Weinbau im Dorf HorchheimLandwirtschaft in HorchheimGeschichte des Weinbaus
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Weinbau im Dorf Horchheim

Horchheim, liebevoll „Hoschem“ genannt, liegt malerisch am rechten Rheinufer zwischen Niederlahnstein und Koblenz-Pfaffendorf. Der sanfte Anstieg zur Horchheimer Höhe, die bis zu 390 Meter hoch ist, bietet nicht nur eine atemberaubende Aussicht, sondern auch ideale Bedingungen für den Weinbau.

Der Ortsname mit der Endung „-heim“ deutet auf eine Siedlungsgeschichte zwischen dem 6. und 12. Jahrhundert hin. Die älteste Kirche, 1130 erbaut, erinnert an die christliche Tradition, die hier seit Jahrhunderten gepflegt wird.

Im Mittelalter war das Dorf eng mit Klöstern und Adelsgeschlechtern verbunden, die hier Besitz hatten und den Weinbau förderten. Horchheim entwickelte sich zu einem wichtigen Zentrum des Weinbaus – eine Tradition, die bis 1920 die Region prägte.

Aus jener Zeit sind nur wenige sichtbare Spuren erhalten geblieben – etwa alte Flurnamen oder vereinzelte Reste von Weinbergsmauern. Doch in den Archiven finden sich zahlreiche Aufzeichnungen, die die Geschichte des Horchheimer Weinbaus in all seinen Höhen und Tiefen dokumentieren.

In seinem Werk über die Siedlungs- und Flurnamen kommt Jungandreas zu dem Schluss, dass der Weinbau in Horchheim die Landwirtschaft deutlich überwog (1962). Prößler ergänzt 2013: „Berühmtestes Weindorf am Rhein im Raum Koblenz schon im Spätmittelalter war Horchheim.“

Horchheims ehemalige Weinlagen

Die Fluren zwischen dem Rhein und der Waldgrenze waren früher fast vollständig dem Weinbau gewidmet. Die überwiegende Nutzung der Horchheimer Flur für Weinstöcke zeigt sich auch in den zahlreichen überlieferten Flurnamen, die bis heute bekannt sind.

In Aufzeichnungen der Jesuiten finden sich Namen wie:

  • Im mittleren Anwend
  • Auf dem Arfeld
  • Im Drytten Eymer
  • Auf der Loh
  • In der Oberhaukert
  • Auf Preyspell
  • Am Schemel
  • Im Wiesenpatt

Auch im Grenzgebiet zu Niederlahnstein, insbesondere in der Lage „In der Hellen“, wurde Wein angebaut. Dieser Bereich, heute als Horchheimer Höll bekannt, verdankt seinen Namen dem mittelhochdeutschen Wort helde oder Halde, was „sanft abfallender Hang“ bedeutet – ein treffender Ausdruck für die topographische Beschaffenheit dieser Lage.

Spuren dieses historischen Weinbaus lassen sich noch heute erkennen: Am Grenzpfad Horchheim-Lahnstein, beginnend beim Aufstieg Weitenborn und entlang des Pfades nach Lahnstein, sind gut erhaltene Weinbergsmauern der ehemaligen Lage „Horchheimer Höll“ zu finden. Weitere Überreste bezeugen den Weinbau in der oberen Bächelstraße sowie am Hang des Pechlerbergs, wo noch heute Weinbergsmauern erhalten geblieben sind.

Der Schwarze Weg

Die nahegelegene Flur unweit der Wendelinuskapelle in Richtung Dorf trägt noch heute den Namen „Feld am schwarz’ Helligen Stock“. Der Weg, der dorthin führte, wurde im Volksmund „Der schwarze Weg“ genannt.

Manfred Gillissen entdeckte in Quellen des Klosters Dyrstein bei Diez bereits für das Jahr 1390 einen Hinweis auf ein Wegekreuz am Eingang des Dritteneimerwegs. Auf der Jesuiten-Flurkarte von 1684 ist an dieser Stelle ebenfalls ein Kreuz verzeichnet. Es wird vermutet, dass dieses Kreuz möglicherweise auch an die Pesttoten des 17. Jahrhunderts erinnerte.

Seit 2012 erinnert eine Keramiktafel an der Ecke Dritteneimerweg/Weitenbornstraße an dieses historische Wegekreuz, den „schwarz Hilligestock“. Die Umsetzung geht auf die Bemühungen der Horchheimer Heimatfreunde, Hans Feldkirchner und die Initiative von Peter Wings zurück.

Die Keramiktafel zeigt neben einem Ausschnitt der Jesuiten-Flurkarte auch drei Weinbütten. Sie verweisen auf die sogenannten Drittelsweinberge, bei denen die Eigentümer jährlich ein Drittel der gelesenen Trauben als Abgabe erhielten.

