 1942, hauptsächlich von amerikanischen Bombern, die auf ihrem Rückflug nach Großbritannien noch ihre Bombenlast abwarfen.

Es wurden gezielte Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung auf die Auswirkungen des Krieges vorzubereiten. Insbesondere nach den ersten Bombenangriffen erhielten die Bewohner von Koblenz Informationshandzettel, die Anleitungen enthielten, wie sie sich verhalten sollten, wenn sie ihr Eigentum und ihren Besitz verloren hatten. Diese Anleitungen umfassten auch Informationen darüber, an welche Partei-Dienststellen oder städtischen Einrichtungen sie sich wenden konnten.

Die Bombenangriffe hatten verheerende Auswirkungen auf die Stadt und ihre Bewohner. Die Partei nutzte diese Angriffe oft für ihre Propaganda und betonte die vermeintliche Solidarität und Unterstützung der Partei für die Bevölkerung. Während die Amerikaner tagsüber Angriffe auf industrielle und Verkehrseinrichtungen durchführten, setzten die Briten unter dem Luftmarschall Harris auf nächtliche Angriffe, die auch Wohngebiete zum Ziel hatten. Diese Angriffe sollten die Bevölkerung demoralisieren und möglicherweise zu einem Aufstand gegen das NS-Regime anstacheln. Es wurde jedoch später klar, dass dieses Prinzip nicht die gewünschten Ergebnisse erzielte.

Die britischen Angriffe auf Wohngebiete waren eine Antwort auf die deutsche Praxis, die Zivilbevölkerung in Großbritannien zu bombardieren. Diese gegenseitigen Angriffe auf Wohngebiete und Kulturdenkmäler führten zu schweren Schäden und Verlusten auf beiden Seiten.

Die Beerdigungen der Opfer von Bombenangriffen wurden anfangs propagandistisch genutzt, um Parteiideale zu verbreiten. Die Bestattungen waren inszeniert und mit Parteiveranstaltungen verbunden. Dies verlor jedoch an Bedeutung, je häufiger die Luftangriffe wurden. Ein Beispiel für Widerstand gegen diese Instrumentalisierung war Pfarrer Paul Schneider, der sich weigerte, eine christliche Beerdigung in eine Parteiveranstaltung zu verwandeln und deshalb ins Konzentrationslager kam.

Eintopf-Sonntag und Rationierung

Bereits vor dem Krieg wurde der Eintopf-Sonntag eingeführt, um die Bevölkerung auf die kommenden Entbehrungen vorzubereiten. In einer Vitrine der Ausstellung sind Rezepte für den Eintopf-Sonntag zu sehen, die als Beilage in Zeitungen oder Faltblättern verteilt wurden.

Im Zuge des Krieges und der knappen Lebensmittelversorgung führte die Partei verschiedene Maßnahmen ein, um die Lebenshaltung zu rationalisieren und die Bevölkerung mit begrenzten Ressourcen zu versorgen. Eine solche Maßnahme war der Eintopf-Sonntag, bei dem sonntags Eintopfgerichte gegessen wurden. Dies diente zum einen dazu, die Menschen an die sich verschlechternden Lebensverhältnisse zu gewöhnen, und zum anderen, finanzielle Mittel einzusparen. Die Blockwarte sammelten montags das eingesparte Geld ein, da der Sonntagsbraten teurer war als der sparsame Eintopf. Diese Differenz floss in die Parteikasse ein.

Die Rationierung von Lebensmitteln während des Krieges wurde streng kontrolliert. Jede Familie erhielt Lebensmittel-Bezugsscheine oder Rabattmarken, die je nach Beruf und Kalorienverbrauch zugeteilt wurden. Diese Marken mussten beim Lebensmitteleinkauf abgegeben werden, um die entsprechende Menge an Lebensmitteln zu erhalten. Zusätzlich zu Lebensmittelkarten gab es auch Reichskleiderkarten, die den Kauf von Kleidung reglementierten.

Das städtische Wirtschaftsamt, das im ehemaligen Bürresheimer Hof, der früheren Synagoge, untergebracht war, spielte eine zentrale Rolle in der Rationierung und Verteilung von Lebensmitteln und Kleidung. Diese Maßnahmen waren Teil der umfassenden Rationalisierungsbemühungen der Partei, um die begrenzten Ressourcen effizient zu nutzen und die Bevölkerung mit dem Nötigsten zu versorgen.

