Führung durch die Festung Ehrenbreitstein

29. Juni 2024 | An einem sonnigen Sommertag trafen sich die Teilnehmer der Führung durch die Feste Ehrenbreitstein am Nachmittag vor dem Empfangsgebäude. Gespannt warteten sie auf die Ausführungen des Kunsthistorikers Manfred Böckling, der im Auftrag der Heimatfreunde Horchheim diese Exkursion leitete.

„Wir werden gleich langsam ins Innerste der Festung vorstoßen, auch teilweise durch die Gebäude hindurch. Bis wir dann irgendwann im Bereich des Oberen Schlosshofes ankommen, werden wir noch einige Räume von innen sehen. Sie werden einiges über die Verteidigung der Festung, den Alltag der Soldaten und vieles mehr erfahren“, so Manfred Böckling.

Die Führung durch die Festung Ehrenbreitstein beginnt ganz unspektakulär: Die Teilnehmer benötigen lediglich ihr Ticket, um die Sperren zu passieren und sich vor den Toren der Festung zu versammeln. Trotz einiger Treppen und gelegentlicher Notwendigkeit zu improvisieren, z.B. mit Aufzügen, herrscht gute Stimmung unter den maximal 30 Teilnehmern.

Einige der Anwesenden erinnern sich an frühere Zeiten, als die Festung in deutlich schlechterem Zustand war und als Abenteuerspielplatz diente. Damals konnte man überall frei herumlaufen, und der Kuppelsaal, in dem sich ein veraltetes Café befand, hatte seinen eigenen, nostalgischen Charme. Heute ist die Festung gut restauriert, für Besucher aber auch teurer geworden.

Mit der Bundesgartenschau 2011 wurden zahlreiche neue Einrichtungen und Attraktionen geschaffen. Eine davon ist die Klanginstallation, die den damaligen Soldatenalltag akustisch nachempfindet. Die Installation soll den Besuchern einen Eindruck vermitteln, wie das Leben in der Festung geklungen hat, und so die historische Atmosphäre wieder aufleben lassen.

Von der Römerzeit bis heute

Die Festung Ehrenbreitstein, ein strategischer Punkt über dem Rhein, blickt auf eine 5000-jährige Geschichte zurück. Bereits in der Antike war der Felsen befestigt. In der Römerzeit befand sich hier ein militärischer Vorposten, der vom 2. bis zum 5. Jahrhundert bestand.

Im Mittelalter wurde die Anlage vom Erzbischof von Trier im 12. Jahrhundert stark ausgebaut. Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen begann um das Jahr 1520 der Ausbau zu einer wehrhaften Festung. Trotz zahlreicher Angriffe, insbesondere nach der Französischen Revolution, fiel die Festung erst 1799 und wurde 1801 von den Franzosen gesprengt.

Nach einer Phase der Ruinen übernahm Preußen 1815 das Rheinland und begann mit dem Wiederaufbau. Ab 1817 wurde die Festung in nur elf Jahren komplett neu errichtet und bis 1918 als militärischer Stützpunkt genutzt. Seit den 1920er Jahren steht die Festung unter Denkmalschutz und ist heute ein bedeutendes Kulturdenkmal.

Aufbau der Anlage

Die Festung Ehrenbreitstein ist nach Norden am stärksten ausgebaut, weil vom dort am ehesten ein Angriff möglich war. Die übrigen Seiten waren aufgrund der steilen Hänge nur schwer anzugreifen. Diese natürliche Abwehr wurde durch eine mehrschichtige Verteidigungsstruktur ergänzt. Im Norden bot ein gestaffeltes System aus gedecktem Weg, zwei Wällen mit vorgelagerten Gräben eine starke Verteidigungslinie. Angreifer wären auf diesem Weg ständig dem Kreuzfeuer ausgesetzt gewesen, ohne Deckung finden zu können.

Die steilen Hänge auf den anderen Seiten der Festung machten direkte Angriffe nahezu unmöglich. Das Rheinufer und die Hangseite wurden durch zusätzliche Bauwerke wie den Johannesturm gesichert. Die Zufahrt zur Festung, der Felsenweg, war durch fünf starke Tore geschützt und führte direkt ins Zentrum der Anlage.

Auf der Angriffsseite blicken uns meist 2 Meter dicke Mauern entgegen. Die beeindruckende Kombination aus natürlicher und baulicher Verteidigung machte die Festung zu einem schwer einnehmbaren Bollwerk.


Feldtor

Beim Betreten der Festung Ehrenbreitstein passieren die Teilnehmer das Feldtor, das erste von mehreren Toren der Festung. Das Feldtor erhielt seinen Namen, weil es den Zugang zum Vorfeld der Festung gewährleistet. In Zeiten der Belagerung diente es dazu, Ausfälle aus der Festung zu ermöglichen, bei denen Truppen dem Angreifer entgegentreten konnten. Es liegt etwas tiefer, um Truppen Bewegungen aus einer gedeckten Position heraus zu ermöglichen. Ursprünglich waren alle Tore der Festung aus Holz gefertigt; einige dieser historischen Holztore sind noch erhalten. Im Jahr 1874 wurde das Feldtor modernisiert, um es den fortschreitenden Entwicklungen in der Waffentechnik und Munition anzupassen.

Die strategische Position des Tors und die umgebenden Schießscharten sorgten dafür, dass ein Angreifer von verschiedenen Punkten aus beobachtet und beschossen werden konnte. Die Kanonen waren präzise auf das Tor ausgerichtet, um einen direkten Durchbruch zu verhindern. Die Geschützstellungen im oberen Stockwerk ermöglichten es, das gesamte Vorfeld zu beschießen und den Feind auf Distanz zu halten.

Turm Ungenannt

Wir betreten nun den sogenannten „Turm Ungenannt“. Die Tore der Festung Ehrenbreitstein waren durch tiefe Gräben geschützt, wobei der vor dem Turm Ungenannt besonders tief ausfiel. Über diese Gräben führte eine bewegliche Brücke, meist eine Zugbrücke, die mit Ketten und Rollen versehen war. An den Seiten des Tores befinden sich noch immer die Haken, mit denen die Zugbrücke gesichert werden konnte, um den Zugang zu blockieren. Zusätzlich sind massive Eichenholztore eingebaut, die auch Kanonenbeschuss eine Weile standhielten und bis spätestens 1823 installiert wurden.

Der Turm Ungenannt trägt seinen etwas kuriosen Namen aufgrund einer interessanten Anekdote. Reste einer zerschossenen Inschrifttafel aus rotem Sandstein erinnern daran, dass im Juni 1821 ein russischer und ein preußischer Prinz hier gemeinsam gemauert haben. Diese gemeinsame Tätigkeit führte zu der Geschichte, dass man sich nicht einigen konnte, welchem Prinzen das Gebäude gewidmet werden sollte. So entschied man sich humorvoll, den Turm „Ungenannt“ zu nennen.

Der Name selbst hat jedoch eine viel ältere Tradition. Bereits um 1700 existierte hier in der kurtrierischen Festung ein Bauwerk mit dem Namen „Ungenannt“. Der genaue Grund für diese Namensgebung ist nicht überliefert, aber es wird vermutet, dass es vielleicht aus Einfallslosigkeit oder aus anderen, heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen geschehen ist. Diese Anekdote zeigt, dass auch ein Turm, der „Namenlos“ genannt wird, letztlich einen Namen trägt.

Wir gehen nun etwas weiter voran. Auch zwischen den Gebäuden wurden Zugbrücken installiert, um bei Bedarf die Festung schrittweise zu sichern und den Zugang zu kontrollieren.

