Einblicke in das Werk von Anton Nikolaus Franck – Die Ausstellung im Ortsmuseum Horchheim

Mit großem Zuspruch fand im März 2025 im Ortsmuseum Horchheim eine besondere Ausstellung statt: Die Heimatfreunde Horchheim widmeten dem 1985 verstorbenen Maler Anton Nikolaus Franck – bekannt als „Horchheimer Maler“ und „Maler von Alt-Koblenz“ – eine eigene Schau. An vier Sonntagen zog die Präsentation zahlreiche Besucherinnen und Besucher an und rückte das vielfältige Werk des Künstlers, das tief in der Region verwurzelt ist, in den Fokus.

Francks Schaffen umfasst Blumenstillleben, Landschaften, Porträts und Reiseimpressionen – vor allem aber Szenen aus seiner Heimat an Rhein und Mosel. Seine Bilder bestechen durch eine klare gegenständliche Sprache, harmonische Farbgebung und eine expressive Handschrift, die an van Gogh erinnert – besonders in seinen Sonnenblumenmotiven, die zu seinem Markenzeichen wurden.

Anton Nikolaus Franck hielt mit großer Zuneigung die Landschaften und Szenen des Alltags in seiner Umgebung fest – ein Blick auf die Heimat, geprägt von Sensibilität und handwerklicher Präzision. Neben Werken aus dem Bestand der Heimatfreunde trugen auch zahlreiche Leihgaben engagierter Horchheimer Bürgerinnen und Bürger dazu bei, ein lebendiges und facettenreiches Bild dieses außergewöhnlichen Künstlers zu zeichnen.

Die Ausstellung vereinte rund 70 Werke aus allen Schaffensphasen des Künstlers und bot so einen eindrucksvollen Überblick über sein vielseitiges Œuvre. Der Bogen reichte von frühen Zeichnungen bis hin zu ausdrucksstarken Gemälden und fein abgestimmten Aquarellen, die seine künstlerische Entwicklung und thematische Bandbreite sichtbar machten.

Ein Hinweis auf dem Ausstellungsflyer lautete: „Eintritt frei – nicht barrierefrei“. Die Ausstellungsräume im ersten Obergeschoss des Ortsmuseums waren nur über eine schmale, steile Treppe erreichbar – wie es für ein historisches Gebäude dieser Art typisch ist. Für manche Besucherinnen und Besucher stellte dies eine kleine Herausforderung dar, die jedoch vielfach in Kauf genommen wurde, um die besondere Atmosphäre und die kunstvolle Präsentation im Ortsmuseum zu erleben.

Ein Rundgang durch das Werk von Anton Nikolaus Franck

Heinrich-Fischer-Zimmer

Der Rundgang beginnt im Heinrich-Fischer-Zimmer, das vom Licht der „Sonnenblumen“ erfüllt scheint – einem zentralen Motiv im Werk Anton Nikolaus Francks. Gleich sieben Sonnenblumenbilder hängen dicht beieinander, darunter „Sonnenblumen in brauner Vase“ (1962), „Sonnenblumen in blauer Vase“ (1971) und „Fünf Sonnen im Reigen“ (1972). Die kraftvollen Gelb- und Orangetöne bringen eine warme, fast heitere Atmosphäre in den Raum und zeugen von Francks lebenslanger Faszination für diese „Sonnenkinder“.

Dazwischen leuchten florale Kompositionen wie „Blütenzauber in Gelb“ (1969), „Blumen der Sonne“ (1973) und das poetische „Sonnenlicht in Blüten“ (1975). Diese Werke zeigen: Franck malte Blumen nicht nur als dekoratives Motiv – sie waren für ihn Ausdruck von Lebensfreude, Licht und Farbe.

Ein Kontrast dazu findet sich in den filigranen Stadtansichten: In zarten Aquarellen wie „Koblenzer Schiffsbrücke und Festung Ehrenbreitstein“ (1977), „Rathaus und Schängelbrunnen“ (1976) oder „Horchheimer Eisenbahnbrücke“ (1977) verewigt Franck seine Heimatstadt mit dokumentarischem Blick und künstlerischer Feinfühligkeit.

