Eine neue Lektion in Hoschemer Platt

von Robert Stoll
Horchheimer Kirmes-Magazin 1983 – 1985

Ganz im Sinne dieser Zeilen der Koblenzer Heimatdichterin Josefine Moos stellte Hans Josef Schmidt in den Kirmeszeitungen 1967-68 „Hoschemer Platt für Anfänger“ vor. Wir wollen den Mundartkurs weiterführen. Machen Sie also mit, liebe Leser! Es gibt zwar kein Diplom für erfolgreiche Mitarbeit, aber sicherlich viel Spaß bei der Wiederentdeckung „unserer Moddersproch“!

Viele der Wörter und Wendungen sind dem 1876 veröffentlichten Buch „Coblenz in seiner Mundart“ von Julius Wegeler entnommen. Zwar war Horchheim zu jener Zeit noch längst nicht eingemeindet, aber unser Dialekt kannte schon damals keine Barrieren. Allerdings beklagte Wegeler auch bereits die Tatsache, dass unser Platt immer weniger gesprochen wurde. Heute gilt wie damals die Aufforderung, die Hoschemer Mundart nicht untergehen zu lassen. In ihr fand die wechselvolle Geschichte unserer Heimat ihren Niederschlag, wie die Herkunft zahlreicher Wörter aus dem Französischen, dem Hebräisch-Jiddischen und dem Niederländischen belegt. Aber auch in unserer Zeit bereichern immer wieder neue Wendungen unser Platt. Die folgende Wortsammlung macht dies deutlich. Wir hoffen, dass Ihnen, liebe Leser, diese Nachhilfe in Hoschemer Platt Vergnügen bereitet.

 

Et Scheenste es die Moddersproch!

Kai Wonner, dat mer an ihr hänkt,
weil se dat Beste, Teefste doch,
wat ons beseelt, zom Ausdruck brengt!
lhr Läit!
Ehrt Euer Heimatsproch en Lust on Leid,
en Gleck on Schmerz,
se es on blaift en Quickborn doch,
e Labsal fir Gemieht on Herz!

 

Hoschemer Platt | Wörterbuch

A

abbe ― eitern; „dä Finger äbbt“ Abbedehker ― Apotheker abere ― Speichel verlieren
abmorkse ― töten absteche ― den Wein aus dem Faß in ein anderes umfüllen Abtritt ― Klo, der früher meist im Freien zu finden war
Affegade ― Advokaten, Rechtsgelehrte ahl ― alt; die Ahl – die Alte; ahl Tesch ― verschrobene alte Frau
Aische ― kleine Eiterbeule alert ― munter, lustig allemol ― alle zusammen, sämtlich
alleweil, awäh ― jetzt, hier Ambrasch ― Lärm, Spektakel Amt ― dat Huhamt; die Hauptmesse an Sonn- und Feiertagen
anig ― einig Ank ― der Nacken, Genick; „Dau gres e paar en de Ank!“ Ästemiere ― Wertschätzung zeigen
Atteration ― Aufregung Atzel ― Elster; „E klaut wie en Atzel!“  