Hauptwall

Der Hauptwall der Festung Ehrenbreitstein bildete die erste große Verteidigungslinie. Im oberen Stockwerk positionierte man Geschütze, die auf das Vorfeld wirkten. Auf dem Dach waren ebenfalls Geschützstellungen angelegt, hinter einer hohen Deckung aus Erde, der Brustwehr, etwa 5 Meter tief. Zwischen den Geschützstellungen wurden später Traversen errichtet, um seitlichen Beschuss zu verhindern. Das grasbewachsene Dach diente nicht nur der Erdbindung, sondern auch der Tarnung und dem Schutz vor Wasserinfiltration bis zu den Gewölben. Die Außenseiten der Festungswerke blieben meist unverputzt, vermutlich aus Tarnungsgründen, um die Festung von außen weniger auffällig zu gestalten und sie der Sicht des Angreifers ansatzweise zu entziehen.

Ravelin

Genau in der Mitte des Hauptwalls sind wir auf dem Ravelin angekommen.

Der Ravelin der Festung Ehrenbreitstein ist ein spitz zulaufendes Festungswerk, das eigenständig erbaut wurde. Es diente dazu, den Hauptgraben zu verteidigen und direkte Angriffe abzuwehren. Als zentraler Bau des bis 1819 errichteten Hauptwalls schützte der Ravelin die Kurtine, den Bau zwischen den beiden Bastionen des Retirierten Walls, des letzten Walls, und verhinderte das Eindringen des Feindes in den Oberen Schlosshof der Festung. In der deutschen Übersetzung wird der Ravelin auch als Wallschild bezeichnet.

Die Wände hier sind dünn, etwa 2 Meter dick nach außen hin, aber nach innen hin nur etwa 80 Zentimeter. Diese Struktur war darauf ausgelegt, Angreifer daran zu hindern, vernünftige Deckung zu finden, falls sie bis hierher vordringen konnten. Um in die Festung einzudringen, hätten Angreifer versucht, große Lücken, Breschen, in den Wall zu schießen, um dann darüber einzudringen. Das hätte einen großen Schuttkegel im Graben verursacht, über den man hätte klettern können. Ein solcher Vorstoß wäre äußerst schwierig und aufwendig gewesen, besonders da die Verteidiger im letzten Wall ihre Ressourcen konzentriert hätten. Die Landbastion, ähnlich wie die Rheinbastion auf der anderen Seite, verfügt über drei Ebenen mit Schießscharten, die den gesamten Wall und den Graben umfassend unter Beschuss nehmen konnten. Für einen Angreifer war dies keine gute Position, solange die Verteidigung gut aufgestellt war.

Contregarde

Die linke und rechte Contregarde sind Teile des Hauptwalls mit Geschütz- und Wohnkasematten. An den beiden inneren Enden befinden sich Pulvermagazine.

Pulvermagazin

Die Pulvermagazine der Festung Ehrenbreitstein waren strategisch wichtig für die Lagerung von Schwarzpulver. Es wurden strenge Sicherheitsmaßnahmen eingehalten, darunter Sicherheitsschleusen, um Funkenbildung zu vermeiden. Diese Magazine waren gut geschützt und verteilt, um das Risiko einer Explosion zu minimieren. Trotzdem war Schwarzpulver immer eine gefährliche Substanz, wie ein Brand in einem „Friedens-Laboratorium“ in Lützel zeigte. Die Festung hatte mehrere solcher Magazine, die nah an den Geschützpositionen platziert waren, um eine schnelle Versorgung zu gewährleisten.

Früher war die Tür hier immer verschlossen. Rauchen war im Inneren natürlich streng verboten. Die Soldaten durften auch nichts mitbringen, das Funken erzeugen konnte, wie Taschenmesser oder andere Gegenstände. Außerdem mussten sie draußen Filzschuhe über ihre genagelten Stiefel ziehen, um Funkenbildung zu verhindern.

Retirierter Wall

Der Retirierte Wall ist die dritte und innerste Verteidigungslinie der Festung Ehrenbreitstein. Er liegt hinter dem Glacis (Vorfeld) und dem Hauptwall und bildet das letzte große Hindernis vor dem Inneren der Festung. Diese Linie besteht aus dem Retirierten Graben, der Land- und Rheinbastion sowie der Kurtine.

Im letzten Festungsgraben der Festung Ehrenbreitstein waren Angreifer stark benachteiligt. Links und rechts des Grabens ragen die Rheinbastion und die Landbastion empor, jeweils mit drei Ebenen voller Schießscharten, die es ermöglichten, den gesamten Graben ohne Lücken unter Beschuss zu nehmen. Die Kurtine vor ihnen war mit genau 68 Gewehrscharten ausgestattet, die präzise auf den Zugangsweg und den Tunnelausgang gerichtet waren, die Hauptwege für den Eintritt in den Graben. Diese Schutzmaßnahmen wurden strategisch platziert, um potenzielle Angriffe gezielt abzuwehren. Es war offensichtlich, dass die Verteidiger große Anstrengungen unternommen hatten, um die Zugänge zu sichern und die Angriffsmöglichkeiten zu minimieren.

Kurtine

Der Retirierte, d.h. zurückgezogene Graben der Festung Ehrenbreitstein wird von der 18 Meter hohen Kurtine sowie der Rhein- und Landbastion begrenzt. Die Kurtine, ein gerader Verbindungswall mit Gewehr- und Kanonenscharten, verbindet die beiden Bastionen und bildet den Abschluss zum Oberen Schlosshof. Das Tor der Kurtine wird durch 68 Schießscharten und zwei Kanonenscharten gesichert und ist von einem Bogen aus diamantartig geformten Sandsteinblöcken mit einem preußischen Adler aus Gusseisen darüber umrahmt.

Wenn Sie die Kurtine passieren, erreichen Sie den Oberen Schlosshof, das Herzstück der Feste Ehrenbreitstein. Als Besucher gelangen Sie, ähnlich wie ein Angreifer von außen, meist vom Vorfeld aus dorthin. Mögliche Zugänge aus dem Tal sind der „General-Aster-Weg“ sowie der Felsenweg und der Schrägaufzug.

Schlosshof

Der Obere Schlosshof ist das zentrale Herzstück des Ehrenbreitsteins. Der Name „Schlosshof“ bezieht sich auf die historische Bedeutung des Ortes als Teil der Festungsanlage unter dem Kurfürsten von Trier. Die Architektur hier, besonders die Kurtine, die im Prinzip aus drei aufeinandergesetzten Carnotschen Bogenmauern besteht, in der nördlichen Front, erinnert an antike Aquädukte und zeigt den Einfluss des Klassizismus, der bei der Errichtung der Festung als Baustil prägend war. Diese Gestaltung hatte nicht nur ästhetische Gründe, sondern hatte auch praktische Zwecke, wie die Hervorhebung der Hauptwache im Erdgeschoss und des Kommandantensitzes im oberen Geschoss des Pfeilerportikus. Dies sicherte eine klare Orientierung innerhalb der Festung, besonders wichtig für die militärische Organisation und Kommunikation während der Verteidigung.

Exerzier- und Ausbildungsplatz

Der Schlosshof diente nicht nur als zentraler Platz der Festung, sondern auch als Exerzier- und Ausbildungsplatz für die Soldaten. Täglich wurden hier 3 bis 4 Stunden lang Übungen durchgeführt, vor allem in den kühleren Morgenstunden, da der Platz die Hitze stark reflektierte. Der Bodenbelag bestand aus einem speziellen Material, das den genagelten Stiefelsohlen der Soldaten entgegenkam und das Pflastern des großen Platzes überflüssig machte, was teuer und rutschig gewesen wäre. Trotzdem mussten Schlaglöcher regelmäßig mit Kies und Sand gefüllt werden, eine Praxis, die bis heute fortgesetzt wird.

Ursprüngliche Farbfassung

Der Schlosshof wurde wieder komplett nach der ursprünglichen Farbfassung gestaltet, die bereits um 1830 verwendet wurde. Es dominierte ein helles Ocker, das nicht nur den Hof selbst, sondern auch die Rückwände und viele Wände zur Stadt hin prägte. Selbst auf der Feste Franz und dem Fort Asterstein war diese Farbgebung teilweise zu sehen, ebenso auf dem Fort Konstantin. Diese Farbwahl verstärkte die Sichtbarkeit der Festung von innen heraus und unterstrich Preußens militärische Präsenz, die bereits von den Touristen auf dem Rhein aus wahrgenommen werden konnte. Die große Fahne, die auf der Festung wehte, war ebenfalls imposant und betonte die Präsenz der preußischen Streitkräfte.

