Chor-, Solisten- und Instrumentalkonzert des Männerchores Koblenz-Horchheim am 26. Januar 2025 in der Pfarrkirche St. Maximin
von Dr. Dietmar Flach
Für sein diesjähriges Konzert zum Jahresauftakt hatte der Chor das Konzertorchester Koblenz zu Gast. Unter Stabführung seines Dirigenten Christoph Engers leitete es den Abend mit einer „Festmusik der Stadt Wien“ von Richard Strauß ein. Im Arrangement für Bläser von Eric Banks stimmte sie damit das Publikum gleich zu Beginn auf volle Klangerlebnisse ein. Die wiederholten sich im 5. Satz der „Sinfonie Nr. 1“ des Niederländers Johan de Meij. Seine anfänglich hervortretende Rhythmik entwickelte eine Dynamik, die auch in die nachfolgend getragenen Passagen hinüber wirkte und den musikalischen Ablauf in gleichmäßigem Fluss hielt. Diese belebende Abwechslung begegnete auch in der folgenden Stückeauswahl wieder, in Karol Svobodas lebhaften „Drei Nüsse(n) für Aschenbrödel“ und Guido Rennerts ruhiger Betrachtung „What a wonderful World“ mit seinem von Falco Sayn einfühlsam gespielten Flügelhornsolo. Für die musikalischen Darbietungen, wie für die jeweils passende Moderation durch Bernhard Meffert, war der begeisterte Applaus des Publikums die unausweichliche Folge.



Fotos © Lothar Stein
Maria Streltsova – als Begleiterin am Klavier dem Chor seit vielen Jahren eine verlässliche Stütze – begeisterte vor allem als Solistin am Klavier mit einem „Fantasie-Impromptu“ von Frédéric Chopin und einem weiteren Fantasiestück, dem „Aufschwung“ von Robert Schumann. Hingerissen haben sie und der Chorleiter Wassily Kotykov ihr Publikum mit einer erst vor Konzertbeginn spontan erprobten vierhändigen Improvisation Carioca auf dem Klavier. Sprühender musikalischer Einfallsreichtum, gewürzt mit scherzhaften Einlagen in brillantem Spiel, lösten wahre Begeisterungsstürme aus und trugen zur insgesamt fröhlichen Gesamtstimmung des Abends wesentlich bei.



Fotos © Lothar Stein
Der Chor überzeugte auch diesmal wieder durch differenzierte Intonation, die er sich unter Wassily Kotykovs Leitung in den vergangenen Jahren erarbeitet hat. Das zeigte sich schon in den höchst unterschiedlichen Opernchören „O Isis und Osiris“ von Mozart und in Verdis Triumphmarsch aus der Oper „Aida“, aber auch in der übrigen, höchst abwechslungsreich ausgewählten Literatur, so in den geistlichen Gesängen von Knut Nystedt „I will praise thee, o Lord“, in Willy Trapps „Lobt den Herrn der Welt“ nach Henry Purcells „Trumpet Voluntary“, mit Orgel- und Trompetenbegleitung durch Christoph Engers und Marco Leicher, und schließlich in Rudolf Deschs „Herr, lasse mich dabei sein“. Das zeigte sich ebenso in den eher ruhigen Liedern „Im Abendrot“ von Franz Schubert und im „Hochsommerabend“ von Richard Würz. Mit dem „House of the rising sun“ von Bob Dylan und „You’ll never walk alone“ im Arrangement von Richard Rodgers hat sich der Chor jüngerer Literatur aus der Gattung der Songwriter zugewandt und auch darin überzeugen können.


Fotos © Lothar Stein
Überzeugt hat auch das aus dem Chor hervorgegangene Gesangsquartett mit Martin Jung (1. Tenor), Thomas Krekeler (2. Tenor), Andreas Höhler (Bariton) und Hajo Ruof (Bass). Mit der schlesischen Volksweise „Vom Schlaraffenland“ und Billy Joels „She’s always a woman to me“ präsentierten die Sänger folkloristische Spielelemente ebenso eindrucksvoll, wie sie stimmlich ausdrucksstark und präzise in der gesanglichen Widergabe voll überzeugten. Ein begeistertes Publikum belohnte ihren Einsatz reichlich mit Beifall.


