von H. J. Schmidt – Horchheimer Kirmeszeitung 1967 und 1968
Wohl mancher Horchheimer könnte sich nach dem Sinn und der Berechtigung eines solchen Artikels fragen, da man sich doch als Einheimischer und somit des „Horchheimer Platts“ mächtig fühlt. Die Tatsache aber, dass von den Horchheimer Bürgern nur noch ein geringer Prozentsatz richtig „Platt“ sprechen kann, ist ein Beweis da-für, wie sehr unser Heimatdialekt zu verschwinden droht und sich mit den Sprachelementen anderer Dialekte zu vermischen beginnt. Die Zeiten, in denen in der Schule noch „Platt“ unterrichtet wurde, sind schon lange vorbei, und so geraten durch die Schule und durch die Notwendigkeit, sich der hochdeutschen Sprache bedienen zu müssen, viele Redensarten und Wörter unseres Dialektes in Vergessenheit. Ein weiterer Grund dafür ist aber auch, dass das Interesse am Dialekt doch sehr gering ist, und es oft als mangelhafte Bildung angesehen wird, sich im Gespräch seiner Mundart zu bedienen. In dieser Beziehung belehrt uns aber die Wissenschaft eines Besseren, denn die Mundartforschung hat sich heute immer mehr zu einem selbständigen Zweig der Philologie entwickelt, dient sie doch der Erforschung der kulturellen Entwicklung eines Volkes und vor allem der Sprache selbst. Um der Gefahr des völligen Verschwindens unseres Dialekts entgegenzuwirken, soll das Folgende darum ein Versuch sein, einige charakteristische Ausdrücke aus dem richtigen „Horchheimer Platt“ zu sammeln und sie den Horchheimer Bürgern wieder in Erinnerung zu rufen, damit nicht auch noch dieser an und für sich schon wichtige Rest in Vergessenheit gerät.
Als Überleitung in unser kleines „Wörterbuch“ möchte ich hier ein Gedicht bringen, das mir wegen seines treffenden Inhalts sehr am Platze scheint.
Moddersproch
Wer alldäschlich Platt doht schwätze,
goht domit kei Ehr verletze.
Manchmol trifft mer Leit im Lewe,
die net mie gewohnt sich gewe,
weil se wolle huhdeitsch rede,
dohn se grod donehwertrete.
Denne rat ich: Laßt die Faxe!
Schwätzt doch, wie dat Maul et kann,
wie de Schnawel eich gewachse,
dann wierd ihr de best verstann!
Achile = essen
Aebsch = verkehrt, links
Appel = Apfel
alle Ritt = jeden Augenblick, oft
Ahldrescher = Altwarenhändler
anstelle = etwas Schlimmes tun
Au = Auge
Ähsch-Egge,
Ähieschlitten = Schlitten, auf dem die Egge transportiert wurde
annerschder = anders
ausgeliert = ausgelernt
arsch = arg, sehr
awei = jetzt
Arzem = Arzheim
abkürze = abkürzen
Anfänkhulz = Zündspan
awwer = aber
Babbelersch = Schwätzerin
barwes = barfuß
bekäppe = verstehen
Bullesje = Gefängnis
Butzemann = Schreckbild für Kinder, verhärteter Nasenschleim
Ballotegänger = herumziehender Musikant
Bibbsche = kleines Huhn
blärze = weinen, heulen
Blembes = dünner, leichter Wein
Brähsem = breiter Weißfisch
Braß = Kummer, Sorge
Bunsele = Pferdeäpfel
Bummes = kleines Fass
Bröh = Flüssigkeit
Brutsch = Mund
Biehrscht = Bürste
brozze,
brumme = schnell laufen
bahl = bald
beduppe = betrügen
batsche = schlagen
Bedeler = Bettler
bies = böse
Boch = Buch
bestußt = verrückt
Brahli = Flurbezirk Breidel an der Arzheimer Grenze,
blätschenaß = durch und durch nass
Bihrd = Bündel
Bachus = Weinprobierer
Bihre = Birnen
Bröhmele = Brombeeren
Dabbes = tölpelhafter Mensch
Dadderich = Zittern der Hände
Debbekooche = Kartoffelkuchen
Döppchensspiller = Glücksspieler
Dummdaade = Dummkopf
Dier = Tür
dier = dürr
detze = herunterwerfen
drötsche = regnen
driehn = tragen
dohn = tun
durienonner = durcheinander
dodonne = von da
Dell = Beule
Dotz = Kopf
Dill = Brett
Dirischent = Dirigent