Festungskirche

Die Festungskirche auf dem Ehrenbreitstein hat eine vielseitige Geschichte hinter sich. Ursprünglich in die Verteidigungsanlagen integriert, diente sie auch als Lagerraum für Pulver und war während des Zweiten Weltkriegs sogar als Autowerkstatt genutzt worden. Nach dem Krieg wurde sie reaktiviert und fungiert seit den 1950er Jahren wieder als katholische Kirche. Die jüngst abgeschlossene Restaurierung erfolgte unter Berücksichtigung ihrer früheren Gestaltung, einschließlich des gelben Anstrichs und der Halbbogenfenster aus Backstein. Heute wird die Kirche für Gottesdienste, aber auch für Vorträge, Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt.

Aussichtspunkt

Die Festung Ehrenbreitstein, die hier am Aussichtspunkt etwa 110 Meter über dem Rhein thront, bietet einen atemberaubenden Blick auf Koblenz und die weit entfernten Landschaften von Hunsrück und Eifel.

Ich möchte Ihren Blick doch noch mal kurz in die Rheinlandschaft in unserer Stadtlandschaft lenken. Wir haben uns jetzt intensiv mit dem Ehrenbreitstein beschäftigt. Der stand aber nicht alleine da. Ganz Koblenz wurde von Festungswerken umschlossen, um den Zusammenfluss von Rhein und Mosel mit seiner hohen strategischen Bedeutung auch lückenlos verteidigen zu können. Ich will nur kurz einige der Festungswerke noch mal andeuten. Links auf der Höhe, auf der Karthause, lag die umfangreiche Feste Kaiser Alexander. Darunter sehen Sie auf halber Höhe noch das Fort Konstantin mit dem gelben Kehlturm. Dann war die Stadt befestigt, der Stadtwall begann in Höhe der Pfaffendorfer Brücke. Er schlug einen Viertelkreis bis in Höhe der Moselbrücken. Wenn Sie von den Moselbrücken aus nach rechts schauen, sehen Sie da auf ein Uhr noch im Hang auf dem Petersberg die Feste Kaiser Franz, die jetzt wieder sehr schön freigestellt ist, ähnlich wie teilweise das Fort Asterstein hier südlich des Ehrenbreitsteins. Wir wissen inzwischen, dass auch die Feste Franz zur Stadt hin teilweise hellgelbe Mauern zeigte, das heißt, sie war ähnlich sichtbar wie der Ehrenbreitstein hier oben, also: wer durch das Stadtgebiet unterwegs war, hat diese mächtige Festung auch wahrgenommen. Dazu gehörten auch die Touristen. Ab etwa 1820 kam der Tourismus wieder ins Rheinland und die Touristen besuchten auch den Ehrenbreitstein.

Nach dem Abschluss der Führung bedankten wir uns herzlich bei Manfred Böckling für seinen ausgezeichneten Vortrag. Auch das Wetter spielte heute wunderbar mit und trug zur positiven Stimmung bei. Helmut Mandt erinnerte die Teilnehmer freundlich an die Möglichkeit, den Verein mit einer kleinen Spende zu unterstützen. Die hohe Beteiligung hat uns sehr gefreut, und wir hoffen, dass Sie die Führung ebenso genossen haben wie wir. Bis zum nächsten Mal!

Im Anschluss verweilten die Teilnehmer noch gemütlich im Panoramacafé oder bei der Jugendherberge. Bei einem kühlen Bier oder einem erfrischenden Getränk genossen sie den herrlichen Panoramablick auf Koblenz und das Deutsche Eck, den Zusammenfluss von Rhein und Mosel. Die Atmosphäre war harmonisch, und alle waren sich einig, dass es eine rundum gelungene Veranstaltung der Heimatfreunde war.


Stichwortverzeichnis

Ausstellung „Stationen der Festungsgeschichte“

Die Ausstellung im Turm Ungenannt zur Geschichte des Ehrenbreitsteins führt von den Anfängen als vorgeschichtliche Wehranlage um 1000 vor Christus und als römischer Militärposten ab dem 2. Jahrhundert, der eine wichtige Rolle bei der Grenzsicherung spielte, bis hin zur Umwandlung in eine mittelalterliche Burg unter Erzbischof Hillin im 12. Jahrhundert. Hillin ließ die Burg mit tiefem Graben, mächtigen Mauern und einem charakteristischen fünfeckigen Bergfried ausbauen. Die Burg diente sowohl als Residenz als auch als Verwaltungssitz. Im 16. Jahrhundert begann Erzbischof Richard von Greiffenklau, die Burg zu einer modernen Festung auszubauen. Diese Entwicklung führte bis ins 18. Jahrhundert, als die kurtrierische Festung Ehrenbreitstein ihren finalen Ausbauzustand mit umfassenden Festungswällen erreichte. 1626-1629 wurde das Residenzschloss Philipsburg am Fuße der Festung errichtet. Die Festung war ein bedeutender strategischer Punkt, der mehrere Belagerungen überstand, bis sie 1799 kapitulierte. Als Schatzkammer beherbergte sie über lange Zeit wertvolle Reliquien wie den Heiligen Rock. 1801 sprengten die Franzosen die Festung, die später von den Preußen auf den Ruinen wieder aufgebaut wurde, jedoch in kleinerem Umfang als die ursprüngliche Anlage.


Breschbögen

Im Hauptwall der Festung sind viele Breschbögen zu sehen, die dazu dienten, das Brescheschießen zu erschweren. Diese Bögen wurden übereinander angelegt, um das Mauerwerk zu stabilisieren. Ihr Zweck war es, den Angreifern zu erschweren, durch gezieltes Feuern die Mauern zum Einsturz zu bringen. Durch Schießversuche wurde jedoch festgestellt, dass diese Bögen nicht immer effektiv waren. Wenn der Angreifer es schaffte, lange genug zwischen die Bögen zu feuern, verloren sie ihren Halt und brachen zusammen. Aus diesem Grund wurden solche Bögen nicht mehr im letzten Wall errichtet, der erst nach 1820 gebaut wurde. Vermutlich spielte auch der hohe Kostenfaktor eine Rolle, da diese Bögen tief gemauert und personalintensiv waren. Die Festung erwies sich jedoch als stabil genug, um auf diese teuren Breschbögen zu verzichten, da die starken Gewölbe und Mauern ausreichend widerstandsfähig waren, wie bereits erwähnt.


Festungshaft

Bis 1909 besaß der Ehrenbreitstein eine Festungs-Stubengefangenen-Anstalt zur Verbüßung der Festungshaft. Die Festungshaft war eine ehrenvolle Bestrafung im deutschen Strafgesetzbuch, die noch bis in die 60er Jahre formell existierte, aber nicht mehr angewendet wurde. Sie bot Gefangenen einige Vergünstigungen, wie die Möglichkeit, gute Verpflegung von außerhalb zu erhalten und gelegentlich Stadtspaziergänge zu machen, allein auf Ehrenwort. Politische Sträflinge und Duellanten wurden im 19. Und frühen 20. Jahrhundert häufig zu Festungshaft verurteilt. Das Duell war offiziell verboten, aber weitgehend toleriert. Diese Strafform war eine symbolische Bestrafung und wurde als ehrenvoll angesehen, wie das Beispiel von Alfred von Kiederlen-Wächter zeigt, der 1894 nach einem Duell Festungshaft antreten musste, jedoch nach vier Wochen begnadigt wurde und wieder in den diplomatischen Dienst zurückkehren konnte.