Alarmzentrale für Luftangriffe auf Fort Konstantin

Fort Konstantin spielte eine bedeutende Rolle im Luftkrieg, da hier die Alarmzentrale für Luftangriffe in Bezug auf die Stadt Koblenz untergebracht war. Das Flugwachkommando, das von der Wehrmacht betrieben wurde, war zunächst im Mallendarer Bachtal bei Vallendar stationiert, verlegte jedoch später aufgrund schlechter Nachrichtenverbindungen ins Görres Gymnasium (damals Kaiserin-Augusta-Gymnasium) und schließlich 1944 nach Fort Konstantin.

Die Warnzentrale hatte die Aufgabe, die Bevölkerung vor nahenden Luftangriffen zu warnen. Dazu wurden regelmäßig Warnkreiskarten verteilt, die Koblenz als Zielscheibe mit konzentrischen Kreisen darstellten. Wenn der Drahtfunk, der über Volksempfänger empfangen wurde, den Alarm 300 mit Zielrichtung Koblenz übermittelte, konnten die Bürger anhand der Karte erkennen, dass ein feindlicher Bomberverband sich in der Nähe befand. Dies löste je nach Entfernung und Bedrohung unterschiedliche Alarmstufen aus. Die Alarmierung der Bevölkerung erfolgte durch das Auslösen von Sirenen und anderen Warnsignalen in der Stadt.

Das Fort Konstantin spielte auch eine besondere Rolle als letzter Verteidigungspunkt der Wehrmacht. Ein Hauptmann und seine Einheit verteidigten das Fort bis zum letzten Schuss und es gab tatsächlich noch Kampfhandlungen auf dem Gelände.

Überwachung der Brücken

Die Überwachung der Brücken, insbesondere der Horchheimer Brücke, oblag der Wehrmacht. Die Horchheimer Brücke war von besonderer strategischer Bedeutung, da sie Teil der sogenannten Kanonenbahn war, die vom Kaiserreich geplant wurde und eine wichtige Verbindung für militärischen und zivilen Nachschub darstellte. Die Brücken wurden bewacht und bei Luftangriffen mit Nebelfässern eingenebelt, um sie vor feindlichen Angriffen zu schützen. Diese Nebelfässer enthielten ätzende Säure und wurden oft von Kriegsgefangenen bedient, da diese Aufgabe sehr gefährlich war.

Während des Großteils des Krieges war der Koblenzer Raum in Bezug auf Luftabwehr und Flakgeschütze eher spärlich bewacht. Die Alliierten waren über diese Schwachstellen informiert und nutzten Spionage, Luftbildauswertung und andere Techniken, um diese Lücken auszunutzen.

Evakuierung nach Thüringen

Der schlimmste Angriff auf Koblenz ereignete sich am 6. November 1944, bei dem die Stadt schwer zerstört wurde. Daraufhin wurde die Evakuierung der Stadt veranlasst, bei der nur wenige Tausend Menschen aus dienstlichen oder arbeitsbedingten Gründen in der Stadt bleiben durften.

Ab September 1944 wurden insbesondere Frauen, Kinder und ältere Menschen, die nicht zwingend in Koblenz anwesend sein mussten, nach Thüringen evakuiert. Thüringen galt als eine als sicher betrachtete Region in der Mitte Deutschlands mit ländlicher Struktur, die Schutz vor den Luftangriffen bieten sollte. Dieses Vorgehen war Teil eines landesweiten Systems von „Ausweichgauen“, das von den Parteigauen im gesamten Deutschen Reich eingerichtet wurde. Insbesondere in stark gefährdeten Gebieten wie dem Ruhrgebiet, Köln, Hamburg oder dem mitteldeutschen Industrierevier um Merseburg wurden diese Ausweichregionen festgelegt.

Die Evakuierung führte dazu, dass die betroffenen Bürger in das Eichsfeld in der Nähe von Mühlhausen, einer Region in Nord-Thüringen, kamen. Diese Maßnahme sollte der Sicherheit und dem Schutz der Bevölkerung vor den direkten Auswirkungen des Krieges dienen. Die Evakuierung nach Thüringen war eine von vielen ähnlichen Aktionen im gesamten Deutschen Reich, die während des Zweiten Weltkriegs durchgeführt wurden, um die Zivilbevölkerung vor den Kriegsgefahren zu bewahren.

