Horchheim, 26. April 2024 | In der Schützenhalle der Schützengesellschaft Koblenz-Horchheim versammelten sich Mitglieder und Gäste der Heimatfreunde Horchheim e.V. zu einer erwartungsvollen Veranstaltung. Der Veranstaltungsraum war gut gefüllt, und die Teilnehmer waren gespannt auf den bevorstehenden Vortrag mit historischen Fotos, geleitet von Manfred Böckling.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Andreas Weber begann die Veranstaltung pünktlich. Herr Böckling eröffnete den Vortrag mit einer Einladung zu einer Zeitreise. Er versprach, mittels historischer Fotografien ein Bild vom Koblenz des späten 19. Jahrhunderts zu zeichnen und darauf hinzuweisen, welche städtebaulichen Veränderungen sich in dieser Zeit vollzogen haben.

Um 1860 war Koblenz eine preußische Festung und Garnison, was sich deutlich im Stadtbild widerspiegelte. Mehr als ein Drittel der Stadtfläche war Militärgelände, was die Bedeutung der damaligen militärischen Präsenz verdeutlicht.

Prägend für das Stadtbild von Koblenz waren die Festungsanlagen, die in dem Vortrag eindrucksvoll dargestellt wurden. Von der Festung Ehrenbreitstein bis zum Mainzer Tor zeigten die Bilder die beeindruckende Architektur, die das Gesicht der Stadt im 19. Jahrhundert geprägt hat.

Eine der zentralen Sehenswürdigkeiten dieser Zeit war die Schiffbrücke, die auf den historischen Fotografien eine prominente Rolle einnahm. Herr Böckling erläuterte die Funktionsweise der Brücke und wies auf die Herausforderungen hin, denen sich die Fotografen damals stellen mussten, wie z.B. die langen Belichtungszeiten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Vortrags war die Rolle der Fotografie als historisches Dokument. Herr Böckling betonte die Bedeutung von Schwarz-Weiß-Fotografien als authentische Zeitzeugnisse und warnte vor einer Verfälschung durch nachträgliches Kolorieren.

Der Blick von Ehrenbreitstein über die Stadt zeigte eindrucksvoll die militärischen Befestigungsanlagen, die das Stadtbild prägten. Die Festen Kaiser Alexander und Kaiser Franz waren noch intakt, als von 1866 bis um 1910 im Schutz der Feste Franz das umfangreiche Wagenhaus-Gelände für die Fahrzeuge des VIII. preußischen Armeekorps entstand, das bis heute Lützel mitprägt.

Die Stadtbefestigung spielte im 19. Jahrhundert eine entscheidende Rolle im Leben der Koblenzer. Die verschiedenen Stadttore wie das Löhrtor und das Mainzer Tor wurden als wichtige Verkehrsknotenpunkte beschrieben, die nach 1886 im Zuge des Ausbaus des Verkehrsnetzes umgebaut wurden.

Das Deutsche Eck wurde als Teil der Stadtbefestigung betrachtet, bevor ihm bis 1897 das Kaiser-Wilhelm-Denkmal vorgesetzt wurde und es zu einem nationalen Symbol wurde.

Auf dem Asterstein und der Karthause entstanden Fachwerkkasernen, die bis zum Ende des Ersten Weltkriegs genutzt wurden. Diese Gebäude waren bewusst leicht gebaut, um im Schussfeld der Festung Ehrenbreitstein sowie der Feste Kaiser Alexander und des Forts Großfürst Konstantin schnell abgerissen werden zu können.

Auch das zivile Leben in Koblenz wird durch Fotografien aus dem späten 19. Jahrhundert illustriert. Prominente Persönlichkeiten ließen sich von Fotografen wie Heinrich Thomas und Fritz Hegmann ablichten, städtische Beamte in Uniform posierten stolz mit ihren Ehefrauen.

Von Ehrenbreitstein aus bot sich ein Überblick über die Stadt, der die markanten Kirchen wie die Kreuzkirche und auf der Koblenzer Seite die Liebfrauenkirche sowie bedeutende zivile Gebäude wie das Amtsgericht und das Priester- und Waisenhaus, das damals als Regierungsgebäude diente, zeigte.

Die Koblenzer Kirchen waren Veränderungen unterworfen. Die Florinskirche trug infolge eines Blitzschadens klassizistische Turmhelme, bis sie 1894 wieder stärker ihrem mittelalterlichen Bild angeglichen wurde, die Kastorkirche ersetzte 1861 ihr klassizistisches Portal durch ein neuromanisches, um ihr mittelalterliches Aussehen zu betonen. Interessant auf den Fotos ist die Lage des Kastorbrunnens, der ursprünglich in der Achse zwischen Kirche und Kastorstraße stand. Der Brunnen wurde später versetzt, um Platz für Parkplätze zu schaffen.