B

Bagasch ― unbequemer Anhang; „Watt en Bagasch!“ (Gepäck) Bahai ― Aufhebens; „Mach net su en Bahai!“ Bahr ― für Nachttopf; Bahreschesser (Niederlahnsteiner)
Bajerre ― Schranken Bajes ― altes Haus Bajuff ― für franz. Besatzungssoldaten
Bäkes ― grober Mensch; „Bes dau en Bäkes!“ balldowere ― etwas auskundschaften; ausdenken, aushecken Ballewutz ― Friseur
balliatsche ― palavern, viel reden Bämbelcher ― Ohrgehänge bambele, bammele ― herunterhängen
Bammel han ― vor etwas Angst haben Bänkele ― den Garten tief umgraben Bäredreck ― Lakritz
Barwe ― Fisch Batsch ― Dreck Batschel, batschele ― Einer, der viel redet; viel reden
bedrepst ― traurig, betrübt beduppe, beduppele ― betrügen, überlisten befuttele ― jemanden hereinlegen
bekloppt ― beschränkt Bellerche ― der zahnlose Kiefer Bennel ― Bindfaden, Kordel
berappen ― bezahlen Berkel ― Fruchtgehänge; Ast mit Früchten Berzel ― der Steiß; „lch hau der paar vor de Berzel!“
beschummele ― betrügen Beschummeler ― Betrüger Beß ― Biß
beßje, e ― ein wenig bestrenze ― bespritzen Bettlad ― Bettstelle
bewäje ― bewegen Bickel ― Kreuzhacke Biljet ― Fahrkarte
Bimbes ― Rübenkraut birschte ― bürsten Bix ― Büchse
blärze ― weinen, heulen Blärzer ― Heuler Bläß ― Schnur an der Peitsche
blate ― die Blätter (bei Rüben) abbrechen bleche ― zahlen Bleß ― der weiße Fleck auf der Stirn der Pferde; auch für Kopf „Has de dir de Bleß gerannt?“
Bleßpein ― Kopfweh Bliesje ― Bluse blose ― blasen; auch für trinken; „Has de eine geblos?“
Blosert ― Luftikus, Schelm Bluns ― Hausmacher-Wurst blus ― bloß
bödeme ― Fußboden verlegen Bohle ― dicke Bretter bolkere ― Krach machen
bollere ― rumpeln, poltern bossele ― kleinere Gegenstände fertigen; „En Bosseler sen“ botze ― putzen
Box ― Hose; Boxeflecker Boxesack ― Hosentasche Brabbes ― Brei
Brechenskrombiere ― Soßekartoffeln Breckelcher ― Horchheims Brücken über die Eisenbahn Bredullig ― Klemme, Notlage; „Dä setzt en de Bedrullig“
Brelles ― Brüller, Schreier Brommer ― Brummer; „Wat en Brommer!“ brotzele ― langsames Kochen oder Braten; „Et brotzelt en de Pann!“
bruch on dalles ― nicht niet- und nagelfest bruddele ― in Flüssigkeit blasen, so daß ein eigener Ton und Blasen entstehen; „En Bruddeler“ brunzelich ― bräunlich; braun-brunzelich
Budick ― alter Laden Bullewatz ― unwilliger Mensch  

C

Chrestbaumsgade ― Garten mit Tannenbäumen Corona ― Menschenansammlung, Sippe, Horde  

D

Dach ― Kopf; „Einem eins off et Dach gewe“ Dalles ― Erkältung; „Sech de Dalles hole.“ Dämel ― dümmlicher Mensch; Dämelsack
dämpig ― dämpfig; „lch han mich dämpig gegeß.“ Danielsche ― kleiner Fisch Dauges ― Gefängnis
Däwel ― Teufel Däwelskerl ― Teufelskerl Deckel ― Hut; „Hat dä en Deckel offm Kopp!“
deije ― drücken, schieben dengele ― Sense schärfen; Äffje dengele – Moped hochtrimmen Deppegucker ― einer, der sich um alles kümmert
Desbedehrer ― Disputierer Desch ― Tisch deswäje ― deswegen
dille ― essen Dippelig ― kleinlich, pedantisch ditsche ― stoßen, schlagen; Eier ditsche an Ostern
Ditz ― kleines Kind; Gebäck am Mertestag doll ― toll Dolles ― Debbekoche, Reibekuchen
domm ― dumm, von Dommbach sein Dookes ― Gesäß; „Gleich get et wat of de Dookes!“ Drauf ― Traube
Drecksack ― Schimpfwort für einen Flegel drendele ― langsam machen driehn ― tragen
driesch ― unbebaut Drippsdrill ― einfältiger Mensch druckse ― herumdrücken
Drutschel ― dicke, schwerfällige Person ducke ― sich beugen Duckes ― nicht offene Person
Duckesje ― kleines Haus dummele ― tummeln dunke ― eintauchen
Dunkesje ― in Kaffee eingetauchte Brotscheibe dusma sein ― still, ruhig sein Dusselder ― Person, die einen schläfrigen Eindruck macht
dussele ― beinahe schlafen; „Do noch e besje dussele!“ dusselig ― schwindelig  