Der Arrest als übliche Militärstrafe war weniger komfortabel als die Festungshaft. Die normalen Arrestzellen waren zwar beheizbar und hatten bestimmte Standards, jedoch waren sie für Soldaten nicht so komfortabel wie für Offiziere, mit unterschiedlichen Strafarten und Bedingungen je nach Schwere des Vergehens.


Festungskrieg

Im Festungskrieg wurden Angriffe äußerst planvoll durchgeführt. Infanteristen wurden nicht wahllos in die Festungen geschickt, da sie zu kostbar waren. Ingenieuroffiziere und andere Offiziere waren gut mit dem Wissen über Festungen vertraut. Beim Eindringen in eine Festung konnten sie sich gut orientieren und wussten, wie sie vorgehen mussten. Trotz regionaler Unterschiede waren europäische Festungen in ihrer Struktur relativ ähnlich. Dies ermöglichte es den Ingenieuroffizieren, klare Angriffsstrategien zu entwickeln und die Infanteristen und Artilleristen entsprechend zu instruieren, bevor die eigentlichen Angriffe begannen. Zunächst wurde oft intensiv mit Kanonen geschossen, bevor die Infanterie eingesetzt wurde. Der Festungskrieg war daher durch eine methodische Vorgehensweise geprägt.


Geschütze der Preußen

Um das Jahr 1830 spielten in preußischen Festungen verschiedene Waffentypen eine entscheidende Rolle, darunter die Haubitze, die neben Mörsern wichtig war. Haubitzen konnten in flachen Bahnen schießen sowie Geschosse im hohen Bogen werfen. Sie verwendeten schwere Eisenkugeln sowie hohle Kugeln mit Schwarzpulver und einer Brandröhre. Letztere zündete das Pulver im Ziel und war besonders verheerend gegen Menschenansammlungen und leichte Befestigungen.

Die Lafetten der Geschütze waren im Königreich Preußen blau gestrichen und erlaubten die flexible Positionierung auf den Festungswällen. Die schwersten Geschütze waren die 24-Pfünder, die 12-kg-Kugeln verschossen. Diese wurden von vorne geladen, eine komplexe Prozedur. Die Kanonen hatten eine Reichweite von bis zu 3-4 Kilometern, wirkten aber am besten auf 1000-1500 Meter. Ihre robusten Gusseisenrohre wurden in Qualitätstests erprobt und konnten über tausendmal ohne Schäden feuern.

Die Kanonen verursachten bei Tests auf Mauern tiefe Trichter und erforderten viele hundert Schüsse für größere Breschen. Spezielle Lafetten wie die niedere Rahmen-Lafette erleichterten die Bedienung. Eisenringe unter den Schießscharten sicherten die Kanonen während des Feuers. Der Zusammenbau der Geschütze erfolgte mit Flaschenzügen, was den technischen und logistischen Aufwand der schweren Artillerie verdeutlichte.

Die Kanone „Greif“ ist ein historisches Symbol der Macht und Stärke, benannt nach dem Fabelwesen, das halb Löwe, halb Adler ist. 1524 gegossen für den Erzbischof von Trier zum Zerstören von Türmen und Mauern, war sie für den Angriff auf Festungen gedacht. Sie verschoss 70 kg schwere Kugeln auf kurze Distanzen, optimal bis etwa 1000 Meter, um mittelalterliche Mauern zu durchbrechen.

Mit einem 4,50 Meter langen Rohr und einem Gewicht von neun Tonnen war der Greif technisch beeindruckend. Er wurde mehrmals nach Paris und zurück transportiert, symbolisierte 1984 bei seiner Rückkehr nach Deutschland die deutsch-französische Freundschaft. Trotz seines prunkvollen Aussehens war der Greif eine funktionale Waffe, mit moderner Konstruktion und typischen Elementen wie Delfinen zum Anbringen von Tauen sowie mit Schildzapfen zum Auflegen auf eine Lafette.


Kasematten

Die Kasematten der Festung Ehrenbreitstein sind moderne Versionen des aus dem Italienischen stammenden Begriffs „Casa matta“, was „mit Erde bedecktes Haus“ bedeutet. Der Begriff wurde später als „casematte“ ins Französische übernommen und ist ein Beispiel für die Übernahme französischer Festungsbautechnik im deutschen Kontext. Die Gebäude sind mit einer bis zu vier Meter dicken Erdschicht bedeckt. Diese Erdschicht sollte Kanonenkugeln abfangen und deren Aufprallenergie reduzieren, um die darunter liegenden Gewölbe zu schützen.


Kulturgutschutzdepot

Die Festungsanlage war ursprünglich bombensicher und schusssicher konstruiert. Ende des 19. Jahrhunderts wurde dies aufgrund fortschrittlicher Waffentechnik jedoch zunehmend problematisch, und die Koblenzer Festungsanlagen wurden nur begrenzt verstärkt.

Im Zweiten Weltkrieg war die Festung Ehrenbreitstein nicht mehr bombensicher. Sie erlitt insgesamt 20 Bombentreffer, wovon vier die Gebäude direkt trafen. Ein Beispiel hierfür ist eine Fliegerbombe, die im November 1944 vier Kasematten der Langen Linie unbrauchbar machte.

Die Festung hatte damals wenig militärische Bedeutung, obwohl noch drei leichte Flugabwehrgeschütze dort standen. Sie diente hauptsächlich als Kulturgutschutzdepot, wo Museen und Archive aus dem Rheinland und sogar aus Ostfriesland ihre wertvollen Sammlungen aufbewahrten. Der Fokus lag auf Brandschutz, nicht auf Bombenschutz, obwohl nur wenige Bomben direkt die Gebäude trafen, was den Schaden an Archivalien und Museumsgütern relativ gering hielt.

Trümmerschutt lag in der Langen Linie noch bis kurz vor der Bundesgartenschau. Ursprünglich gab es Pläne, die Gewölbe wiederherzustellen, die jedoch nicht umgesetzt wurden.


Lange Linie

Die „Lange Linie“ auf der Festung Ehrenbreitstein ist ein zweigeschossiger langgezogener Kasemattenbau, der parallel zur Zufahrt beim Feldtor verläuft und sich neben dem Turm Ungenannt befindet. Die Lange Linie stellt neben dem Turm Ungenannt mit Geschützen eine weitere Verteidigungsmöglichkeit von der Seite, der Flanke, ins Vorfeld dar.


Soldatenleben

Die Festungsräume, einschließlich der Schießscharten, waren mit verglasten Fenstern ausgestattet. Dies war notwendig, um die Bewohner vor den Elementen zu schützen und eine gewisse Wohnqualität zu bieten. Für die Soldaten, die längere Zeit in der Festung dienten, war dies essentiell. Obwohl die Räume nicht so warm geheizt wurden wie heute üblich, boten sie mit etwa 18 bis 19 Grad Celsius dennoch eine akzeptable Lebensbedingung. Fast jeder Raum war mit einem Kanonenofen ausgestattet, und überall waren Kochnischen in den Festungswerken eingebaut.

Verpflegung

Die Verpflegung der Soldaten war gut organisiert. Ursprünglich sollten sie in ihren Stuben kochen, was jedoch ineffizient war. Stattdessen wurden zentrale Küchen eingerichtet, die mehrere Kompanien versorgten. Diese Küchen wurden von Unteroffizieren oder Köchinnen geleitet und konnten meist bis zu 300 Mann bedienen. Kartoffeln wurden häufig verwendet und vor dem Dienst von zwölf Mann geschält. Mittags gab es kräftige Suppen und Eintöpfe, die Verpflegung war reichhaltig mit viel Fett, Kohlenhydraten und Brot. Jeder Soldat erhielt alle fünf Tage drei Kilogramm Brot und täglich 100 Gramm Fleisch, was über dem Durchschnitt der Normalbürger lag.