driwwe = drüben
Danzmensch = Tanzpartnerin
de hinnerscht,
de verderscht = vorwärts, rückwärts, hinten, vorn
Deisel = Deichsel
Denn = Tenne
Dreidroht = ungeschickter Mensch
doninn = da hinten, da hinein
Dilledopp = Kreisel
ebbes = etwas
Erwes = Erbse
Eulesaisch = schlechter, warmer Wein
elang = vorbei
esu = so
eloh = da
Erdrutscher = Schlitten
erunne – eruff = herunter, herauf
eriwwer = herüber
Eiermahlsche = Eierverkäuferin
Eulekaitzje = Totenvogel
Eisebähnerkeh = Ziegen
emo = einmal
Fissem = Faden
fieß = hässlich
Fitzelche = ein. kleines Stück
Fissematente = faule Redensarten, Ausflüchte
Funkelefause = (närrische) Gedanken
Fatze = Fetzen
fautele = im Spiel betrügen
fehje = laufen, rennen, fegen
Flappes = Narr
Flehje = Fliegen
Flitzeboche = Pfeilbogen
fräd = zäh, hart
Frah = Frau
Frack = Sack unter dem Rock, der über dem Gesäß getrogen wurde
frehjer = früher
Föhrschte = Fersen
geckisch = verrückt
Gedöhns = viel Umstände machen
gährkse = knarren
Gehrt = ein biegsamer Zweig
gluckse = Brüten der Hühner
grön = frisch, jung, frech
Gewärjel = Gedränge
gehre = gern
Gahde = Garten
ginn = gehen
Gehannsdach = Johannistag
gell = nicht wahr
gehl = gelb
gebliwwe = geblieben
gedrescht = gedroschen
Gejauner = Gejammer
gehrks = knarren
Geeß = Gießkanne,
gekennt = gekonnt
Gedämpte = geschmorte Kartoffeln
Grind = Ausschlag
Grahwe = Graben
gehwe = geben
Holzklombe-Gymnasium = Volksschule
Heinzelmännche = eine kleine Wurst für Kinder am Schlachttag
Herrgottsdierchte = Sonnenkäfer
Hinkel = Huhn
Höhner = Hühner
Hahne = Hähne
Hähnernist = Hühnernest
Huhbainer = langfüßige Spinne (Weberknecht)
Huhsaischer = stolzer aufgeblasener Mensch
Hombe = Pokal
Hiwwel = Hügel
Hahwe = Hafen
Hawill = Kreuzhacke
Hundsforz = Gerstenkorn
Hänn = Hände
Himbt = Hemd
Hickele = auf einem Bein hüpfen
hänke = hängen
hottisch = schnell
huhdeitsch = hochdeutsch
hei danne = von hier
Hell = Hölle
ä haicht = er haut
hinne widder sein = schwach, entkräftet sein
Hihr = Eichelhäher
Hemmschoh = Holzklotz zum Bremsen
Hin- und Hersack = Rucksack
Hundsvoiule = falsche Veilchen
Heibsche = Häubchen
Hähb = Werkzeug zum Abhauen von Asten,
Hähbsche = Werkzeug zum Schneiden der Weinstöck
iwwerenanner = übereinander
illes = verrückt
iwwerisch = übrig
irscht = erst
jaunere = jammern, klagen
juckele = wackeln
klappe = passen
Keilkopp = ein eigensinniger Mensch
klemme = stehlen
Klohwe = ungebildeter Mensch
Kännel = Dachrinne
Knurz = ein kleiner Mensch
Kurscht = Brotkruste
kräbbels = kriechen
Kratzbirscht = streitsüchtige, hinterlistige Person
Kummere = Gurken
krumpelich = faltig
klotze = anstieren
Krebbelcher = Reibekuchen
Krommbiere = Kartoffeln
Kubbe = Haufen
Krutsch = Frosch:
Krinchel = Stachelbeere
Krowes = Unkraut
Karscht = Zweizack
kuriniere = ärgern
Knuppe = stämmiger Bursche
Kabäusje = kleiner dunkler Raum
Kabänes oder
Karenmann = großer Kerl
Kaul = Bett
Krotz = Apfelrest
Krotz abschneide = den Hals abschneiden
Kehwirz = Maikäfer
Kerf = Körbe
Kinnerscher = Kinder
konderbont = kunterbunt
klitsche = schlittern
Kahweier = Eichhörnchen
Kiersch = Kirsche
Keresch = Kirche
Kumpe = tiefe Topf Art
Knepp = Knöpfe
Kreift = Mistgabel,
Kaff = kleines Dorf
Klappere = Ersatz für die Schellen in der Osterzeit
Kaputthehtsche = Häubchen, das unter dem Kinn zusammengebunden wurde
Kringel = Vorrichtung, die zum Tragen der Körbe auf dem Kopf benutzt wurde
Knulle = Runkelrüben
Krumm = Sichel
Kopriolsche = Umhang
Kihtz = Tragkorb
Krummholz = Vorrichtung zum Aufhängen der Schweine noch dem Schlachten
krehn = kriegen, bekommen.