E

ebsch ― schräg, schief Eiderbesser ― ein nicht angenehmer Mensch Elektrisch ― die in früheren Jahren durch Horchheim fahrende elektrische Straßenbahn
Emmes ― etwas Großes „Wat en Emmes!“ Erwes ― Erbse Erwesezehler ― kleinliche Person
eweil ― jetzt expreh ― absichtlich  

F

Fäjer ― Feger, temperamentvolle Person Fäng krieje ― Schläge bekommen Fängholz ― leicht brennbares Holz, Zündholz
faukele ― zögern, fackeln fautele ― Falschspielen Fett, sein Fett krieje ― bestraft werden; „Dau kriegst dein Fett!“
fimmere ― schwindlig werden; mit den Augen: sie auf und zu machen fissele ― dünn, fein regnen; „Et fisselt lauter!“ flämmse ― etwas abbrennen
flatsche ― schlagen Flause ― allerlei dummes Zeug im Kopf haben Fleppe ― Papiere
Flubbes ― saurer, schlechter Wein flumme ― rauchen fluppe ― laufen, vorankommen; „Die Sach fluppt.“
Flutsche ― Flügel foppe ― auf den Arm nehmen Framensch ― Frauensperson
Freckerling ― armseliger Mensch Frenkel ― Jacke, Kleidungsstück Freß ― Fresse, Mund
Friko ― Unikum Fuchtel ― lautes, besserwisserisches Weib Fumm ― Gerte zum Angeln
fumme ― schlagen fummele ― herumspielen Funzel ― Lampe; „ahl Funzel“
Furk ― Grabgabel Furzefänger ― langer Gehrock Fussele ― leichter Regen
futsch ― kaputt, verloren futtele ― falsch spielen, nicht ehrlich Futterasch ― Nahrung, Verpflegung

G

Gabball ― Ball gabsche ― fangen; „Gabsch de Gabball!“ gabse ― nach Luft schnappen, gähnen
Gackse ― Hühnerschrei, beim Eierlegen Galosche ― Überschuhe, altes Schuhwerk gär ― gern
Gätschert ― Eichelhäher Gaul ― altes Pferd Gaupe ― Dachaufbau
Gebämbels ― etwas Hängendes geerft ― geerbt Gefähr ― alles, in dem man fahren kann
gefreckt ― kaputt Geft ― Gift Geftmichel ― zorniger, böser Mann
Geizje ― junger Trieb, besonders am Weinstock Gekappels ― Streiterei Gemell ― Unrat, Müll
gemetscht ― aufgelegt geneißig, ungeneißig ― genügsam, ungenügsam Gerechtigkeit ― Grundeigentum; „Bes dä hin gieht mein Gerechtigkeit!“
geschääkt ― bunt, fleckig geschaßt ― gepackt, gestellt Gescherr ― Geschirr; auch für alles Mögliche; „Wat e Gescherr!“
Gesocks ― liederliche Menschen gesockt ― gelaufen Gewerjel ― Gewühl
Gickel ― Hahn; auch für einen eitlen, stolzen Menschen gickele ― heimliches, unterdrücktes Lachen Giehstehennermich ― für Frack
gihkse ― stechen, besonders mit einer Nadel Gleck ― Glück Glitschbahn ― Rutschbahn
glitsche ― gleiten, rutschen glitschig ― glatt Gnies ― Ärger
Gonn ― Liebe, Freude erweisen; „Einem die Gonn dohn.“ Goode ― Gruß für „Guten Tag“  

H

Häbbes, Häbbesje ― klein, niedlich; auch Kosename Haiduck ― eine nichtehrliche Person häkelich ― schwierig, kritisch
halew ― halb Hänn ― Hände Hannebambel ― eine schmutzige, ungepflegte Frau; „Wat en Hannebämbel!“
Hannebambel ― einfältiger Mensch Här ― Herr Hasebrud ― ein altes Butterbrot
Hau ― Hacke Hau weghann ― nicht ganz gescheit sein Hei ― Heu
Heihannes ― ein ungelenker, steifer Mann Heimermäusje ― Grille Hejel ― Ganove
Hengel ― mehrere Stücke zusammengewachsen oder gebunden; „En Hengel Wurscht.“ Hennere ― Hinterteil, Po, Gesäß heppe ― springen
Heppert ― dürrer Mensch Herrche ― Großvater Heuldopp ― Brummkreisel
himmele ― sterben hinnenrwens ― hinterrücks, unversehens Hipp ― Ziege
hockele ― jemanden auf dem Rücken trittweise tragen; „Dat Hinkel hockelt!“ Holefernes ― Spinner Hoppas ― Sprung
Hoppedetz ― jemand mit springendem Gang Hoppel, en ― Hügel, Erhebung hoppelich ― uneben, rauh
Hospes ― Narr, Schelm Hotzel ― zusammengeschrumpfte Frucht, auch ältere Person; „En ahl arm Hotzel!“ hucke ― sich ducken, niederkauern
Huckesje ― Häuschen Hungerlidder ― geizige Person Hutsch ― mit Kohlen gefülltes Gefäß, das man sich im Winter unter die Füße stellt; auch für leicht frierende Person; „Dau Hutsch!“
Huwel ― Hobel    