Frauen spielten durchaus eine Rolle auf der Festung. Jede Kompanie konnte eine Frau als Köchin oder Wäscherin einstellen. Viele Frauen arbeiteten auch als Marketenderin und betrieben Kantinen, in denen Soldaten alles Notwendige kaufen konnten, wie Schuhcreme, Schnürsenkel und zusätzliche Verpflegung. Diese Frauen waren die Ehefrauen von Unteroffizieren und lebten gemeinsam mit ihren Männern in eigenen Wohnungen innerhalb der Festung.

Wein, Bier und Schnaps

In den preußischen Kernlanden spielte Weinbau keine große Rolle, mit Ausnahme von Gebieten wie Schlesien. Daher war Wein in der Versorgung der preußischen Truppen nicht prominent vertreten. Anfänglich wurden französische Weine für die Stärkung von Kranken im Lazarett und die Versorgung von Offizieren eingelagert, was jedoch zu Verwaltungsprotesten führte. Daraufhin erlaubte eine neue Anordnung aus Berlin auch die Lagerung von Moselwein, was zumindest eine gewisse Vielfalt brachte.

Im preußischen Militär wurden im Kriegsfall auch Zutaten zum Bierbrauen eingelagert, was in Koblenz aufgrund der zahlreichen Brauereien problemlos umsetzbar war. Der Konsum von Schnaps spielte jedoch nur in besonderen Situationen eine Rolle. Nach intensivem Training konnten Soldaten bis zu zwei Zentiliter Schnaps pro Tag erhalten, nach einem heftigen Gefecht waren es vier Zentiliter pro Mann. Der Zweck dieser Allokation war nicht, Soldaten betrunken zu machen, sondern vielmehr, ihre Gesundheit zu stärken und die Moral zu heben. Branntwein war ein alltägliches Getränk in vielen Teilen der Bevölkerung und wurde auch an Wachsoldaten ausgegeben, bis in Berlin beschlossen wurde, dass Kaffee möglicherweise besser geeignet sei. Außerhalb von Kriegssituationen spielte der Konsum von Schnaps keine wesentliche Rolle im preußischen Dienstalltag.


Weblinks

Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein

Sehenswürdigkeiten – Festung Ehrenbreitstein

Festung Ehrenbreitstein oberhalb von Koblenz

Detailgenauer Plan der Kurfürstlichen Festung Ehrenbreitstein

Text und Fotos © Andreas Weber 2024 – Nach einer Transkription des Vortrags von Manfred Böckling
Lektorat: Manfred Böckling

Erkundung der Geschichte – Führung auf Fort Konstantin

Am sonnigen 5. August versammelten sich die Heimatfreunde Horchheim sowie interessierte Besucher auf dem eindrucksvollen Fort Konstantin, um an der Veranstaltung „Führung auf Fort Konstantin“ teilzunehmen. Die Erwartungen waren hoch, da es eine Gelegenheit war, die Geschichte von Koblenz, insbesondere während des Zweiten Weltkriegs, zu erkunden.

Die 1. Vorsitzende der Heimatfreunde, Gertrud Block, begrüßte die Teilnehmer herzlich und betonte die Bedeutung dieses historischen Ortes. Sie bedankte sich insbesondere bei Jopa, der die Führung organisiert hatte, sowie bei Dipl. Archivar Michael Koelges, M.A., Leiter des Stadtarchivs Koblenz, der die Führung durch die Ausstellung übernehmen würde.

Herr Koelges, mit seinem Fachwissen und seiner Erfahrung, stellte sich den Anwesenden vor und sprach über die Ausstellung des Stadtarchivs, die einen tiefen Einblick in die Geschichte von Koblenz während des Zweiten Weltkriegs bieten würde.

Mit Spannung und Interesse erwarteten die Teilnehmer die bevorstehende Führung, bei der sie die Möglichkeit hatten, mehr über die Geschichte ihrer Stadt zu erfahren und ihre Fragen zu stellen.

Geschichte des Forts Großfürst Konstantin und der Karthause

Wir stehen vor dem imposanten Fort Großfürst Konstantin, das zwischen 1822 und 1827 erbaut wurde. Doch um die Geschichte dieses Ortes zu verstehen, müssen wir weit zurückblicken, bis ins Mittelalter. Der Stadtteil hier oben wird die Karthause genannt, benannt nach den einst ansässigen Kartäusern. Bis zur Französischen Revolution und der Besetzung des Rheinlandes durch die Franzosen gab es hier oben auf dem Bergsporn des Hunsrücks ein Kartäuser-Kloster. Dieses Kloster wurde von Erzbischof Balduin von Luxemburg in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gegründet, auf dem Gelände eines älteren Benediktinerklosters aus dem zwölften Jahrhundert. Das Benediktinerkloster erreichte jedoch nie große Bedeutung, was zur Einrichtung des Kartäuser-Klosters führte. Letzteres existierte bis zum Einmarsch der Franzosen im Jahr 1794.

Heutzutage bietet das Gelände eine beeindruckende Aussichtsterrasse, die als eine der schönsten von Koblenz gilt. In der Mitte des Geländes befindet sich die alte Krypta der Klosterkirche, die vor einigen Jahrzehnten freigelegt wurde. 1794 kam das klösterliche Leben aufgrund der Napoleonischen Kriege zum Stillstand. Nach dem Wiener Kongress und dem Friedensschluss wurde das Rheinland Preußen zugesprochen. Obwohl Preußen ursprünglich das Rheinland nicht favorisierte und stattdessen Sachsen angeschlossen hätte, akzeptierte der preußische König die Entscheidung aufgrund der strategischen Überlegungen, einen militärischen Puffer gegen das potenziell wiedererstarkende Frankreich zu schaffen. Infolgedessen umgab Preußen die Stadt Koblenz mit einem Festungsgürtel als Verteidigungsmaßnahme.

Festung Koblenz-Ehrenbreitstein und ihre vorgelagerten Festungswerke

Die Geschichte der Festung Koblenz reicht weit zurück, bis in die Römerzeit und darüber hinaus. Doch unser Blick richtet sich auf die Barockzeit, insbesondere das 17. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde eine Festungsmauer um die Stadt errichtet, die später von den Preußen gemäß der damaligen Festungsbau-Methoden wieder aufgebaut wurde. Doch das war nicht alles. Die preußische Militärtechnik sah vor, die Stadtbefestigung durch umliegende militärische Anlagen zu verstärken. Hier kommt die Festung Ehrenbreitstein ins Spiel, die nach preußischer Nomenklatur als „Feste Ehrenbreitstein“ bekannt ist. Diese Festung, zusammen mit den umliegenden Bergen, bildete die Festung Koblenz-Ehrenbreitstein.

Ein bedeutender Teil dieser Festung waren die vorgelagerten Festungswerke, bekannt als „Festen“. Diese Festen hatten eine lange Geschichte und reichen bis ins Mittelalter zurück. Die Trierer Kurfürsten bauten den Ehrenbreitstein in der frühen Neuzeit aus, und die Preußen setzten ab 1815-17 den Befestigungsaufbau fort. Zur Sicherung gegen Angriffe aus dem Hunsrück wurde die Feste Kaiser Alexander errichtet, während auf der linken Moselseite die Feste Kaiser Franz in Lützel positioniert wurde. Als Vorwerk für die Feste Ehrenbreitstein diente das Fort Asterstein.

Diese Festungswerke trugen eigenständige Namen wie Kaiser Franz, Alexander, Fort Asterstein, die nach Herrschern benannt waren, mit denen Preußen freundliche Beziehungen pflegte. Die Festungswerke hatten wiederum Unterwerke, vorgeschobene Posten im Gelände, die in bestimmter militärischer Bauweise errichtet wurden. Ein Beispiel dafür ist die Neuendorfer Flesche, benannt nach ihrer pfeilartigen Form. Diese strategischen Elemente trugen zur umfassenden Befestigung der Festung Koblenz-Ehrenbreitstein bei.