Fotos © Lothar Stein
Die musikalische und organisatorische Gestaltung des Abends lag wieder in den bewährten Händen des Chorleiters Wassily Kotykov und des 1. Vorsitzenden Jopa Schmidt, der die Darbietungen mit seiner informationsreichen und humorvollen Gesamtmoderation begleitete.
Zur Geschichte des Männerchores 1883/1912 Koblenz-Horchheim
von Jopa Schmidt
Die Geschichte des Chores ist eigentlich älter als es die im Vereinsnamen zementierten Jahreszahlen angeben. So wird nämlich am 4. November 1847 die Gründung eines Gesangvereins aus 60 größtenteils erwachsenen Mitgliedern vermeldet, der von Lehrer Becker geleitet wurde. Am 25. März 1848 nahm dieser Gesangverein an der feierlichen „Aufpflanzung der deutschen Nationalfahne“ teil.
100 Jahre später wurde der Männerchor 1883/1912 Koblenz-Horchheim am 29. September 1948 im Turnerheim als Zusammenschluss aus drei Gesangvereinen gegründet. Bei der Gründungsversammlung setzte man das Jahr 1883 – seit diesem Jahr existierte der „erste weltliche“ Gesangverein in Horchheim – als Gründungsjahr fest, so dass der Chor 1983 sein 100-jähriges Bestehen feiern konnte und seit dieser Zeit auch Träger der Zelter-Plakette ist. Von der Existenz des 1847 gegründeten Gesangvereins wusste man wohl nichts mehr und über die Tatsache, dass der Gesellenchor schon 1877 gegründet worden war, konnte damals kein Konsens erzielt werden.
In den Folgejahren konnte der Chor große gesangliche Erfolge unter seinem Dirigenten Josef Over bei den Wettstreiten in Holzheim (1951), Kelkheim (1953) und Koblenz-Neuendorf (1956) verzeichnen. Höhepunkte in der Vereinsgeschichte waren auch die Teilnahme am Bundessängerfest in Essen (1964) und die Konzertreisen in die französische Partnerstadt Nevers (1965 und 1974), zu den französischen Freunden nach Arras (1967, 1971 und 1978) und in die englische Partnerstadt Norwich (1987). Unvergessen auch der Besuch der Freunde aus Arras in Horchheim (1968, 1972 und 1981).
Seit 1971 stand der Chor unter der musikalischen Leitung von Musikdirektor ADB Adolf Wirz, Urbar. Während dieser Jahre konnten die Sänger mit ihrem Dirigenten und unter den Vorsitzenden Heinz-Josef Jung und Theo Wollbrink große Erfolge erzielen. Zweimal errang man den Titel eines Meisterchores im Sängerbund Rheinland-Pfalz: 1976 in Siershahn und 1981 in Idar-Oberstein. In diese Zeit fallen auch die Jubiläen des Chores aus Anlass der 90-Jahr-Feier (1973) bzw. des 100jährigen Bestehens (1983). Musikalische Glanzlichter waren die zahlreichen Chor-, Solisten- und Instrumentalkonzerte. Im Februar 1994 endete nach 23 Jahren die Tätigkeit von Adolf Wirz als Dirigent, ihm folgte am 1. März Viktor Gabedow aus Odessa/Ukraine.
Seit August 2013 ist Wassily Kotykov, geboren in Dnjepropetrovsk/Ukraine, neuer Chorleiter, der in kurzer Zeit positive Akzente setzen konnte. Sein Credo: Man kann auch mit wenigen Sängern gut singen kommt bei den Sängern gut an.
Zurzeit sind wir noch 23 aktive Sänger. Wer Lust und Zeit hat, ist herzlich gern eingeladen, bei uns mitzumachen.
Kontakt:
Männerchor 1883/1912 Koblenz-Horchheim
1. Vorsitzender Hans Josef Schmidt
Bächelstr. 7, 56076 Koblenz; 0261-408563; jopa.schmidt@gmail.com