Landschaft und Architektur verbinden sich in Werken wie „Romanisches Haus in der Emser Straße“ (1964), „Kamp am Rhein bei Boppard“ (1968) oder „Vallendar Hellenstraße“ (1974). Besonders berührend ist die Tuschezeichnung „Schiffsunfall an der Horchheimer Brücke“ von 1921 – eines der frühesten Werke in dieser Ausstellung.

Einen besonderen Platz nahm das Werk „Melkende Nonnen“ (~1924) ein – eine Leihgabe von Marita und Hermann Warnke. Die in Mischtechnik ausgeführte Arbeit (410 x 320 mm) gehört zu den feinsten und detailreichsten Darstellungen Francks. Sie zeigt zwei Nonnen bei der Arbeit auf einem Bauernhof, vertieft in den alltäglichen Vorgang des Melkens. Mit großer Sorgfalt in der Linienführung und liebevoller Beobachtung der Szene gelingt es Franck, einen stillen Moment aus der ländlichen Arbeitswelt einzufangen – ein zugleich ungewöhnliches und berührendes Motiv, das in seiner präzisen Ausführung und kompositorischen Balance zu den herausragenden Stücken der Ausstellung zählt.

Auch Horchheimer Szenen sind reich vertreten: „Meesstraße“ (1972), „Haus in der Heddesdorfstraße“ (1977) oder „Ehemaliges Hotel Holler“ (1977) zeigen eine dörfliche Welt im Wandel. Die „Rotbuche im Mendelssohnpark“ (1972) oder „Platane und Rotbuche“ (1978) lenken den Blick auf die Natur direkt vor der Haustür des Künstlers.

Stillleben wie das „Stillleben mit Blumen in Krugvase“ (1975) oder das lichtdurchflutete „Wohnzimmer im Haus Emser Straße“ (1970) zeigen schließlich Francks Gespür für Innenräume und Atmosphäre – ein Thema, das in „Omas gute Stube“ weitergeführt wird.

Omas gute Stube – „die Gut Stuff“

Der zweite Raum der Ausstellung – „Omas gute Stube“ – vermittelt eine intimere, fast wohnliche Atmosphäre. Hier hängen vor allem kleinere Formate, Porträts und familiäre Szenen. Besonders hervorzuheben ist das Bild „Meesstraße 7 mit Blick auf das Atelier von Maler Franck“ (~1930) – eine stille Hommage an den Ort seines künstlerischen Schaffens.

Die Porträts von seiner Frau Maria Anna Franck geb. Müller (1930) und deren Großvater Nikolaus Mandt (1921 & 1928) zeigen den zeichnerisch versierten Franck, der mit sicherem Strich die Persönlichkeit und Würde seiner Modelle einfängt.

Auch hier dürfen Sonnenblumen nicht fehlen: Werke wie „Zwei Sonnenkinder“ (1975), „Sonnenaugen“ (~1970) oder „Sonnenstern und Physalis“ (1979) setzen den floralen Bogen aus dem ersten Raum fort – diesmal zarter, ruhiger, manchmal fast meditativ.

Daneben finden sich viele Horchheimer Motive, etwa „Mendelssohn-Allee“ (1971), „Maulbeerbaum in der Kirchstraße“ (1969) oder die stimmungsvolle Ansicht „Blick auf die Pfarrkirche St. Maximin aus der Kirchstraße“ (1967 und 1971). Besonders charmant ist das kleine Aquarell „Horchheim Bornsgasse“ von 1940.

Ein Hauch von Mystik durchweht „Winteridylle“ (1924), und in „Koblenz und Ehrenbreitstein“ (1978) oder „Horchheim vom Mendelssohnpark aus gesehen“ (1983) findet der Betrachter wieder zurück in die Weite des Rheinlands.