I

Itzel ― unsaubere Person iwwer ― über Iwwermot ― Übermut

J

Jammerlabbe ― jämmerliche Person Jobbe ― Jacke Juffer ― Jungfrau
Jungesteg ― Steg zum Rhein, an dem früher nur die Jungen baden durften    

K

Käbberd ― Kopfsprung; „mach en Käbberd“ Kabbes ― Kohl Kaböffje ― kleines Zimmer
Kaff ― kleines Dorf Kamilledehr ― Kamel; als Schimpfwort: „Dau Kamilledehr!“ Kamisol ― Wams „En Rock un Kamisol“
kampiere ― lagern Kanein ― Kaninchen kapores ― zerbrochen, kaputt
Kapp ― Mütze; „Nebe der Kapp sein“ kappele ― zanken, streiten Karnallje ― schurkiger Typ
Karussellegaul ― Pferd, das das Karussell antrieb; und einer, der zuviel getrunken hat; „Dä leift erum wie en Karussellegaul!“ Karweichelsche ― Eichhörnchen Keilkopp ― starrsinniger Mensch
Keit ― ein Korn, auch für ein wenig (etwas); „e Keitje“, „a Keit Brud“ oder „Et fehlt kai Hohrkeit“ (es paßt genau); „Net mieh zo Keit komme“ (Nicht mehr zurecht kommen) Kenne ― Kinder Kermes ― Kirmes
Kinkerlitzjer ― Kleinigkeiten; „Komm mer net met Kinkerlitzjer!“ Kires ― Jacke Kirschtje ― Endstück am Brot
klabestere ― schwatzen, klatschen Klämisch ― jemand, der immer jammert klamm ― feucht
Klauster ― Vorhängeschloß klempe ― das einfache Anschlagen der Glocke, zum Beispiel bei der Wandlung (Halb-Meß) kleppere ― schlagen
Kletsch-Au ― entzündetes Auge Kletschmann ― Kloß Klewbox anhan ― einer, der (an Kermes) nicht heimfindet; „Ä hat de Klewbox an!“
Klöfje ― Tonpfeife Klombe ― Bonbon Klotzkopp ― Dickschädel; eigensinnig
Klowe ― eiserner Haken; Grobian Knäärjellel ― jemand, dem es keiner recht machen kann knaiele ― nagen; „En Kurscht Brud knaiele.“
Knaieles, en ― Nörgeler knaps ― wenig, eng, kaum; „Do net su knapse!“ knatschig ― teigig, nicht ausgebacken, roh; auch „Bes de knatschig?“
Kneistbaitel ― geizig, Geizhals Knettele ― Kot von Tieren Knirsje ― Stückchen
Knollewatz ― eigensinniger Mensch Knorwel ― Schnaps Knotefurz ― kleiner Mensch; „Dau Knotefurz“
knottere ― zanken, meckern; „Dä Knotterpitter“ Knubbe ― Klotz, für stämmige Person Knuff ― schlechte Arbeit; „Wat en Knuff!“
knuffe ― einem einen Schlag versetzen Knussel ― für eine unordentliche Person knussele ― nagen
Knutsch ― Bäcker knutsche ― drücken, zusammenpressen; „dat Mädche knutsche“ Knutze ― Beule
Korinthekacker ― einer, der an allem etwas auszusetzen hat kotze ― husten, sich erbrechen; Mer es zom kotze!“ kotzele ― tauschen
Krakeelbochs ― notorischer Besserwisser Krakeeler ― Meckerer Krälzier ― Geschichten
Kräm ― Handlung, Sache Krampe on Malje ― Haken und Ösen Krangele ― Miesepeter
Kränk han ― von einer Krankheit befallen sein; „Dau has de Kränk!“ krapsche ― fangen, haschen kreckse ― stöhne
kreische, kreitsche ― weinen, heulen Kriewe ― Wundschorf; ausgelassener Speck Kringel ― alles Runde; „En Kringel Wurscht“
Kringele ― sich kräuseln Krips ― Hals; „Holen baim Krips!“ Krisch ― Schrei
krittele ― meckern, kritisieren kriwelich ― kitzlig kriwelle ― jucken
krolle ― kräuseln; die Locke Kromisch ― Heu Krommeldeppe ― Nörgeler
krommer Hond ― schlechter Mensch kropich ― elend, schwach Kroppsack ― ungebildeter Mensch
Krotz ― lächerlich wirkender Typ Krotze ― unbehauene Steine kujeniere ― quälen
kusche ― ducken; „kusch dich“ Kwackeler ― bösartiger Zeitgenosse Kwadudder ― kleiner, lustiger Kerl