Hoschemer Rude

Die „Käs“-Skulptur

Am 28. Juni 1998 wurde die „Käs“-Skulptur feierlich eingeweiht. Sie wurde vom Horchheimer Bildhauer und Goldschmied Josef Welling entworfen und vereint die Symbole „Hoschemer Käs“, „Hoschemer Wein“ und „Hoschemer Geselligkeit“.

Um 1900 lebten viele Horchheimer noch vom Weinbau. Um ihre kargen Mahlzeiten im Weinberg etwas aufzuwerten, stellten sie nach einem traditionellen Rezept kleine, weiße Handkäse aus Kuhmilch her. Die Käsekegel wurden mit Kümmel gewürzt und auf der Fensterbank zum Trocknen aufgestellt.

Am Römerplatz – an der Ecke Alte Heerstraße/Emser Straße – gab es damals gleich vier Weinlokale: Puth, Holler, Brühl und Killian. Genau hier wurde die „Käs“-Skulptur aufgestellt.

Die Skulptur zeigt in drei plastischen Motivbildern das Leben in Horchheim zu jener Zeit:

  • Der Weinbau: Winzer und Winzerin besteigen mit Korb und Hacke die steilen Weinberge. Auf der anderen Seite fahren sie mit einem Ochsenkarren die mühevoll geernteten Trauben ein.
  • Die Käseherstellung: Eine Frau steht am Küchentisch, formt den Handkäs‘, setzt ihn in einen Steintopf und stellt ihn zum Trocknen auf die Fensterbank. Gleichzeitig klettern die „Pänz“ (Kinder) an der Mauer hoch und naschen heimlich von der „wohlriechenden“ Köstlichkeit.
  • Die Geselligkeit: Die Horchheimer sitzen vergnügt im Wirtshaus, essen Käs‘ und trinken Wein. Über allem thront auf einem Weinfass „dä Hoschemer Panz“ – eine symbolische Figur. Mit einer Hand hält er sich die Nase zu, während er mit der anderen Hand den guten Käs‘ anbietet.

Landwirtschaft in Horchheim

Über die Viehgasse durch die Hohl zur Horchheimer Höhe

Das Ackerland in Horchheim lag größtenteils auf der Höhe. Hier gedieh vor allem Getreide, das weniger intensive Pflege benötigte als der Wein. Ein Nachteil war die lange Fahrzeit mit den Ochsen oder Fahrkühen. Die Strecke von etwa vier bis sechs Kilometern konnte daher meist nur einmal am Tag bewältigt werden. Die Fahrtzeit dauerte oft zwei bis drei Stunden, doch Eile hatte man nicht. Die Bauern nahmen ihre Mahlzeiten mit und vesperten im Grünen.

Der Weg zur Höhe war nicht befestigt, sondern lediglich mit Kies bedeckt, dessen Oberfläche uneben und schwer zu befahren war. Er führte von der Dorfstraße über die Viehgasse durch die Hohl zu den Feldern auf der Schmidtenhöhe. Der Weg diente nicht nur der Feldarbeit, sondern auch dem Transport von Erntegut, Holz und anderen Feldfrüchten zurück ins Dorf.

Die schwer beladenen Wagen – beladen mit Heu, Getreide, Holz oder anderen Gütern – setzten dem Weg erheblich zu. Wurde die Bremse zu fest angezogen, blockierten die Räder, und die schleifenden Reifen rissen Kerben und Löcher in den Straßenbelag. Dadurch litt die Kiesdecke stark und musste regelmäßig repariert werden. Die Instandsetzung dieser Schäden war Gemeinschaftsarbeit, die vom Ortsvorstand organisiert wurde.

Alte Straßennamen wie Striehgass (Strohgasse), Vehgass (Viehgasse) oder Trift zeugen noch heute von der landwirtschaftlichen Nutzung dieser Wege.

Die Horchheimer Feldflur umfasste insgesamt 905 Morgen:

  • 654 Morgen Ackerland,
  • 100 Morgen Rebland,
  • 151 Morgen Wiesen.

Nach einer Erhebung aus dem Jahr 1719 betrug der Durchschnittsertrag der vier Bodenklassen insgesamt 1.379 Malter und sechs Simmer. Ob zu dieser Zeit bereits Kartoffeln – damals Grundbirnen genannt – angebaut wurden, ist ungewiss. In der Region lassen sich Kartoffeln erst 1754 in Boppard nachweisen.

Arbeit in der Landwirtschaft

Im 19. Jahrhundert bildeten Landwirtschaft und Weinbau die Haupterwerbsquellen der Horchheimer Bevölkerung. Hinzu kamen ländliche Handwerksberufe, die eng mit der Agrarwirtschaft verbunden waren, wie Küfer, Schmiede oder Stellmacher. Weitere Handwerker deckten die alltäglichen Bedürfnisse der Dorfbewohner ab, beispielsweise Schuster, Schneider, Bäcker oder Metzger.