Kirchenmalerei – ein wenig bekannter Werkbereich

Ein oft übersehener Aspekt seines Werkes ist Francks Beitrag zur Kirchenmalerei. Bereits kurz nach seiner Hochzeit mit der Horchheimerin Maria Müller im Jahr 1921 wurde er mit ersten Ausmalungen in der Pfarrkirche St. Maximin in Koblenz-Horchheim betraut. Er arbeitete dabei eng mit Pastor Zimmermann und dem Bonner Kunstprofessor Willy Stücke zusammen. Trotz der schwierigen Zeit der Inflation unterstützte Franck die umfangreichen Wandmalereien im Chorraum mit großem persönlichen Einsatz – sogar bis hin zur Farbmischung aus eigenen Beständen, als dem Professor die Mittel ausgingen.

Im Ausstellungsheft der Heimatfreunde ist ein schreibmaschinengeschriebenes Zeugnis aus dem Jahr 1939 abgebildet:

Anton Nikolaus Franck – Ein Maler mit Herz und Handwerk

„Die Ausstellung war sehr interessant – ich finde es wunderbar, dass so etwas hier in Horchheim möglich gemacht wurde.“ So lautete eine der vielen positiven Rückmeldungen zur Werkschau von Anton Nikolaus Franck. Viele Besucherinnen und Besucher wünschten sich mehr Zeit, um in Ruhe in die Bilderwelt einzutauchen und die Geschichten hinter den Gemälden zu entdecken. Besonders geschätzt wurden auch die ergänzenden Exponate des Ortsmuseums, die mit großer Liebe zum Detail ausgewählt und präsentiert wurden.

Kunst und Atmosphäre im Einklang

Die Ausstellung „Der Horchheimer Maler – Anton Nikolaus Franck“ überzeugte nicht nur durch die Qualität der gezeigten Werke, sondern auch durch die stimmige Präsentation im liebevoll eingerichteten Ortsmuseum. Die Heimatfreunde Horchheim e.V. haben mit großem Engagement eine Schau realisiert, die dem Publikum einen lebendigen Zugang zum Werk eines regional bedeutsamen Künstlers ermöglichte – zwischen expressiven Blumenstillleben, stillen Stadtansichten und persönlichen Erinnerungsbildern.

Ein Ort der Kunst, der Geschichte und der Begegnung – so zeigte sich das Ortsmuseum Horchheim im Frühjahr 2025.

Ein besonderer Dank gilt der Familie des Künstlers, insbesondere Renate Struth, der Tochter von Anton Nikolaus Franck, sowie seinem Enkel Helge Struth. In mehreren Gesprächen gewährten sie den Heimatfreunden Horchheim wertvolle Einblicke in das Leben und Schaffen des Malers und unterstützten das Ausstellungsprojekt mit großer Offenheit und herzlicher Bereitschaft. Viele persönliche Erinnerungen und Hintergründe konnten so in die Präsentation einfließen und haben der Ausstellung eine besondere Authentizität verliehen.

Im Anschluss an die Ausstellung entstand in den Räumen des Ortsmuseums ein Fotoporträt von Frau Struth, das unser Fotograf Lothar Stein im Rahmen eines eigenen Termins anfertigte – ein stiller und zugleich lebendiger Abschluss dieser gelungenen Hommage an Anton Nikolaus Franck und seine Familie.

Text © Andreas Weber


Anton Nikolaus Franck (1895-1985)

Der Mann, der Sonnenblumen liebte

von Hans-Josef Schmidt
Horchheimer Kirmes Magazin 1986,
S. 48, 49

Anton Nikolaus Franck

Der Horchheimer Maler Anton Nikolaus Franck

1921 hielt er einen Schiffsunfall an der Horchheimer Brücke als zeichnender Reporter fest: Anton Nikolaus Franck, der „Horchheimer Maler“, dem die gefühlvolle Betrachtungsweise eines Vincent van Gogh lebenslanges Vorbild war.

Wer erinnert sich nicht an die imposante Erscheinung dieses Mannes, der nach außen so gar nicht den Prototyp eines Künstlers vermittelte? Wohl kaum jemand weiß aber, daß er zeitlebens die luxemburgische Staatsangehörigkeit besaß, die er alle fünf Jahre unter Aufwendung von viel Zeit, Mühe und Geld verlängern ließ.