L

Laages ― langer, schwerfälliger Kerl, Koblenzer Original Labbes ― schelmischer Typ lackierte Affen ― Soßenkartoffeln
Laid, et ― das Leid Lameng, aus der Lameng ― improvisiert Lämmes ― Lamm
Lamperie ― Fußleiste läppere ― fortwährend, laufend; „Et läppert sich zusamme.“ läpsche ― etwas verschütten; Kinder, die im Wasser spielen
latze ― zahlen lauere ― lauschen leck de Bello ― keine Lust haben
Leim und Sand ― in Horchheim gebräuchliches Sprichwort Leivje ― Leib und Seelchen, Unterhose und Unterhemd in einem Stück Liehnerisch, Liehner ― Lügnerin, Lügner
linne ― leihen loh, eloh ― jetzt, hier Lohnschte ― Lahnstein
Lomp ― Lump, Lappen lppedatsch ― ungeschickter, unbeholfener Mensch lunke ― durchschlagen; hören, achtgeben; „Do e mo lunke!“
luxe ― beobachten    

M

maas, mos ― trocken; „Dat Brud es maas!“ Macke han ― nicht ganz gescheit sein Mackes ― Schläge; auch stark; „Dä hat Mackes!“
malad ― krank, müde mampfe ― essen Mann Gottes ― Anrede an einen Unbekannten
Männcher ― Sprünge Männcher machen ― sich aus einer Sache herausreden; „Mach mer kain Männcher!“ Mannemächer ― Korbmacher
Maschores ― einer, der alle Arbeiten macht maschuke ― durcheinander Massik ― grobe Person
matsche ― durcheinandermengen mause ― suchen, durchwühlen; „Gieh mer net mause!“ mausig ― frech; „Mach Dich net mausig!“
Meck ― Mücke Mendelssohnsboche ― früherer Durchgang unter der Allee zum Rhein (vielen Pärchen noch bekannt) merw ― mürb
Merwel, Mörbel ― Klicker mill, möll ― weich Mille ― Läuse
Minn ― kleiner Fisch minnere ― mindern Missel, der ― Unklarheit, Zweifel
missele ― zweifeln Misserawelkche ― ein Schoppen, der miserabel schmeckt Mobbes ― unfreundlicher Mensch
Modde gren, die ― einem etwas Böses wünschen; „Dä soll de Modde gren!“ Modder ― Mutter Mollbere ― Heidelbeere
möpse ― dumpf riechen, stinken; „Dat möpst!“; auch: „Möpse han“ (für Geld) morjens ― morgens Mottekopp ― ungepflegte Haare
motze ― schmollen, jemandem grollen Muck, die ― Muttersau muckelich ― dick und rund
muffele, müffele ― essen Muffesause ― Angst haben  