Die Erträge der Landwirtschaft hingen stark vom Wetter ab. Zu viel Sonne ließ den Boden austrocknen, wodurch die Pflanzen vertrockneten. Andererseits erschwerte ein regenreiches Jahr die Heu- und Getreideernte erheblich.

Die Arbeit in der Landwirtschaft war hart. Ein Arbeitstag dauerte von fünf Uhr früh bis abends sieben Uhr, zur Erntezeit sogar noch länger. Männliche Tagelöhner verdienten etwa zehn Silbergroschen, während Frauen nur fünf Silbergroschen erhielten. Zum Vergleich: Ein Brot von vier bis sechs Pfund kostete in normalen Erntejahren zwischen fünf und sieben Silbergroschen. Ein Knecht wurde jährlich mit 22 Talern, einem Paar Schuhen und einem Kittel entlohnt; eine Magd erhielt 18 Taler und ebenfalls ein Paar Schuhe.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts ging der Getreideanbau offenbar immer mehr zugunsten der Viehhaltung zurück. Ein möglicher Grund dafür war, dass der Getreideanbau zu arbeitsintensiv war.

Anton Struth schrieb 1910 erstaunt:

„Wenn man bedenkt, dass bei dem damaligen Weinbergbestand und dem ausgedehnten Ackerland, besonders auf dem Walde, wo zu der Zeit nicht die Hälfte der Wiesen war, sondern alles fast Ackerland, welches zur Bebauung und Ernte viel mehr Zeit in Anspruch nahm als die Wiesen, so muss man staunen, wie die Arbeiten alle bewältigt werden konnten, besonders da die Frucht, Korn, Weizen, Gerste durch die Sichel geschnitten und nur Hafer gemäht wurde.“

Nach dem Ersten Weltkrieg kam der Weinbau und der damit verbundene Weinhandel weitgehend zum Erliegen. Dennoch spielten Ackerbau (Getreide, Kartoffeln, Flachs), Obstanbau und Viehhaltung weiterhin eine wichtige Rolle. Bis in die 1960er Jahre blieb die Landwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, auch wenn die Zahl der Haupterwerbsbetriebe zurückging und die Nebenerwerbsbetriebe stetig zunahmen.

Viehzucht

Um 1719 gab es in Horchheim einen Bestand von 125 Stück Großvieh, was für ein Winzerdorf eine beachtliche Zahl war. Auf jedes Stück Großvieh war eine Simpeleabgabe von fünf Pfennigen zu entrichten.

Die Ställe beherbergten tragfähiges und nicht tragfähiges Rindvieh, dazu gehörten Ochsen, Kühe, Jungvieh und Kälber. Die Wiesen auf der Höhe oder auch der Wald dienten als Viehweide.

Die Wiesen lieferten Heu für das Winterfutter. Es konnte nur so viel Vieh eingestallt werden, wie Heu als Winterfutter zur Verfügung stand. Häckselstroh wurde als Beifutter verwendet, jedoch in erster Linie als Einstreu. In Notzeiten durfte auch Waldlaub als Ersatz verwendet werden. Diese Nutzung war jedoch nur mit einer speziellen Erlaubnis des Ortsvorstandes oder des Försters gestattet und wurde nur ungern erteilt, da das Laub als wichtige Grundlage für den Waldboden galt.

Etwa 60 Schweine konnten im Jahr mit einer guten Eckernernte gemästet werden. Diese Zahl dürfte aufgrund von praktischen Erfahrungen festgelegt worden sein, da eine zu hohe Schweinepopulation den Waldaufwuchs schädigte. Wie ihre wilden Verwandten, Wildschweine, wühlten sie den Boden auf der Suche nach Nahrung und verhinderten somit die natürliche Verjüngung des Waldes.

Nach 1815 gewann die Schafhaltung an Bedeutung. Es wurde eine Schäferei-Genossenschaft gegründet. Um 1840 beschäftigte die Genossenschaft einen Schäfer und einen Knecht für rund 400 Tiere, die auf gemeindeeigenen, verpachteten Grundstücken weideten. Doch bereits 1848 wurde die Genossenschaft aufgelöst, und die Gemeinde erwarb den 1819 errichteten Schafstall, der nahe der Gemarkungsgrenze zu Niederlahnstein lag. Der Schafstall wurde 1881 noch einmal instand gesetzt, doch mit dem Niedergang der Schafzucht verfiel er später.

1890 hielten 74 Landwirte insgesamt 162 Kühe. Die Gemeinde stellte zwei Zuchtstiere der Westerwälder Rasse zur Verfügung. Die meisten Bauern besaßen jedoch selten mehr als drei Stück Vieh. Oft war es nur eine einzelne Kuh im Stall.

Horchheimer Wald

Horchheim verfügte über einen ansehnlichen Gemeindewald, in dem Laubholzbestände etwa zwei Drittel der Fläche ausmachen und naturnahe Wälder mit größeren Beständen das Landschaftsbild prägen.