Der Maler und Anstreicher Franck, der seine Jugendjahre in Vallendar verlebt hatte, kam erst durch seine Heirat mit Maria Müller nach Horchheim und zog in die Hauptstraße 75, heute Emser Str. 332. Das Anstreichergeschäft bot ihm Absicherung, doch sein Lebensinhalt war die „brotlose Kunst“. Seine späteren Kritiker werden ihn als ideale Mischung von Künstler und Handwerker apostrophieren.

Blumen-Stilleben, Landschaftsbilder, Interieurs, Porträts und Reiseeindrücke aus den bayerischen Alpen, Motive aus seiner Heimat – Koblenz, Vallendar und vor allem Horchheim – in Form von Aquarellen, Ölgemälden oder Zeichnungen waren sein Leben. Für ihn war Heimat mehr als ein Wort.

Autobiographisches

In Horchheim wird der Name A. N. Franck für spätere Generationen mit der Ausmalung der Horchheimer Pfarrkirche in den Jahren 1922-1926 verbunden bleiben. Er selbst erinnerte sich im Jahr 1977 an diese Arbeiten:

„Nach meiner Heirat mit der Horchheimerin Maria Müller am 18. Januar 1921 bezog ich das Haus gegenüber dem Pfarrhaus … Ich war mehrere Jahre lang als Kirchenmaler tätig und hatte viel Verständnis für die Pläne, die Herr Pastor Zimmermann mir zeigte. Dadurch offenbarte er mir auch seine weiteren Pläne zur Ausmalung der Kirche. Den Auftrag zur Bemalung des Kreuzweges hatte er bereits dem Professor Willy Stucke aus Bonn erteilt (1922) … Alle Stationen sind auf Kupferplatten gemalt und wurden an die Wände angebracht. Dadurch erhielt ich den ersten Auftrag: Umrahmungen der Stationen nach Angabe und Skizzen des Professors in Barockornament zu malen und mit Goldschrift zu versehen. Da durch die anfängliche Inflation wenig Geld vorhanden war, malte ich die Arbeit in Abendstunden für einen niedrigen Nebenverdienst.

lm Verlaufe der Arbeit teilte mir Herr Pastor Zimmermann mit, daß er vorhabe, das ganze Chor auszumalen, und daß er Herrn Professor Stucke bereits den Auftrag erteilt habe. Das Gerüst wurde erstellt, und ich bekam den Auftrag, die Vorarbeiten der gesamten Fläche in Angriff zu nehmen. Es handelte sich um Anschleifen des Putzes und zweimaligen Anstrich mit Bleiweißfarbe als Grundlage der Malerei. An Hand der Skizzen und Pläne war ersichtlich, daß das ganze Gemälde die Offenbarung des hl. Johannes darstellen sollte …

Eines Tages nun kam der Herr Professor mit Malkasten und Utensilien, um den Anfang an den 21 Ältesten zu malen. Inzwischen waren wir bereits mitten in der Inflation, und es gab überall im Ort Arbeitslose, und das Geld wurde immer knapper. Dann setzte die Rhein- und Ruhrhilfe ein zur Geldbeschaffung für Erwerbslose. Alle zwei Wochen fuhr ich mit dem Ortsvorsteher Heinrich Schneider nach Bonn, wo die Anweisungsstelle für die Gelder war. Herr Schneider bekam dort die Geldanweisung für die Arbeitslosen der Gemeinde, und ich für die Ausmalung der Pfarrkirche. Zum Glück war auf dem Büro in Bonn ein Horchheimer Bürger, nämlich Viktor Holl, der uns immer sehr behilflich bei den Anweisungen war.

Mit jedem Tag schritt die Geldentwertung weiter, und nach einigen Wochen war das Geld so entwertet, daß ich fast keinen Lohn mehr bekam und der arme Professor sich keine Farbe mehr kaufen konnte. Selbst sein Päckchen Tabak konnte er sich nicht mehr leisten. Nun wollten wir doch unbedingt das Gemälde fertigstellen, denn das Gerüst mußte dringend aus der Kirche verschwinden. Mittlerweile war das Jahr 1923 angebrochen, und die Rhein- und Ruhrhilfe sollte eingestellt werden. So fuhren wir beide nochmals nach Bonn, um einen letzten Zuschuß zu erreichen.