N

Nauze ― Fettgebäck, besonders an Faasenacht Nelles, Nölles ― Kopf nerjele ― nörgeln
Nober ― Nachbar Nuckes ― Sau Ochs, dä ― sturer Mensch
off dä Chaussee ― das Straßenstück ab der Schranke nach Pfaffendorf Ohmere ― heiße Asche Ohnmoß, das ― Arbeit, Beschwernis, die nicht notwendig ist
Onnerschied ― Unterschied Ormerz ― Ameise Orschel ― ungepflegte Person
ower ― aber    

P

Pann ― Pfanne Pärd ― Pferd pelzig ― geschmacklos, unempfindlich, hart; „Die Muhre sind pelzig.“
Perong ― Bahnsteig Petsch ― Falte Petsche ― trinke; „eine petsche“
Pick han ― Haß, Groll auf jemanden haben Pips han ― krank sein; „de Pips han“ Plotze ― Druckstellen bekommen; „geplotzte Appel“
Potze ― Pickel, Mitesser Primm, Primmche ― Kautabak  

Q

Quackarsch ― unruhiger Mensch Quande ― Füße Quant ― kleiner Junge
Quatschkopp ― einer, der viel redet Querdreiwer ― einer der sich nicht einfügt Quissel ― einer der gern über andere redet
Quitt ― los, ledig, frei; „Mer sen quitt!“    

R

Rabsche ― hastig nach etwas greifen räcke ― reichen Racker ― Schaffer
rähne ― regnen Rambas ― saurer Wein Range ― großes Stück; „Wat en Range Brud!“
Ranze ― Tornister; auch dicker Bauch; „Has de den Ranze voll?“ rappeldier ― spinnendünn Rappelpack ― Gesindel
Rev ― Rübe Riehdolle ― „Bruder Leichtfuß“ riffele ― fasern; Fäden ziehen
rimmele ― verkrümeln Rinarz ― Stein gegenüber dem Mendelssohnhaus Rittele ― Röteln
Rolles ― Bett, Sofa rolze ― wälzen romore ― rumoren, lärmen
Ros em Panz han ― Wut im Bauch haben rosig, ros ― wütend rotze ― spucken
Rotzert ― frecher, vorlauter Bengel Rotzkolwe ― Pfeife, Nase Rotznas ― kleines, vorlautes Mädchen