Die Feste Kaiser Alexander, heute bekannt als Alt-Karthause, wurde nach dem Ersten Weltkrieg gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags größtenteils geschleift, also zerstört. Diese Maßnahme sollte eine erneute Stärkung des Deutschen Reiches verhindern. Trotzdem sind in der Straßenführung der Alt-Karthause noch immer die Konturen der ehemaligen Feste Kaiser Alexander erkennbar.

Beim Betreten des Fort Konstantin fallen die hölzernen Tore auf, die geöffnet sind, sowie die eingefrästen Rillen an den Schrammsteinen. Diese Rillen stammen wahrscheinlich von den Ketten amerikanischer Panzer, die hier während der Kämpfe im März 1945 eingesetzt wurden. Die Löcher in den Türen sind ebenfalls Zeugnisse dieser Kämpfe. Die Luftschutzzentrale in der Festung diente als wichtiger Kommunikationspunkt, und die Soldaten hielten sich dort eingeschlossen, auch nachdem Koblenz bereits von den Amerikanern erobert worden war. Sie hatten noch Fernmeldeverbindungen und gaben den Standpunkt nicht auf, bevor ein gewisser Widerstand geleistet wurde.

Die Entscheidung, die Festungsanlagen trotz ihrer verminderten strategischen Bedeutung zu bewahren, basierte auf verschiedenen Faktoren. General Allen, der kommandierende Offizier der amerikanischen Besatzungstruppen, setzte sich vehement für den Erhalt des Ehrenbreitsteins ein. Die städtischen Bediensteten, unterstützt von der deutschen Stadtverwaltung, überzeugten die Militärs von der überholten Natur der Festungsanlagen. Zudem wurde argumentiert, dass die erhaltene Festung Ehrenbreitstein mit der amerikanischen Flagge als Symbol der Freiheit wirksamer sei als ein zerstörtes Gebäude.

Die Bedeutung der Fördervereine

Die Fördervereine haben eine wesentliche Rolle bei der Erhaltung und Aufwertung der historischen Gebäude und Anlagen in Koblenz gespielt. Diese Bauwerke befinden sich im Besitz der Stadt, und dank des ehrenamtlichen Engagements der Vereinsmitglieder konnten sie in einen guten Zustand versetzt werden, was möglicherweise nicht der Fall gewesen wäre, wenn die Stadt allein dafür verantwortlich gewesen wäre. Trotz finanzieller Engpässe haben die Fördervereine beachtliche Arbeit geleistet und wertvolle Kulturgüter bewahrt.

Die Entstehung der Ausstellung „Koblenz im Zweiten Weltkrieg“

Die Ausstellung, die vor uns liegt, ist eng verbunden mit der Frage, die uns bereits beschäftigt hat: Wie können wir dieses historische Festungswerk am besten nutzen? Wie können wir nach der Renovierung durch den Förderverein diese Räumlichkeiten sinnvoll einsetzen? Die Idee zu dieser Ausstellung kam Anfang der 2000er Jahre vom Seniorenbeirat, der den Oberbürgermeister dazu anregte, einen näheren Blick auf „Koblenz im Zweiten Weltkrieg“ zu werfen. Allerdings geriet diese Idee zunächst in den Hintergrund und wurde möglicherweise von der Verwaltung ein wenig ausgebremst. Doch fast ein Jahrzehnt später, etwa 2014/15, erhielt dieses Vorhaben neuen Auftrieb.

Unsere Reise durch diese beeindruckende Ausstellung begann auf Initiative von Kulturdezernent Detlef Knopp. Eine Schlüsselfigur bei der Umsetzung war Dr. Petra Weiß vom Stadtarchiv Koblenz. Sie hat mit bemerkenswertem Einsatz und einem bescheidenen Budget von 5.000 € diese Ausstellung ins Leben gerufen. Koblenz im Zweiten Weltkrieg – ein Projekt, das dank ihrer außergewöhnlichen Begabung Gestalt angenommen hat.

Der Fokus der Ausstellung liegt nicht nur darauf, die Folgen des Krieges zu präsentieren, sondern auch die Ursachen zu beleuchten. Diese Herangehensweise war für uns von höchster Bedeutung. Wie kam es zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs? Was waren die treibenden Kräfte dahinter? Diese Fragen sind von essenzieller Bedeutung, und wir werden im Verlauf der Ausstellung noch tiefer in diese Thematik eintauchen.

Die Metternicher Bombe: Ein Zeugnis der Vergangenheit

Direkt im Eingangsbereich erwartet uns eine imposante Luftmine, eine sogenannte britische Luftmine. Diese gewaltige Bombe wiegt etwa 1,8 Tonnen, wenn sie mit Sprengstoff gefüllt ist. Interessanterweise war der Zweck dieser Luftminen nicht allein ihre explosive Kraft, sondern die erzeugte Druckwelle. Gemeinsam mit Brandbomben abgeworfen, sollte die Druckwelle die Brände anfachen und einen verheerenden Feuersturm auslösen, der die Zerstörungskraft der Brandbomben verstärken sollte.

Die Forschung hinter dieser beeindruckenden Ausstellung verdanken wir insbesondere Dr. Helmut Schnatz, einem deutschen Germanisten und Geschichtswissenschaftler. Sein Engagement für die Luftkriegsgeschichte in Koblenz ist von unschätzbarem Wert.

Die „Metternicher Bombe“ erhielt ihren Namen durch ihre Entdeckung im Jahr 1999 auf dem Gelände der ehemaligen Pionierkaserne, das später der Universität gewidmet wurde. Dieser bedeutende Fund verdeutlicht die fortlaufende Auseinandersetzung mit den Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkriegs in Deutschland. Die Bombenhülle wurde professionell entschärft und im Hochregallager der Berufsfeuerwehr eingelagert, bevor sie schließlich in die Ausstellung integriert wurde.

Ein weiteres beeindruckendes Ereignis war der Fund einer baugleichen Luftmine im Jahr 2011 am Pfaffendorfer Rheinufer. Diese Entdeckung führte zur bisher größten Evakuierungsaktion in Deutschland, bei der mehr als 45.000 Menschen ihre Häuser verlassen mussten. Dies zeigt eindrucksvoll, wie die Überreste des Krieges noch immer Einfluss auf das moderne Leben haben.

Ursachen des Zweiten Weltkrieges

Die Ursachen des Zweiten Weltkrieges finden sich in den Wurzeln des deutschen Nationalsozialismus, dessen ideologische Grundsätze von Adolf Hitler in „Mein Kampf“ festgehalten wurden. Diese Grundsätze beinhalteten die Vernichtung der Juden sowie die Expansion des deutschen Lebensraums. Die politische Instabilität der Weimarer Republik und die Weltwirtschaftskrise begünstigten den Aufstieg des Nationalsozialismus, der in den Reichstagswahlen immer stärker wurde, auch in Koblenz.

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass katholische Bevölkerungen weniger anfällig für den Nationalsozialismus waren als protestantische, aufgrund ihrer kirchlichen Strukturen und Autoritäten. In einer überwiegend katholischen Stadt wie Koblenz spielte der Nationalsozialismus dennoch eine größere Rolle als erwartet. Die Gründe dafür werden im Verlauf der Ausstellung erörtert.

Gleichschaltung und Verfolgung von Minderheiten

Die Gleichschaltung nach der Machtergreifung führte zur Vereinnahmung des gesellschaftlichen Lebens durch die NSDAP. Vereine wurden nach dem Führerprinzip ausgerichtet, und Koblenz erlangte eine Zentralitätsfunktion für die Partei. Die Stadt wurde zum Regierungssitz und Mittelpunkt des Gaues Koblenz-Trier, was zu einer engen Verbindung zwischen Partei und Staat führte.

Die Verfolgung von Minderheiten, insbesondere der jüdischen Bevölkerung, nahm nach Erlass der Nürnberger Gesetze 1935 stark zu. In Koblenz wurden Deportationen von Juden und später auch von Sinti und Roma durchgeführt. Ein bezeichnendes Beispiel aus dem Stadtarchiv zeigt, wie die Verfolgung in den Einwohnermeldeunterlagen dokumentiert wurde, indem „evakuiert“ als beschönigender Ausdruck für Deportation verwendet wurde. Die Verfolgung von Minderheiten bildete eine düstere Realität während dieser Zeit und wird in der Ausstellung weiter beleuchtet.