Die Grenzen dieses Waldes wurden mehrfach von Vorstehern und Einwohnern überprüft, um die genaue Lage der Grenzsteine zu bestätigen und im Gedächtnis zu bewahren. Eine solche Überprüfung wurde im Grenzbegangsprotokoll von 1604 erstmals dokumentiert.

Auf Nachfragen der amtlichen Kommission im Jahr 1719 gaben die Taxatoren des Erzstift Trier an, dass es niemandem gestattet war, Laub, Pfähle (für die Weinberge) oder Brandholz aus dem Wald zu entnehmen.

Außerdem durfte der Wald nicht als Viehweide genutzt werden, da die Tiere durch das Abfressen der aufkommenden Sämlinge den natürlichen Aufwuchs verhinderten. Einzige Ausnahme waren Schweine, die während eines guten Eckernjahrs (Jahre mit ausreichendem Eichelsamen) zur Mast in den Wald getrieben werden durften. Ein gutes Eckernjahr trat etwa alle zehn Jahre ein und war für die Mastwirtschaft von großer Bedeutung.

Es herrschte bereits ein starkes Bewusstsein für die Verantwortung gegenüber der Natur, und die Verantwortlichen sorgten dafür, dass der Wald nicht durch planloses Abholzen und Beweiden zerstört wurde. Eine solche Vernichtung hätte das Dorf, das auf den Wald angewiesen war, in den Ruin gestürzt. In dieser Hinsicht zeigte sich bereits eine umfassende und nachhaltige Waldwirtschaft.

Neu war, dass der Wald nun als Wirtschaftsgut betrachtet wurde. Die Sachverständigen teilten den Baumbestand in Nutzholz und Brennholz ein. Diese Einteilung ermöglichte eine genauere Übersicht über die Qualität des Waldes, was eine bessere Planung und Nutzung der Ressourcen zur Folge hatte.


Geschichte des Weinbaus

Nach der Eroberung Galliens und Germaniens durch die Römer um 50 v. Chr. bildete der Rhein die Grenze des Römischen Reiches. Hinweise auf römischen Weinbau verdichteten sich durch Funde von Weinbaugeräten wie Winzermessern, Sicheln und Weingefäßen, sowie durch frühe Nennungen von Weinbergen, die bald nach den Römern auftauchten.

Im Allgemeinen, wie Tacitus für die Germanen schreibt, wurde vergorenes Getreide, also der Urtyp des Biers, konsumiert.

In unserer Region waren es die keltischen Fürsten, die vor etwa 2.500 Jahren die ersten Weintrinker waren. In ihren reich ausgestatteten Gräbern fanden sich antike Weingefäße wie Weinamphoren, Becher, Kannen und Trinkgefäße, die mit ins Grab gelegt wurden – vermutlich zur Nutzung im Jenseits, aber auch zur Freude der Archäologen.

Mittelalter

Bereits um 1018 wurde Wein in Pfaffendorf angebaut, und seit 1019 ist der Rebenanbau in Ehrenbreitstein belegt. Es liegt nahe, dass der Weinbau zu dieser Zeit auch in Horchheim bekannt war, da die günstige Lage am Rhein ideale Bedingungen für den Rebanbau bot.

Aus den bäuerlich tätigen Kreisen dieser Zeit sind keine schriftlichen Nachrichten überliefert. Aber die auf den Adelshöfen und den klösterlichen Besitzungen arbeitenden Ackers- und Weinbergsleute sowie alle anderen Kräfte, die für die dörfliche Infrastruktur notwendig waren, um die materiellen Grundlagen für den ritterlichen Lebensstil zu sichern und für die Dienstleistungen entlang eines schiffbaren Flusses und im Forst zu sorgen, hat es ohne Zweifel gegeben, auch wenn sie im Dunkel der Überlieferung verbleiben.

Volksgetränk Wein

Im Mittelalter war Wein ein gängiges Volksgetränk, wobei wenig auf die Qualität geachtet wurde. Der Weinverbrauch war enorm. Schätzungen zufolge lag der Verbrauch bei 100 bis 150 Litern pro Kopf und Jahr, in den Weinbaugebieten stieg der Wert sogar auf bis zu 300 Liter.

Als Getränke standen vor allem Wasser, Milch und Wein zur Verfügung. Letzteren trank man meist mit Wasser verdünnt. Nur in sonnenreichen Jahren konnte der durchgegorene Most einen trinkbaren Wein liefern. Oft wurde der Geschmack durch Honig oder Gewürze verbessert. Zusätzlich stellte man alkoholische Getränke aus vergorenen Früchten wie Äpfeln, Johannisbeeren oder Stachelbeeren her.

Um den Wein genießbar zu machen, fügten die Menschen oft Honig und Gewürze wie Muskatnuss, Nelken, Pfeffer oder Zimt hinzu. Auch Kräuter oder Obst wurden von einigen Winzern beigemischt, um dem Wein eine spezielle Geschmacksrichtung und eine eigene Note zu verleihen.