Länne = etwas an das Ufer ziehen
Lappes = langer Kerl
Läpsch = fade, geschmacklos
Lavumm = große Trommel
Lahkes = ein schwerer Mensch
Lämmes = Schaf
lange = schlage
Läpsch = Lippe
linne = leihen
leef = lieb
et langt = es reicht
laustere = lauschen, lauern
lemmes = erschöpft
lo = da, dort
lock = locker
lunzele = ruhen
Latsche = Schuhe
lähje = legen
Langfurt = Vorrichtung zum Verlängern der Wagen beim Holztransport
Mauscher = Feldsalat
muckse = sich bewegen, einen Laut von sich geben
die Mann = Wäschekorb
Meckes = Schaf
Motzkopp = ein eigensinniger Mensch
Mannhaus = Empore (Kirche)
morje = morgen
majurem = meine Güte
en Mann = ein großer Korb
Muhre = Möhren
Mertesfeier = Martinsfeuer
Mahthocke = Frauen, die auf den Markt gingen
mähje = mähen
ä mischt = er macht
Mill = Mühle
Mischanik = drehbare Bremse am Ende des Wogens
Muhl = Vorrichtung zum Brühen von Schweinen
Niffneff = eine Person, die durch eine Hasenscharte sprachlich behindert ist
Nassauer = ein Mensch, der nicht gerne bezahlt, ein Schmarotzer
Nache = ein Kahn
nackele = necken
Nixnotz = Tunichtgut
närjends = nirgends
Nähl = Nägel
Nah = nein
Nehwel = Nebel
Nett = Antoinette
nohmend = guten Abend
offgarwele = auftreiben
Omerzel = Ameise
orjele = drehen
ohwe = oben
Ohdem = Atem
Ohzt = raffinierte Person
Orwer = Urbar
ohmends = abends
Panz = dicker Bauch
Patt = der Pate
pittele = mit den Händen fortwährend an etwas herumspielen
plotze = stark rauchen
Placke = Lappen, Flicklappen
Pohrtz = Tür
Posauneengel = Kind mit dicken Backen
Panzpein = Bauchweh
Plesswieh = Kopfweh
Plattkopp = Glatze
Pingste = Pfingsten
pischpere = lispeln, flüstern
Plooch = Pflug
plätsche = heftig regnen,
Pluntz = einfache Blut- und Leberwurst
Pund = Pfund
Quetsche = Pflaumen
Quant = ein Schelm
quengele = fortwährend klagen
Quellmänner = Pellkartoffeln
quittegel = quittengelb
Raffschniß = zahnloser Mund
rattekahl = ganz und gar kahl
retzeruth = ganz rot
Rotzlöffel = Grünschnabel
Riß = Schläge
räkele = ungeschliffen ausdehnen
ramsche = raffen, stehlen
roppe = rupfen, reissen
Ruckert = Taubert
runderum = rundherum
ruht = rot
Rähjeguß = Regenguss
Rih = roh
Reiser = Reisig
Ruschelscher = Rüschen
Remmeler = Rammler
Rummele = Runkelrüben
Rumpelemill = Knollenmühle
Reibert = Tasche über dem Rock,
Rahf = Rabe
Rähst = Rast
Schulleranzen = Schultornister
Schabellsche = Fußbänkchen
Scherwel = Scherbe
scharwenzele = um jemand herumspringe
Schlinik = Türklinke
Schmachtlappe = Schmarotzer in höchster Potenz
Schmeitz = große Fliege
Schnorres = Schnurrbart
Schnuht oder
Schnüß = Mund
Schwelles = dicker Kopf
Stumpe = Zigarre
strunze = prahlen
Schaute = Narr
schenne = schimpfen
schibbele = wälzen
Schlawittiche = Rockzipfel, Kragen;
Schüpp = Schaufel
Speiß = Mörtel
Schutt = Platzregen
schwahte = prügeln, prahlen;
Schliver = Splitter
Schlapperschniß = schwatzhafte Person
Schandit = Gendarm
Stellahsch = Gestell, Gerüst
schroh = hässlich
Schlappe = Schuh
Schnäl = Schnecke
Schmeck = Peitsche
spauze = speien
Schlaiereil = schmutzige, ungekämmte Frau
stinn = stehen
stropse, stripse = stehlen
Schnawel = Schnabel
schwätze = sprechen
schepp = schief
schien = schön
Schrauf = Schraube
spinne = verrückt sein
Stipp = Staub
Strih = Stroh
Schees = Droschke
Stekkelsche = Stück
Schanze = Reisigbündel
Schlopp = Schleife
Schlotterbichs = Geizhals