Hitlerjugend

Die Hitlerjugend spielte eine bedeutende Rolle in der Mobilisierung der Jugend während der NS-Zeit. Ab 1936 wurde sie zur „Staatsjugend“ und umfasste alle zehn- bis 18-jährigen Jugendlichen. Mit Aktivitäten wie Geländespielen und Gemeinschaftsabenden sollten die Mitglieder auf eine militarisierte Zukunft vorbereitet werden. Im Verlauf des Krieges wurden Jugendliche auch in den Volkssturm einbezogen und für die Wehrmacht eingezogen.

Vorbereitungen zum Luftkrieg

Vorbereitungen zum Luftkrieg wurden sowohl von den Alliierten als auch von der deutschen Wehrmacht getroffen. Koblenz wurde von den Alliierten als potentielles Bombenziel erkannt, hauptsächlich wegen seiner Verkehrsknotenpunkte und Eisenbahnen. Im „Bomber’s Baedeker“ der Alliierten war Koblenz als Ziel verzeichnet. Die Deutschen führten Maßnahmen zum Luftschutz durch, wie das Entrümpeln von Speichern, um die Brandgefahr zu verringern. Luftschutzräume wurden eingerichtet, Sandsäcke und Löschmittel wurden verteilt, um auf mögliche Angriffe vorbereitet zu sein. Angesichts der Erinnerung an den Gaskrieg des Ersten Weltkrieges erhielt die Bevölkerung auch Gasmasken.

Der Bau von Bunkern wurde in Koblenz intensiviert, und die Stadt verfügte im Vergleich zur Einwohnerzahl über eine beachtliche Anzahl an Bunkerplätzen. Diese Vorbereitungen zeugen von den Anstrengungen der Stadt, sich auf die Realität des Luftkriegs vorzubereiten und die Bevölkerung zu schützen. In dieser Zeit wurden die Bürger auf die bevorstehenden Herausforderungen des Krieges vorbereitet und mussten sich auf mögliche Angriffe einstellen.

Bombenabwürfe über Koblenz

Die Stadt Koblenz hatte in gewisser Hinsicht Glück, da die schweren Bombardierungen erst vergleichsweise spät einsetzten. Während im Jahr 1942 bereits ein schwerwiegender 1000-Bomber-Angriff auf Köln stattfand, blieb Koblenz in diesen Jahren weitgehend verschont. Die ersten zufälligen Bombenabwürfe über Koblenz begannen im April 1942, hauptsächlich von amerikanischen Bombern, die auf ihrem Rückflug nach Großbritannien noch ihre Bombenlast abwarfen.

Es wurden gezielte Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung auf die Auswirkungen des Krieges vorzubereiten. Insbesondere nach den ersten Bombenangriffen erhielten die Bewohner von Koblenz Informationshandzettel, die Anleitungen enthielten, wie sie sich verhalten sollten, wenn sie ihr Eigentum und ihren Besitz verloren hatten. Diese Anleitungen umfassten auch Informationen darüber, an welche Partei-Dienststellen oder städtischen Einrichtungen sie sich wenden konnten.

Die Bombenangriffe hatten verheerende Auswirkungen auf die Stadt und ihre Bewohner. Die Partei nutzte diese Angriffe oft für ihre Propaganda und betonte die vermeintliche Solidarität und Unterstützung der Partei für die Bevölkerung. Während die Amerikaner tagsüber Angriffe auf industrielle und Verkehrseinrichtungen durchführten, setzten die Briten unter dem Luftmarschall Harris auf nächtliche Angriffe, die auch Wohngebiete zum Ziel hatten. Diese Angriffe sollten die Bevölkerung demoralisieren und möglicherweise zu einem Aufstand gegen das NS-Regime anstacheln. Es wurde jedoch später klar, dass dieses Prinzip nicht die gewünschten Ergebnisse erzielte.

Die britischen Angriffe auf Wohngebiete waren eine Antwort auf die deutsche Praxis, die Zivilbevölkerung in Großbritannien zu bombardieren. Diese gegenseitigen Angriffe auf Wohngebiete und Kulturdenkmäler führten zu schweren Schäden und Verlusten auf beiden Seiten.

Die Beerdigungen der Opfer von Bombenangriffen wurden anfangs propagandistisch genutzt, um Parteiideale zu verbreiten. Die Bestattungen waren inszeniert und mit Parteiveranstaltungen verbunden. Dies verlor jedoch an Bedeutung, je häufiger die Luftangriffe wurden. Ein Beispiel für Widerstand gegen diese Instrumentalisierung war Pfarrer Paul Schneider, der sich weigerte, eine christliche Beerdigung in eine Parteiveranstaltung zu verwandeln und deshalb ins Konzentrationslager kam.

Eintopf-Sonntag und Rationierung

Bereits vor dem Krieg wurde der Eintopf-Sonntag eingeführt, um die Bevölkerung auf die kommenden Entbehrungen vorzubereiten. In einer Vitrine der Ausstellung sind Rezepte für den Eintopf-Sonntag zu sehen, die als Beilage in Zeitungen oder Faltblättern verteilt wurden.

Im Zuge des Krieges und der knappen Lebensmittelversorgung führte die Partei verschiedene Maßnahmen ein, um die Lebenshaltung zu rationalisieren und die Bevölkerung mit begrenzten Ressourcen zu versorgen. Eine solche Maßnahme war der Eintopf-Sonntag, bei dem sonntags Eintopfgerichte gegessen wurden. Dies diente zum einen dazu, die Menschen an die sich verschlechternden Lebensverhältnisse zu gewöhnen, und zum anderen, finanzielle Mittel einzusparen. Die Blockwarte sammelten montags das eingesparte Geld ein, da der Sonntagsbraten teurer war als der sparsame Eintopf. Diese Differenz floss in die Parteikasse ein.

Die Rationierung von Lebensmitteln während des Krieges wurde streng kontrolliert. Jede Familie erhielt Lebensmittel-Bezugsscheine oder Rabattmarken, die je nach Beruf und Kalorienverbrauch zugeteilt wurden. Diese Marken mussten beim Lebensmitteleinkauf abgegeben werden, um die entsprechende Menge an Lebensmitteln zu erhalten. Zusätzlich zu Lebensmittelkarten gab es auch Reichskleiderkarten, die den Kauf von Kleidung reglementierten.

Das städtische Wirtschaftsamt, das im ehemaligen Bürresheimer Hof, der früheren Synagoge, untergebracht war, spielte eine zentrale Rolle in der Rationierung und Verteilung von Lebensmitteln und Kleidung. Diese Maßnahmen waren Teil der umfassenden Rationalisierungsbemühungen der Partei, um die begrenzten Ressourcen effizient zu nutzen und die Bevölkerung mit dem Nötigsten zu versorgen.

Alarmzentrale für Luftangriffe auf Fort Konstantin

Fort Konstantin spielte eine bedeutende Rolle im Luftkrieg, da hier die Alarmzentrale für Luftangriffe in Bezug auf die Stadt Koblenz untergebracht war. Das Flugwachkommando, das von der Wehrmacht betrieben wurde, war zunächst im Mallendarer Bachtal bei Vallendar stationiert, verlegte jedoch später aufgrund schlechter Nachrichtenverbindungen ins Görres Gymnasium (damals Kaiserin-Augusta-Gymnasium) und schließlich 1944 nach Fort Konstantin.