Eine weitere Variante war der in der Region um Koblenz beliebte Würzwein. Dieser wurde durch eine heftige Gärung des Mosts in einem beheizten Raum hergestellt und erinnerte im Geschmack an den heutigen Glühwein.

Begüterte Klöster und Stifte

Die Kirche und die Klöster förderten den Weinbau maßgeblich und waren ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region. Schon im Mittelalter war der Weinbau durch die kirchlichen Institutionen verbreitet worden, da Wein für die Feier der heiligen Messe unerlässlich war und darüber hinaus das wichtigste Alltagsgetränk der Bevölkerung darstellte. Dies erklärt den Erwerb von Wingerten und die zentrale Bedeutung des Weinbaus für Horchheim.

Im Jahr 1719 hielten vierzehn Klöster, Stifte oder kirchliche Einrichtungen Besitzungen in Horchheim. Dazu gehörten unter anderem die Dominikaner aus Koblenz, das Florinsstift, die Franziskanerinnen von St. Georg im Vogelsang, die Jesuiten, das Kastorstift, die Karmeliter, die Kartäuser sowie das Kloster Oberwerth. Weitere bedeutende Einrichtungen waren die Klöster Altenberg, Marienstatt, Niederwerth und Rommersdorf.

Der Weinhandel und die geschickte Bewirtschaftung des Grundbesitzes sicherten den Klöstern eine solide Kapitalbasis, die sie für Instandhaltungen, Umbauten oder Neubauten nutzten. Damit verbunden war die Schaffung von Arbeitsplätzen für die lokale Bevölkerung.

Zur Kontrolle der Pachtverhältnisse setzten die Klöster sogenannte „Windelboten“ oder „Herbstherren“ ein. Diese prüften den Zustand der Weinberge und stellten sicher, dass die vertraglichen Vereinbarungen eingehalten wurden. Die Traubenernte durfte nur mit ihrer Zustimmung beginnen. Während ihres Aufenthalts erhielten die Boten Unterkunft und Verpflegung vom jeweiligen Pächter. Bei wiederholtem Verstoß gegen die Pachtverträge drohte der Entzug des Pachtguts.

Trotz der strengen Aufsicht genossen die Klöster hohes Ansehen in der Bevölkerung, was sich in Form von Spenden und Schenkungen widerspiegelte.

Die Verteilung der 402.650 Weinstöcke in Horchheim im Jahr 1719 stellt sich wie folgt dar:

  • Klöster: 123.485 Stöcke (30,7 %)
  • Adel: 81.765 Stöcke (20,3 %)
  • Auswärtige und sonstige Besitzer: 46.785 Stöcke (11,6 %)
  • Horchheimer: 150.615 Stöcke (37,4 %).

Den Horchheimer Hausvorständen, Handwerkern und Tagelöhnern verblieb somit ein Anteil von 37,4 Prozent der Weinstöcke, während über 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in fremdem Besitz waren.

Insgesamt erzielten die Wingerte in Horchheim aus den veranschlagten 402.650 Stöcken im Durchschnitt einen Ertrag von 67 Fudern zu je 900 Liter, vier Ohm zu 150 Liter Wein. Dies entspricht einem Gesamtertrag von 60.900 Litern Wein.


Adelsfamilien in Horchheim

Neben den Klöstern besaßen im 18. Jahrhundert auch zehn Adelsfamilien Land- und Weinbergsflächen in Horchheim. Diese Familien gehörten verschiedenen Adelsschichten an, darunter der Hochadel, der Trierer Lehnshof, der Beamtenadel und der herrschaftliche Ortsadel.

Zu den Hochadeligen zählten die Landgrafen von Hessen-Darmstadt und die Fürsten von Nassau, die allerdings nur geringe Flächen besaßen.

Der Trierer Lehnshof war stärker vertreten, darunter die Herren von Eltz mit 8.670 Weinstöcken und 14½ Morgen Feldern und Wiesen, der Freiherr von Eyß mit 4.480 Weinstöcken und 11 Morgen Land, die Grafen von Metternich mit 6.347 Weinstöcken und 11 Morgen Flächen, die Herren von Hunolstein mit 4.580 Weinstöcken und 8 Morgen Acker.

Dem Beamtenadel gehörten die Familien von Schoeben und von Umbscheiden an.

Der herrschaftliche Adel in Horchheim, der ursprünglich aus dem Trierer Lehnsadel stammte, umfasste die Familien von Heddesdorf und von Reiffenberg (später von Eyß). Diese Adelshäuser dominierten das Dorfgeschehen mit ihren umfangreichen Besitzungen. Allein die Familien Heddesdorf und Reiffenberg verfügten über 49.452 Weinstöcke, die in drei Klassen unterteilt waren: 25.003 Stöcke (50,6 %) in der ersten Klasse, 15.089 Stöcke (30,5 %) in der zweiten Klasse, 9.360 Stöcke (18,9 %) in der dritten Klasse.