S

sabbele ― viel reden; auch verschütten Säckel ― schlitzohriger Kerl saiche, saigen ― pinkeln
Sakadieserhund ― Horchheimer Schimpfwort Säuert ― einer, der es tut Saumensch ― eine auch moralisch unsaubere Frau
sauniggele ― Dreckiges tun Säuwasem ― Gelände am Keitenberg Schacht, em ― der Durchstich der Eisenbahn zwischen Brücke und Lahnstein
schäl, scheel ― linkisch; einer der nicht gut sieht Schälche ― Untertasse Schälseit ― die rechte Rheinseite 1
Schambes ― Sekt Schangele ― Geschicklichkeitsspiel (oft mit Geld gespielt) Schärjer ― Gelegenheitsarbeiter; „Dau Schärjer!“
schaskele ― trinken; „eine schaskele“ schasse ― jagen, packen; „Deh han ich geschaßt!“ Schassewitt ― Sprung, Sturz; „Haste en Schassewitt gemacht?“
Schees ― einspännige Kutsche Scheez ― fauler, primitiver Kerl Schepp ― Schippe
Scheppel ― Trinkgefäß aus Blech, hing früher über dem Krahnen Scherm ― Schirm; „E Schermche stelle“, Luft ablassen Schessewitt machen ― einen oft unfreiwilligen Sprung machen
Schickerbolze ― jemand, der gern trinkt schickere ― trinken schiffe ― urinieren
schilkse ― spielen Schinnoß ― Luder Schlappe ― Pantoffel
Schlappeflecker ― unordentlicher Mensch schlappere ― verschütten schlauche ― naschen
schlauchen ― schaffen; „Dä hat mech geschlaucht!“ schlauchig ― naschhaft, nur das Beste wählend Schlawittsche ― Rockkragen; „Han se dech am Schlawittsche?“
Schlich, die ― Art und Weise, etwas zu machen, fertig zu bringen; „Dein Schlich kenne mer!“ Schlicks ― schluchzen, aufstoßen, besonders bei Kleinkindern schlieh ― stumpf
schliehn ― schlagen Schlupp ― Nuckel 2 schluße ― auftauen; „Et schlußt!“
Schmer ― Brotaufstrich; „Quetscheschmer“ Schmeß ― Schlag, Kraft Schmidtgasse ― heutige Collgasse
Schmier, die ― unsaubere Person schmiere, ein ― schlagen Schmorre ― die Narbe; „Wat has de en Schmorre!“
Schmuh mache ― Gewinn machen; etwas heimlich mitgehen lassen schmuße ― schwätzen, schöntun; „Wat en Schmuß!“ Schnais, die ― für vorwitzige, besserwissende Person; „E Schnaisje“
schnause ― naschen schnaweliere ― reden, sprechen Schneckebau ― Haus im Niederfelder Weg 3
Schnepp, die ― liederliches Weib Schneppe, schneppen ― fangen; auch vorwitzig sein schnippisch ― vorlaut
Schnorke ― Schnake Schnuckele ― gern etwas Süßes essen oder trinken 4 schnuddele ― meckern
schnuffe ― Prise Kautabak nehmen, die Nase hochziehen Schorjel ― ungepflegte Frau Schößje ― Brotform, auch das menschliche Hinterteil; „Et get e paar off et Schößje!“
schrappe ― kratzen; etwas zusammenkratzen Schrompel ― alte, magere Frau schrompelich ― runzelig
Schronne ― Schrunde, Schrinnen schubbe ― kratzen schubse ― schieben
schuckere ― schaudern, frieren; „Et schukkert mich!“ Schullesteck ― Schulbrot schunst ― schon
Schussel ― unbeholfene Person schusselig ― linkisch Schutt ― Schauer
schwabbele ― wallen; etwas das sich hin und her bewegt schwade ― schlagen, prügeln Schwadem ― Dampf; „Et schwädemt“
schwanze ― schwer tragen; „lch han vill zo schwanze!“ Schwart, die ― Mund, Sprache; „Dau Schwarter!“ seitches ― seitwärts
Sell ― Speichel Selles, Seller ― jemand, dem der Speichel aus dem Mund läuft Sembel ― einfältige Person
Sick ― Urin sickele ― urinieren Singele ― leichter Schmerz; „et singelt“
socke ― rennen, laufen; „Dau Socke!“ soon ― sagen Soppes ― Schimpfwort
spachtele ― essen; „Hast de good gespachtelt?“ spack ― eng Spengel ― Stecknadel
Sperregickes ― Hochmut, Stolz Spetzklecker ― Besserwisser Spierche ― wenig, Rest
Spirentzjer ― Stücke; „Mach mer kein Spirentzjer!“ Spitälche ― Gässchen zwischen den Häusern Stein und Ahlbach in der Emser Straße 5 sprock ― brüchig
Staats ― elegant, fein; „staats mache“ Stampes ― ein Brei, in dem der Löffel stecken bleibt Stebb ― Staub
Stebbe ― stauben Stecheler ― Meckerer, Hetzer Stecke ― Stock
Steckelche ― Stück Steip, Steipe ― Stütze, besonders unter reichlich Frucht tragenden Bäumen Stickel ― unfreundliche Person
Stiehsaicher ― offene Unterhose, wie sie früher von Frauen getragen wurde Stiesje ― kleines Bier Stiesje, Am ― Distrikt
Stiewe ― Anfall Stinkert, Stinkstiewel ― unangenehme Person stippich ― eigensinnig, widerborstig, auf für eng: „Et es stippich!“
Stitzje ― Ende, kleines Stück Stiwel ― Hindernis, Hürde; „Mach net su en Stiwel!“ stiwele ― aufstellen, laufen, auch sich herausputzen; „Do dich net su ofstiwele!“
Stömpche ― Rest, Stumpf stompe ― stoßen, jemanden zurechtstompe stompehre ― irremachen
Stoppe ― Stopfen, Korken Stoppelhopser ― zwergenhafter Mensch stretze ― spritzen, Stretzbichs
Strieh ― Stroh Striehgaß, Streichgaß ― heutige Heddesdorfstraße (Gartenstraße) Strolle ― Rolle
stronze ― angeben Stronzer ― Angeber Stross ― Hals
Struwwel ― durcheinander, wirr; „Wat en Struwwel!“ Stußvuel ― jemand, dem beim Gehen anstößt suckele ― saugen
Sünn on Schann ― Sünde und Schande (über den, der an Kirmes einen zuviel trinkt) Sutscheler ― einer, der beim Essen schlürft  
1 da in früheren Zeiten die Schiffe auf dem Rhein von Pferden rheinaufwärts gezogen wurden hatten die Tiere das rechte Auge gegen die Sonneneinstrahlung verbunden
2 Früher ein mit Zwieback und Zucker gefüllter Leinwandbeutel, der den Säuglingen in den Mund gesteckt wurde
3 Spöttisch so genannt, weil sich seine Fertigstellung in den zwanziger Jahren in der Zeit der großen Arbeitslosigkeit lange hinzog
4 Früher für Säuglinge, die mit Behagen an der Brust tranken, daher Schnukkesje
5 Hier befand sich in den Jahren 1813/14 ein Spital (Krankenhaus), in dem vorwiegend verwundete und kranke russische Soldaten behandelt wurden.