Bei einer der letzten Fahrten war übrigens Heinrich Schneider „verloren“ gegangen. Anstatt mit uns nach Hause zu fahren, wollte er seinen Sohn in Köln besuchen. Doch da er schon älter war und sich nicht recht zurecht fand, kam er weder in Köln noch in Horchheim an. Auf jeden Fall war es ein Ereignis in Horchheim, daß der Schneider-Hein als „verschütt“ gemeldet wurde. In Wirklichkeit aber war er doch bei seinem Sohn in Köln gelandet, wenn auch mit Verspätung.

So haben wir – allen Schwierigkeiten und Widrigkeiten zum Trotz – das Chorgemälde fertiggestellt … Nach dem Urteil der Presse und von Professor Irsch aus Trier war das Ganze ein Wunderwerk von Prof. Stucke. Erwähnenswert ist heute noch, daß mir Hans Nett als Idealist und Lehrjunge behilflich war. lm Jahr 1923 machte ich dann die Meisterprüfung, und als erster Lehrling half mir damals in der Kirche Josef Zimmermann, ebenfalls aus Horchheim.

Unter Pastor Johannes Luxem (1934 – 1955) sind die schlimmen Kriegsschäden an der Kirche Stück um Stück behoben worden. In den 50er Jahren erhielt die Kirche einen neuen Innenanstrich, der nach den Richtlinien der bischöflichen Behörde in einfachen Farben gehalten werden sollte. Diesem „Nüchternheitsgebot“ fiel das Chorgemälde Stuckes leider zum Opfer. Es war zwar von Rauch und Staub stark verrußt, doch hatte ich den Vorschlag gemacht, das Werk abzuwaschen und zu restaurieren. Doch diese Arbeit sollte 1.000 DM mehr kosten, und somit wurde meinen Wünschen leider nicht stattgegeben. Die Nichterhaltung eines Meisterwerkes von solch hohem Kunstwert sehe ich als einen schweren Verlust an.“

Der Maler von Alt-Koblenz

Das Mittelrhein-Museum Koblenz ehrte A. N. Franck noch im letzten Jahr, kurz vor seinem Tod, aus Anlaß seines 90. Geburtstages, mit einer großen Retrospektive seiner Ölbilder und Aquarelle. Der Laudatio, die Dr. Eitelbach – Leiter des Museums – bei der Eröffnung am 2. Juni hielt, entnehmen wir einige Passagen zur Würdigung des Künstlers A. N. Franck:

Anton Nikolaus Franck – Maler von Alt-Koblenz.

Maler der Heimat an Rhein und Mosel.

„… Wen wundert’s, daß sein Heimatort, daß Horchheim immer wieder in seinem Werk erscheint, daß es keinen versteckten Winkel gibt, den er nicht eingefangen hätte; das Mendelssohn-Stift lebt in seinen Bildern weiter. Und dann: die ganze Landschaft ringsum: Oberwerth und Rittersturz, Schmittenhöhe, Niederwerth. Die zwei schönsten lnterieurs: es sind die „Königszimmer“ von Schloß Stolzenfels. Eine ganze Reihe Blätter gilt Vallendar. In Bornhofen hat er seine Staffelei ebenso aufgeschlagen wie in Ahrweiler, wie in Bad Hönningen. Oder am Schalkenmehrener Maar. Überhaupt: wie liebt er die Eifel. Gewiß: Motive des Allgäu, Sujets aus Österreich fehlen nicht, Franck liebt die Natur, malt Berge, Meer und Wald, wo er auf sie trifft. Doch seine eigentliche Liebe gilt unserem rheinischen Land. Seine künstlerische Passion gehört seiner und unserer Heimat! …