Die Adelshöfe hatten positive wirtschaftliche Auswirkungen auf Horchheim. Durch die Nachfrage nach gewerblichen Dienstleistungen und Arbeitskräften wurden die Handwerksbetriebe gestärkt und zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen.

Pächter und Winzer

Die Pächter der Weinberge mussten ein Drittel oder sogar die Hälfte der Traubenernte abgeben. Gleichzeitig waren sie für die gesamte Bewirtschaftung des Wingerts verantwortlich, darunter Arbeiten wie das Schneiden, Binden und die Pflege der Weinbergsmauern. Obwohl die Abgaben hoch waren, akzeptierten viele Pächter die Bedingungen aufgrund der guten Weinlagen oder aus anderen persönlichen Gründen.

Die behördlich festgelegten Preise und der Kelterbann erschwerten es, höhere Erlöse zu erzielen. Diese Regelungen führten zur Produktion von Massenwein, da große Mengen nötig waren, um ausreichende Einnahmen zu erzielen.

Zur Deckung des Lebensunterhalts benötigte eine Winzerfamilie etwa 4.000 bis 5.000 Weinstöcke. Von den 75 Hausvorständen in Horchheim verfügten jedoch nur vier Familien (5,3 Prozent) über diesen Bestand. Da der Weinbau allein für viele Familien nicht ausreichte, um den Lebensunterhalt zu sichern, waren zusätzliche Beschäftigungen oder ein bescheidener Lebensstil notwendig. Dennoch trug der Weinbau wesentlich zur Lebenshaltung bei, und in guten Jahren konnten Überschüsse verkauft werden.


Weinjahre im 18. Jahrhundert

In dem besonders guten Weinjahr 1697 blühten schon am 26. Mai die Reben, und die ersten Trauben konnten bereits am 25. Juli geerntet werden. Der Beginn der Traubenlese war am 17. Oktober.

1701 und 1703 fiel die Traubenernte hingegen schlecht aus. Viele Winzer blieben auf ihren Beständen sitzen, und einige versuchten, den Wein mit problematischen Mitteln zu verbessern.

Hans Jakob Erni, ein Küfer aus Esslingen, wurde 1706 hingerichtet, nachdem er die beiden Jahrgänge derart manipuliert hatte, dass einige Weintrinker nach dem Genuss starben.

Im 18. Jahrhundert wurden erstmals umfassendere Rebsortenverordnungen erlassen. Die Bischöfe von Trier, die Kurfürsten der Pfalz, die Bischöfe von Speyer sowie die Grafen von Leiningen erließen diese Verordnungen. Sorten wie Riesling, Traminer und Ruländer (nach 1711) wurden empfohlen, während Heunisch, Trollinger, Elbling und Gutedel ausgehauen werden sollten. Es entwickelte sich ein allgemeines Qualitätsbewusstsein. Die Verordnungen zielten hauptsächlich auf die Sicherung des Zehnten, die Vermeidung von Ernteausfällen durch Frost und die Bekämpfung von Schädlingen wie dem Rebstecher.

Im Jahr 1719 wurde die Zählung der Rebstöcke durch die Taxatoren neu organisiert, die nun auch eine Klassifizierung der Wingerte vornahmen. Der Weinbau wurde nach Stockzahl berechnet. Zuvor war dies anhand von Pflanzabständen geschehen, was zu Unklarheiten bei der Bestimmung von Grundstücksgröße und Ertrag geführt hatte. Ab jetzt mussten die Felder nach dem Trierer Landmaß vermessen werden.

Das Weinjahr 1719 war gut, mit einer frühen Traubenblüte im Mai und einer Weinlese ab dem 28. September. Der Wein wurde wegen seines süßen, vollen Geschmacks als „Hutzelbrühe“ bekannt und gilt als einer der kostbarsten Weine der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Das Jahr 1720, ein weiteres als „gesegnet“ bezeichnetes Jahr, war für den Weinbau vorteilhaft. Ein Fuder Wein kostete zwischen 12 und 30 Reichstalern, während Rindfleisch und Butter zu günstigen Preisen zu haben waren.

Die Zehntverordnung von 1731 betraf nun auch die früheren Weingärten, die nun für den Anbau von Feldfrüchten wie Gemüse und Rüben genutzt wurden.

Der Kurfürst von Trier verbot im Jahr 1750 die Aufwertung von Wein durch Zusatzstoffe, die sogar Todesopfer gefordert hatten, um den Wein wieder naturrein auf den Markt zu bringen.

Erst mit der Agrarreform der Französischen Revolution begann eine nachhaltige Veränderung im Weinbau. Diese Reformen führten zu einem qualitativen Wandel in der Kellerwirtschaft, der eine nachhaltige Änderung in Anbau und Verarbeitung mit sich brachte. Die Nachfrage nach Qualitätswein setzte neue Standards in der Branche.