Psychologische Kriegsführung und Ankunft der Amerikaner

Während des Krieges wurde auch psychologische Kriegsführung von beiden Seiten betrieben. Die Amerikaner simulierten einen deutschen Soldatensender, der Siegesmeldungen übertrug, aber mit dem Ziel, die Moral der Wehrmacht zu untergraben. Dies diente dazu, die deutsche Kampfkraft zu schwächen. Ton-Dokumente mit solchen Nachrichten wurde gefunden, aber aus Zeitgründen hier nicht vorgespielt.

Die Amerikaner erreichten Koblenz von verschiedenen Seiten. Sie überquerten den Rhein bei Dieblich und Niederfell, kamen von Lützel und der Hunsrückhöhenstraße herunter. Sie besetzten das linke Rheinufer und hissten die amerikanische Flagge (Stars and Stripes) vor dem Rathaus. Es wird darüber spekuliert, ob der Schuss auf die Statue des Kaiser Wilhelm im März 1945 absichtlich erfolgte, jedoch ist die genaue Geschichte nicht vollständig geklärt.

Die Ausstellung endet mit einem Film aus dem Jahre 1946, der einen Eindruck davon vermittelt, wie die Stadt am Ende des Krieges aussah und wie stark die Zerstörung war.

Sowohl die amerikanischen als auch die französischen Besatzungsmächte hatten Anweisungen erlassen, wonach die Bevölkerung alle Ferngläser, Fotoapparate und Filmkameras abgeben sollten. Trotz dieser strengen Regeln hat eine mutige Privatperson sich nicht an das Verbot gehalten und heimlich gefilmt. Der Film wurde scheinbar in einer Rocktasche oder auf ähnliche Weise aufgenommen. Dies verleiht dem Film einen besonderen Wert als historisches Dokument.


In abschließenden Worten zu der äußerst informativen Führung, die zweifellos als hervorragend bezeichnet werden kann, wurden die facettenreichen Aspekte von Koblenz im Zweiten Weltkrieg auf eindrucksvolle Weise vermittelt.

„Die lebendige Darstellung ermöglichte uns eine anschauliche Reise durch diese bedeutsame Zeit. Bevor wir nun unsere Wege trennen, möchte ich Ihnen von Herzen für Ihre großzügige Hingabe danken. Die Opferung Ihrer Zeit an diesem Samstag ist von unschätzbarem Wert. Ihre bemerkenswerte Anstrengung, Ihre Stimme für uns zu nutzen, und Ihr tiefes Wissen über die Geschichte des Zweiten Weltkrieges haben dazu beigetragen, diese Erinnerungen wieder aufleben zu lassen. Als jemand, der ebenfalls in der Nachkriegszeit geboren wurde, schätze ich es besonders, stets neue Einsichten zu gewinnen und einen tieferen Einblick in vergangene Ereignisse zu erhalten. Es ist eine faszinierende Erfahrung, neue Informationen zu hören und zu sehen, und zu wissen, dass sie bewahrt werden. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen erneut meinen herzlichen Dank aussprechen. Als Geste der Anerkennung und zur Pflege Ihrer Stimme überreichen Ihnen die Heimatfreunde Horchheim ein besonderes Weinpräsent. Möge dies Ihnen Freude bereiten und Gelegenheit bieten, auf diesen Tag zurückzublicken.“


Führung auf Fort Konstantin | Photos © Berndt Frosch

Text und Photos © Andreas Weber nach einer Transkription des Vortrags von Michael Koelges



Weblinks

PRO KONSTANTIN e.V.

https://www.pro-konstantin.de/

Ausstellung „Koblenz im Zweiten Weltkrieg“

https://www.koblenz.de/aktuelles/ausstellung-koblenz-im-zweiten-weltkrieg/

Eröffnung der Ausstellung „Koblenz im Zweiten Weltkrieg“

https://www.openpr.de/news/851784/Ausstellung-Koblenz-im-Zweiten-Weltkrieg-wird-in-Koblenz-im-Fort-Konstantin-eroeffnet.html


Bomber’s Baedeker | vom Text zum Bild zur Datenquelle | Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften

https://zfdg.de/sb005_004

Bomber’s Baedeker | Gutenberg Capture | Online-Portal der Universitätsbibliothek Mainz

https://gutenberg-capture.ub.uni-mainz.de/urn/urn:nbn:de:hebis:77-vcol-20056

US-Soldatensender 1212 | SWR2

https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio/us-soldatensender-1212-fuer-frieden-jetzt-100.html

US-Radiosender 1212 beginnt zu senden | WDR

https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag4180.html

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