Die Warnzentrale hatte die Aufgabe, die Bevölkerung vor nahenden Luftangriffen zu warnen. Dazu wurden regelmäßig Warnkreiskarten verteilt, die Koblenz als Zielscheibe mit konzentrischen Kreisen darstellten. Wenn der Drahtfunk, der über Volksempfänger empfangen wurde, den Alarm 300 mit Zielrichtung Koblenz übermittelte, konnten die Bürger anhand der Karte erkennen, dass ein feindlicher Bomberverband sich in der Nähe befand. Dies löste je nach Entfernung und Bedrohung unterschiedliche Alarmstufen aus. Die Alarmierung der Bevölkerung erfolgte durch das Auslösen von Sirenen und anderen Warnsignalen in der Stadt.

Das Fort Konstantin spielte auch eine besondere Rolle als letzter Verteidigungspunkt der Wehrmacht. Ein Hauptmann und seine Einheit verteidigten das Fort bis zum letzten Schuss und es gab tatsächlich noch Kampfhandlungen auf dem Gelände.

Überwachung der Brücken

Die Überwachung der Brücken, insbesondere der Horchheimer Brücke, oblag der Wehrmacht. Die Horchheimer Brücke war von besonderer strategischer Bedeutung, da sie Teil der sogenannten Kanonenbahn war, die vom Kaiserreich geplant wurde und eine wichtige Verbindung für militärischen und zivilen Nachschub darstellte. Die Brücken wurden bewacht und bei Luftangriffen mit Nebelfässern eingenebelt, um sie vor feindlichen Angriffen zu schützen. Diese Nebelfässer enthielten ätzende Säure und wurden oft von Kriegsgefangenen bedient, da diese Aufgabe sehr gefährlich war.

Während des Großteils des Krieges war der Koblenzer Raum in Bezug auf Luftabwehr und Flakgeschütze eher spärlich bewacht. Die Alliierten waren über diese Schwachstellen informiert und nutzten Spionage, Luftbildauswertung und andere Techniken, um diese Lücken auszunutzen.

Evakuierung nach Thüringen

Der schlimmste Angriff auf Koblenz ereignete sich am 6. November 1944, bei dem die Stadt schwer zerstört wurde. Daraufhin wurde die Evakuierung der Stadt veranlasst, bei der nur wenige Tausend Menschen aus dienstlichen oder arbeitsbedingten Gründen in der Stadt bleiben durften.

Ab September 1944 wurden insbesondere Frauen, Kinder und ältere Menschen, die nicht zwingend in Koblenz anwesend sein mussten, nach Thüringen evakuiert. Thüringen galt als eine als sicher betrachtete Region in der Mitte Deutschlands mit ländlicher Struktur, die Schutz vor den Luftangriffen bieten sollte. Dieses Vorgehen war Teil eines landesweiten Systems von „Ausweichgauen“, das von den Parteigauen im gesamten Deutschen Reich eingerichtet wurde. Insbesondere in stark gefährdeten Gebieten wie dem Ruhrgebiet, Köln, Hamburg oder dem mitteldeutschen Industrierevier um Merseburg wurden diese Ausweichregionen festgelegt.

Die Evakuierung führte dazu, dass die betroffenen Bürger in das Eichsfeld in der Nähe von Mühlhausen, einer Region in Nord-Thüringen, kamen. Diese Maßnahme sollte der Sicherheit und dem Schutz der Bevölkerung vor den direkten Auswirkungen des Krieges dienen. Die Evakuierung nach Thüringen war eine von vielen ähnlichen Aktionen im gesamten Deutschen Reich, die während des Zweiten Weltkriegs durchgeführt wurden, um die Zivilbevölkerung vor den Kriegsgefahren zu bewahren.

Psychologische Kriegsführung und Ankunft der Amerikaner

Während des Krieges wurde auch psychologische Kriegsführung von beiden Seiten betrieben. Die Amerikaner simulierten einen deutschen Soldatensender, der Siegesmeldungen übertrug, aber mit dem Ziel, die Moral der Wehrmacht zu untergraben. Dies diente dazu, die deutsche Kampfkraft zu schwächen. Ton-Dokumente mit solchen Nachrichten wurde gefunden, aber aus Zeitgründen hier nicht vorgespielt.

Die Amerikaner erreichten Koblenz von verschiedenen Seiten. Sie überquerten den Rhein bei Dieblich und Niederfell, kamen von Lützel und der Hunsrückhöhenstraße herunter. Sie besetzten das linke Rheinufer und hissten die amerikanische Flagge (Stars and Stripes) vor dem Rathaus. Es wird darüber spekuliert, ob der Schuss auf die Statue des Kaiser Wilhelm im März 1945 absichtlich erfolgte, jedoch ist die genaue Geschichte nicht vollständig geklärt.

Die Ausstellung endet mit einem Film aus dem Jahre 1946, der einen Eindruck davon vermittelt, wie die Stadt am Ende des Krieges aussah und wie stark die Zerstörung war.

Sowohl die amerikanischen als auch die französischen Besatzungsmächte hatten Anweisungen erlassen, wonach die Bevölkerung alle Ferngläser, Fotoapparate und Filmkameras abgeben sollten. Trotz dieser strengen Regeln hat eine mutige Privatperson sich nicht an das Verbot gehalten und heimlich gefilmt. Der Film wurde scheinbar in einer Rocktasche oder auf ähnliche Weise aufgenommen. Dies verleiht dem Film einen besonderen Wert als historisches Dokument.


In abschließenden Worten zu der äußerst informativen Führung, die zweifellos als hervorragend bezeichnet werden kann, wurden die facettenreichen Aspekte von Koblenz im Zweiten Weltkrieg auf eindrucksvolle Weise vermittelt.

„Die lebendige Darstellung ermöglichte uns eine anschauliche Reise durch diese bedeutsame Zeit. Bevor wir nun unsere Wege trennen, möchte ich Ihnen von Herzen für Ihre großzügige Hingabe danken. Die Opferung Ihrer Zeit an diesem Samstag ist von unschätzbarem Wert. Ihre bemerkenswerte Anstrengung, Ihre Stimme für uns zu nutzen, und Ihr tiefes Wissen über die Geschichte des Zweiten Weltkrieges haben dazu beigetragen, diese Erinnerungen wieder aufleben zu lassen. Als jemand, der ebenfalls in der Nachkriegszeit geboren wurde, schätze ich es besonders, stets neue Einsichten zu gewinnen und einen tieferen Einblick in vergangene Ereignisse zu erhalten. Es ist eine faszinierende Erfahrung, neue Informationen zu hören und zu sehen, und zu wissen, dass sie bewahrt werden. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen erneut meinen herzlichen Dank aussprechen. Als Geste der Anerkennung und zur Pflege Ihrer Stimme überreichen Ihnen die Heimatfreunde Horchheim ein besonderes Weinpräsent. Möge dies Ihnen Freude bereiten und Gelegenheit bieten, auf diesen Tag zurückzublicken.“


Führung auf Fort Konstantin | Photos © Berndt Frosch

Text und Photos © Andreas Weber nach einer Transkription des Vortrags von Michael Koelges



Weblinks

PRO KONSTANTIN e.V.

https://www.pro-konstantin.de/

Ausstellung „Koblenz im Zweiten Weltkrieg“

https://www.koblenz.de/aktuelles/ausstellung-koblenz-im-zweiten-weltkrieg/

Eröffnung der Ausstellung „Koblenz im Zweiten Weltkrieg“

https://www.openpr.de/news/851784/Ausstellung-Koblenz-im-Zweiten-Weltkrieg-wird-in-Koblenz-im-Fort-Konstantin-eroeffnet.html


Bomber’s Baedeker | vom Text zum Bild zur Datenquelle | Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften

https://zfdg.de/sb005_004

Bomber’s Baedeker | Gutenberg Capture | Online-Portal der Universitätsbibliothek Mainz

https://gutenberg-capture.ub.uni-mainz.de/urn/urn:nbn:de:hebis:77-vcol-20056

US-Soldatensender 1212 | SWR2

https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio/us-soldatensender-1212-fuer-frieden-jetzt-100.html

US-Radiosender 1212 beginnt zu senden | WDR

https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag4180.html