1775 wurde der Rauch des verbrannten Schwefels als Mittel zur Weinherstellung eingeführt, und die Bedeutung der Spätlese auf dem Johannisberg im Rheingau wurde wiederentdeckt.

Johann Friedrich Deinhard gründete 1793/94 ein Einzelhandelsgeschäft in Koblenz, aus dem sich später eine bedeutende Weinhandlung und Sektkellerei entwickelte.

In den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts stieg der Weinkonsum. Um die Nachfrage zu befriedigen, legten die Winzer in Horchheim zusätzliche Weingärten zwischen der Hauptstraße und dem Rhein an. Diese Lagen waren jedoch in ungünstigen Jahren frostgefährdet, was sich besonders in den schwächeren Jahren um 1800 bemerkbar machte, als Frühjahrsfröste den Rebstöcken zusetzten und der Ertrag entsprechend niedrig war.

Weinjahre im 19. Jahrhundert

Erst mit dem Ablösen der Zehntrechte und der Lockerung der engen Lesevorschriften sowie mit der Entstehung größerer Weingüter setzte das Qualitätsbewusstsein ein. Die herausragendsten Jahre dieser Entwicklung waren 1811 und 1822, in denen großartige Auslesen entstanden.

Das Jahr 1811 gilt als das „berühmteste Weinjahr des Jahrhunderts“, gefolgt von den ebenfalls ausgezeichneten Jahren 1822 und 1834.

Ab 1814 konnte die Grundsteuer aus einer Tabelle ermittelt werden, in der die Weinberge in sechs Klassen eingeteilt waren.
Im preußischen Gebiet war es nach 1816 möglich, Naturalabgaben durch Geldzahlungen abzulösen.

Während die Ernte und Weinlese 1817 außergewöhnlich ertragreich waren, war der starke Preisanstieg bei Grundnahrungsmitteln durch die sehr schlechte Ernte des Vorjahres bedingt.

Der bedeutendste jüdische Einwohner Horchheims im 19. Jahrhundert war der Berliner Bankier Joseph Mendelssohn, der 1818 das Anwesen des Hofrates Fritsch erwarb und auch den Hof des Kosters Altenberg hinzunahm. Die Familie hielt sich vor allem im Sommer und zur Weinlese in Horchheim auf.

Der Ortsvorsteher Beckenkamp berichtete, dass die Gemeindemitglieder, die 1805 Weinberge neu anlegten, Zinskorn-Ablösungen zahlen mussten. Diese Ablösungen wurden teilweise durch Gelder aus der Gemeindekasse vorfinanziert.

1827 besuchte der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy erstmals das Weingut seiner Familie in Horchheim und berichtete in einem Brief an seine Eltern von den schönen Erlebnissen während der Weinlese.

1831 versuchten einige Weinbergspächter, zusätzlich Gemüse oder Obst zwischen den Reben anzubauen, um den Ertrag zu steigern. Dies wurde von den herrschaftlichen Eigentümern jedoch verboten, da dies dem Boden Nährstoffe entziehen würde.

Ein tragischer Unfall ereignete sich am 18. Juni 1839, als Karl Göbel sich beim Schroten eines Stückfasses Wein das rechte Bein zerschmetterte und später seinen Verletzungen erlag.

Die Einführung der Oechsle-Waage im Jahr 1840 erleichterte die Voraussage der späteren Weinqualität. Diese Messmethode ist noch heute im Einsatz.

Die Horchheimer Champagnerfabrik und andere lokale Unternehmen wie Geschwister Holler, Anton und August Killian, Josef Puth senior und Sohn Josef junior begannen ab 1846 damit, Trauben aufzukaufen und in ihren umfangreichen Kelleranlagen zu keltern.

Ab 1850 konnten auch Pfarrzehnten und -drittel durch Geldzahlungen ersetzt werden. Die Weinberge in Horchheim waren nun größtenteils von Abgaben befreit, außer den Lagen im Lahnsteiner Gebiet.

Der Wechsel von Rohrzucker zu billigerem Rübenzucker ab 1857 ermöglichte es, eine konstante Weinqualität zu erzeugen, was den Preisschwankungen des Weins zugutekam. Die Weinpreise schwankten früher stark je nach Jahr und Qualität.

Die Witwe von Joseph Mendelssohn schenkte 1876 einen Weinberg zur Erweiterung des Friedhofs, der 1854 ursprünglich für etwa 18 Protestanten in Horchheim konzipiert worden war.

Um 1880 änderte sich das Konsumverhalten der Weintrinker, die nun leichtere, rassigere Weißweine bevorzugten. Dies führte zu verfeinerten Kellereitechniken, die allerdings auch einen erhöhten Kapitalbedarf mit sich brachten. Viele Winzer konnten diese Investitionen nicht mehr stemmen, was zu einem Rückgang des Weinbaus führte.