Wie oft saß Anton Nikolaus Franck auf den Höhen über Rhein, Mosel und Lahn. Wie oft saß er unter dem hohen Himmel vor seiner Staffelei, mit dem Blick weit ins Land, hinüber zu den Dörfern, hinab in die Täler, mit dem Blick hinunter zu den Flüssen. Kaum eine Stimmung des Jahres, die der Künstler nicht eingefangen hätte. Ein Mensch mit der Freude an allem, was unter dem weiten Firmament sich erstreckt, dort blüht und wächst, ist Franck. Ein Maler mit dem Auge für Blumen und Stilleben. Immer wieder „porträtiert“ er Dahlien und Astern, porträtiert vor allem seine Lieblingsblume, immer wieder die Sonnenblume …

Wie oft hat mich Anton Nikolaus Franck in der Stunde vor der Eröffnung einer Ausstellung in meinem Zimmer besucht. In diesem Zimmer hoch über der Mosel. Diese Stunden bleiben mir unvergessen. So wie mir auch die Stunden in seinem Atelier unvergessen bleiben, in das ich über die barocke Wendeltreppe hinaufgestiegen bin. Hinaufgestiegen in diesen „Ausguck ins Leben“ – so hat Spitzweg solche Dachträume einmal genannt.

Die Gespräche in diesem Fensterwinkel, die Gespräche mit diesem Mann, der mir an Leben, an Erfahrung so weit voraus war, werden sich aus meinem Gedächtnis nicht verlieren. Dieses Zimmer, geprägt vom Geist eines Menschen, der dort die Jahre kommen und auch gehen sah. Der dort Glück und Leid, beides in Fülle, erlebte und durchstand. Dieses Zimmer, an dessen Wänden die Bilder dicht an dicht hängen. Gemälde, in denen sich dieses Leben spiegelt …

Mit dieser Ausstellung, meine Damen und Herren, ist es ein wenig anders als mit Vernissagen sonst. Heute ist unsere Stadt stärker mit dem Herzen beteiligt. Stärker mit dem Herzen beteiligt, ich gestehe es, bin auch ich selber. Meine Laudatio gilt nicht nur einem Maler. Meine Laudatio ehrt nicht allein einen 90jährigen. Meine Laudatio spricht vor allem den Menschen Anton Nikolaus Franck an, den ich in so vielen Jahren schätzen und verehren gelernt habe. Die Welt ein wenig erträglich machen, das kann vielleicht die Kunst. Ganz sicher aber vermag es die Menschlichkeit. Sagte Paul Claudel einmal.“

Hans-Josef Schmidt

Lebensdaten

  • Geboren am 17. Mai 1895 in Koblenz.
  • Gestorben am 18. Oktober 1985 in Koblenz-Horchheim.
  • Lehre als Maler von 1909-1912 bei Ferdinand Koppe und Fa. Kraef.
  • Als Volontär gearbeitet von 1913-1915 bei Kirchenmaler Vath in Niederlahnstein.
  • Als Bühnenmaler von 1916-1919 am Stadttheater Koblenz tätig.
  • Malergehilfe von 1920-1921 bei Röscher, Nitsche und Cron in Köln.
  • Ab 1922 bis 1970 selbständig im eigenen Geschäft.

Ausstellungen:

  • 1970 Kunsthandlung Vollmüller bzw. Energieversorgung Mittelrhein zum 75. Geburtstag
  • 1974 Handwerkskammer Koblenz aus Anlaß der Verleihung des Goldenen Meisterbriefes („Unser schönes Koblenz“)
  • 1975 Mittelrhein-Museum Koblenz zum 80. Geburtstag
  • 1976 Frankreich (Cercy la Tour)
  • 1977 Burg Rheinfels bei St. Goar
  • 1974 – 1984 Weihnachts-Ausstellungen Stadtsparkasse Vallendar (Freundschaftskreis Cercy la Tour)
  • 1980 Mittelrhein-Museum Koblenz zum 85. Geburtstag
  • 1983 Handwerkskammer Koblenz zum 88. Geburtstag
  • 1985 Mittelrhein-Museum Koblenz zum 90. Geburtstag
  • Gedächtnisausstellung in Vallendar (Freundschaftskreis Cercy la Tour)


Horchheimer Kirmes Magazin 1986 | Anton Nikolaus Franck – Der Mann, der Sonnenblumen liebte