Stick = Butterbrot
Schnißkettche = Kopfgestell (Ochse, Pferd)
Schmisettsche = Papierkragen
Sutterklohwe = Tabakpfeife
Sähnz = Sense
Scheier = Scheune
Seih = Sieb
schikker = betrunken
Stecke = Stock
Simmer = Scheffel zum Messen v. Getreide
Schnetzele = getrocknete Apfel oder Birnen,
schlihn = schlagen
Splihkepp = Schuhnägel
Schonnstefähjer = Schornsteinfeger
Schranche = gewölbter Tisch, in dem die Schweine noch dem Schlachten nachgesäubert wurden
Schmand = Rahm
Schoppe Blech = halbes Liter zum Messen der Milch
Torpert = Dummkopf
tottele = stottern
torkele = taumeln
Trampeldier = schwerfällige Weibsperson
Traufel = Maurerkelle
Titt = Papiertüte
tiftele = kleine Arbeiten machen
tohke = packen
Tohtsch = Hand
Trippsdrill = tölpelhafter Mensch
Truntschel = dicke Weibsperson
tohbisch = tapsig
eine tachele = eine Backpfeife geben
sich taumele = sich beeilen
trendele = langsam machen
tespediere = disputieren
Tähte = Spitze
Truntschel = Amsel
Uhrepittcher = Ohrwurm
urze = verderben
uze = necken, spotten
Uzvuel = Spottvogel
überküppele = etwas übergeben
unnerenanner = untereinander
Uhstere = Ostern
verbabbele = sich versprechen
verpänze = sich überessen
verschlampe = verderben
vertusche = verheimlichen
verpicht sin = begierig sein
verhunze = verderben, verunstalten
verzehle = erzählen
verknause = ertragen, leiden
verzottele = verlieren
vermöhwele
vertubboke
verwichse = verhauen, schlagen
verdrähje = verdrehen
verschdin = verstehen
verläpsche = verschütten
Vierzänner = Vierzahn
verhozzelt = geschrumpft, vertrocknet
Vergneje = Vergnügen
verstoch = versteckt
Wacker = Pflasterstein
Wampes = dicker Bauch
Wäsem = abgehobenes, trockenes Stück Rasen
wenzele = wälzen
Wichs = Prügel
Wurschtstitzche = Wurstende
walke = prügeln
watschele = schwankend gehen
Winnelwaich = windelweich
Wutz = Schwein
Wespel = Wespe
Wehder = Wetter
Wörem = Würmer
wieh = weh
wehre = werden
Wingertspähl = Weinbergpfähle
Witt = Weide- oder Haselnuss Gerten
Winnisch = wenig
Wiss = Wiese
Willefje = Anker mit 5 Zacken
Zammel oder
Zaubel = schlampige Weibsperson
Zutt = Abflußröhre
Zoschostere = zukommen lassen
Zwokkel = Zwerg
Zores = Krach
Zippel = einfältiger Mensch
zeirscht = zuerst
Zilles = große Murmel
zefridde = zufrieden
Zänn = Zähne
zerick = zurück
Zuckerbunne = Bonbons
Horchheimer- Spitznamen
Wesentlicher Bestandteil einer Mundart sind auch die überall so beliebten Spitznamen, die aus dem Gemeinschaftsleben einfach nicht fortzudenken sind. Darum soll nicht versäumt werden, an dieser Stelle einige typische Horchheimer Spitznamen aufzuzählen.
Utter, Eise-Hein, Bombe-Hein, Motte-Karl, Masche-Karl, Kognak-Pepe, Dunkelpeffer, Imbis, Backstein-Käs, Schlemmer-Hein, Inquasi, Eier-Kall, Woll-Jusep, Fulder, Violer, Moond, Schwabbel, Goldfinger, Ballewutz, Bunnes, Butter-Willi, Baracke-Dick, Wunder-Knubbe, Hubbitz, Hyäne-Pitter, Peife-Sepp, Wurscht, Spatz, Dudefoul, Fackel, Milch-Kätche, Homb, Pittere-Pappe, Schmälshäus’che, Milch-Greta, dat Nauda, Berliner-Käth, dat Stein’che, Österreicher-Franz, Schickelhuber, Figaro, ahl Kitebotsch, Kanariefoul, Bibbe-Fränzje, Aueblick, die Keerz.
Wir hoffen, daß wir bei unserer Aufzählung niemand zu nahe getreten sind, denn da all diese Namen nicht in böser Absicht geschrieben sind, glauben wir, daß uns auch niemand böse Absichten unterlegen wird.