Der Clemensplatz diente der Garnison als Paradeplatz, auf dem regelmäßig Militärparaden abgehalten wurden. Der Platz hat sich im Laufe der Zeit verändert, aber der Obelisk und das Theater erinnern noch an die Vergangenheit.

Die Schlossstraße wurde als Prachtstraße mit stattlichen Bürgerhäusern und Vorgärten angelegt, die heute nicht mehr existieren. Der Blick auf das Schloss zeigt, wie es damals gärtnerisch präsentiert wurde.

Der Kaiser-Wilhelm-Ring und der Kaiserin-Augusta-Ring, heute Friedrich-Ebert-Ring und Moselring, war ein prächtiger Boulevard mit der städtischen Festhalle als Endpunkt. Während die Festhalle im Laufe der Zeit verloren ging, blieben einige markante Gebäude wie die neue Oberpostdirektion erhalten.

Der 1902 vollendete Hauptbahnhof war ein weiteres wichtiges stadtbildprägendes Bauwerk. Leider wurden im Laufe der Zeit einige architektonische Elemente wie die Bahnsteighalle und der zentrale Turmaufbau kriegsbedingt zerstört oder abgebaut.

Die Südliche Vorstadt erfuhr ab 1890 eine grundlegende Veränderung, als die Stadtbefestigung abgetragen wurde und Platz für neues Wachstum geschaffen wurde. Unter der Leitung des Kölner Stadtbaumeisters Hermann Josef Stübben entstanden neue Wohnquartiere mit prägenden Straßenachsen wie der Mainzer Straße und der Hohenzollernstraße.

Die Josefskirche, im Jahr 1897 geweiht, war ein eindrucksvolles Zeichen des katholischen Selbstbewusstseins und wurde bewusst so gestaltet, dass sie das Stadtbild prägte.

Die Mainzer Straße entwickelte sich zu einer Prachtstraße mit historistischen Gebäuden und mächtigen Türmen. Die Entwicklung der Vorstadt war geprägt von Villenbau und einer geplanten Urbanisierung.

Ein besonderes Augenmerk wurde auf die städtebauliche Gestaltung gelegt, um Grünflächen und Bepflanzungen entlang der Straßen zu integrieren. Der Verkehr war damals noch überschaubar, mit wenigen Autos und vorwiegend Kutschen und Straßenbahnen.

Die Kaiserin-Augusta-Anlagen waren ein beliebter Ort für Spaziergänge und Freizeitaktivitäten. Kaiserin Augusta hatte sie gestiftet, um Bürgern aller Schichten die Möglichkeit zu bieten, die Natur zu genießen.

Schließlich wurden die Zuhörer auch in die Laubach geführt, eine Peripherie der Stadt. Das Leben dort war etwas einfacher und noch viele Pferde waren unterwegs, die ihre Spuren hinterließen.

Herr Böckling beendete den Rundgang mit einem Blick auf die Wälder, die bereits um 1900 als Spazierrevier angelegt waren. Die Forsthäuser dienten damals auch als Gastronomiebetriebe für die Besucher. Ein historisches Foto zeigt das Hotel Rittersturz, das bereits als Restauration existierte.

Ein Aussichtsturm auf dem Dommelsberg bot einst einen schönen Blick auf die Stadt, leider gibt es kein Foto davon. Eine Ansichtskarte zeigt jedoch ein Aquarell dieses Turms.

Schloss Stolzenfels zog ebenfalls viele Besucher an, wie eine Aufnahme mit einem modernen Dampfschiff vorbeifahrend zeigt. Der Schriftsteller Victor Hugo beschrieb in seiner Rheinreise die Veränderungen durch die modernen Dampfschiffe, die den einst stolzen Burgen der Ritter ihren Dampf entgegenbliesen.

Wir bedanken uns von Herzen bei Manfred Böckling für seinen inspirierenden Vortrag. Es ist uns eine große Freude, ihn auch im Vorstand der Heimatfreunde Horchheim willkommen zu heißen.

Auf seiner Website, Manfred-boeckling.de, präsentiert Manfred Böckling eine Fülle an Informationen über Koblenz sowie Führungen durch die Stadt.

Wir danken auch der Schützengesellschaft Koblenz-Horchheim für die professionelle Unterstützung und den hervorragenden Service, ohne die der gelungene Vortrag nicht möglich gewesen wäre.


Text © Andreas Weber 2024 – Nach einer Transkription des Vortrags von Manfred Böckling
Photos © Achim Friederich 2024 – Alle Rechte vorbehalten

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