T

Tachtel ― Ohrfeige; „Jemandem eine tachtele“ tandele ― zaudern tappsche ― tappen, tasten
Tärm ― Türme tätschele ― tauschen, fühlen Tippel, Tippelche ― Punkt
tooke ― fühlen Trallje ― eiserne Stangen vor einem Fenster; „Henner de Trallje komme“ (ins Gefängnis kommen) trampele ― schwerfällig, langsam gehen
Trätsche ― Schlagregen trepse, tröpse ― tröpfeln Trops ― Tropfen
Tröt ― Trompete; „en Krömmel in der Tröt“ Trottoar ― Bürgersteig (Trottoir) Trutschel ― dicke Person

U

Ulles ― Schlafhaube; auch für schweres Kleidungsstück Untätche ― kleiner Fehler üwerstölpe ― überrumpeln
Uzvul ― einer der zu Späßen aufgelegt ist    

V

veräppele ― auf den Arm nehmen Verdrähter Witz ― Dickkopf verhonze ― verderben, verunstalten
verhoppasse ― verfehlen verhotzelt ― zusammengeschrumpft verjuckse ― etwas (Geld) durchbringen
verkerwelt ― ungehalten, unausgeschlafen verkrotze ― jemandem einen Bären aufbinden verkümmele ― verkaufen, tauschen
vermöwele ― verhauen vernattert ― versessen, eifrig verpolvere ― verpulvern, großzügig ausgeben
verrobbt ― zerzaust verschammere ― verderben verschlicke ― verschlucken
Vertelche ― Viertel Liter Wein Vuel ― Vogel  

W

Waifje ― Weibchen Wammes ― warm; auch Mantel bzw. warme Kleidung watt ― was
Watz ― ungezogenes Kind watze ― weinen, heulen watzig ― seifig, nicht mehlig
Weckel ― Kragen, Kleidung; „An der Weckel kren!“ well ― wild wesche ― wischen
wieh ― weh Wiewieche ― kleine Verletzung bei Kindern winsch, wensch ― schief
wiwele ― bewegen, unruhig sein, hin und her rutschen; wiwelich wuhle ― wühlen Wurschteler ― einer, der technisch unbegabt ist
Wutzedier ― unsaubere Person wutzele ― unkonzentriertes Arbeiten, durcheinander; „Watt e Gewutzel!“  

Z

Zappeduster ― Schluß sein Zaster ― Geld Zaubel ― liederliche Person
zausele ― necken, rupfen; „Dich will ich zausele!“ Zitz on Zores ― Jubel, Trubel, Heiterkeit Zitzekattun ― Baumwollkleidung
zoppe, zoppele ― ziehen; „Zoppholz“ Zwiewel ― Zwiebel, auch für Uhr; „Wat en Zwiewel!“ Zwiewele ― einem zusetzen; „Euch han ich mo gezwiewelt!“

Wegeler, Julius: Coblenz in seiner Mundart und seinen hervorragenden Persönlichkeiten

https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11334725?page=4,5

Rechtehinweis:

https://rightsstatements.org/page/NoC-NC/1.0/?language=de

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