Der Hauptlehrer Wüst empfahl 1888 den Anbau von Frühburgunder-Reben, während für weniger gute Lagen größere Beerenarten wie die österreichischen empfohlen wurden, die gut zu Weißwein verarbeitet werden konnten.

Durch die Senkung der Landwirtschaftszölle unter Graf von Caprivi ab 1891 wurden ausländische Weine, besonders aus Italien und Frankreich, günstiger und traten in Konkurrenz zu den heimischen Weinen.

Im späten 19. Jahrhundert fanden durch steigende Löhne und die zunehmende Industrialisierung viele traditionelle Arbeitskräfte bessere Verdienstmöglichkeiten in den Fabriken. Der Weinbau begann zunehmend in den Hintergrund zu treten, da ein Vollerwerbsbetrieb nicht mehr genug Einkommen für eine Familie generieren konnte.

20. Jahrhundert

Ab 1900 konzentrierten sich die Horchheimer zunehmend auf den Anbau von Obst und Erdbeeren verschiedener Sorten. Um die Ernte effizient zu verarbeiten wurden Obstsammelstellen eingerichtet.

1920 wurde in Horchheim der letzte Weinberg der Familie Holler gerodet.

Bis zum Ende des Weinanbaus in den 1920er Jahren war der Horchheimer „Rote“ als Weinmarke der Region noch bekannt.
Das letzte Fass Rotwein aus Horchheim wurde im Kirmeszug 1924 auf einem Wagen mitgeführt und später in Original-Viertelchen zum Ausschank gegeben. Damit verlor Horchheim seine jahrhundertelange Tradition als Weinort am Mittelrhein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte eine massive Rationalisierung im Weinbau ein. Die gestiegenen Löhne und Materialkosten machten den Kleinwinzern das wirtschaftliche Überleben schwer. Viele Rebflächen lagen brach. Aufstrebende Winzer übernahmen diese Flächen und integrierten sie in ihre bestehenden Besitzungen.

Die Entwicklung des Weinbaus im 20. Jahrhundert brachte tiefgreifende Veränderungen in kürzester Zeit. Aus einem handarbeitsintensiven Berufszweig wurde ein technisch hochentwickeltes Arbeitsfeld. Dennoch blieb der Wein, geprägt von Witterung, Winzer, Rebsorte und Standort, stets das zentrale Produkt der Region.


Weinbau Stichwortverzeichnis

Anbautechnik

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Weinbau stetig, besonders in den ersten 50 Jahren und nach den Weltkriegen. Die größten Änderungen kamen jedoch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Die traditionellen, engen Weinberge mit niedrigen Laubwänden und wenig Abstand zwischen den Reben wichen modernen, großzügigeren Anlagen. Die neuen Anbausysteme mit 2 Meter Reihenabstand und 1,20 Meter Stockabstand ermöglichte den Einsatz von Maschinen statt Handarbeit. Zu den Neuerungen zählten mechanische Rebenschneider, Fräsen, Mulchen, und schließlich auch die Erntemaschinen.

Früher mussten Winzer den Boden von Hand befreien, um unerwünschtes Wachstum zu kontrollieren, besonders in feuchten Jahren. Mit den größeren Zeilenabständen konnten sie nun auf die Begrünung der Böden umstellen. Diese Umstellung, unterstützt durch Maschinen wie Mulcher und Fräsen, trug nicht nur zur Reduzierung der Bodenerosion bei, sondern verhinderte auch Verdichtungen durch schwere Maschinen. Zudem senkte sich der Bedarf an Dünger, da der natürliche Nährstoffkreislauf durch den grünen Bewuchs effektiv unterstützt wurde. Der Düngeraufwand konnte so auf ein Drittel des Wertes aus den 1950er Jahren gesenkt werden.

Aufwertung des Weins

Im 19. Jahrhundert wurden Weine, die als zu herb galten, oft mit ungesunden Substanzen wie Bleiglätte (Blei(II)-acetat) versetzt, um ihre Süße zu steigern. Dieser „Bleizucker“ war einfach herzustellen und wirkte als preiswerte Methode, um sauren Wein zu verfeinern. Doch der Genuss dieses mit Blei versetzten Weins war äußerst gefährlich, da er zu Bleivergiftungen und sogar zum Tod führen konnte. Auch Silberglätte und Wismut wurden verwendet, um Weine zu verbessern, wobei diese ebenfalls gesundheitsschädlich waren.

Zur Klärung oder „Schönung“ des Weins setzte man diverse Mittel ein. Eine gängige Mischung bestand aus gestoßenem Maringlas (Selenit), Alabaster, Salz und, je nach Empfehlung, auch Hefe oder Franzbranntwein. Maringlas, auch bekannt als Selenit, wurde nicht nur als Schönungsmittel, sondern auch als Fenstermaterial verwendet, da es in flachen Platten vorkam.

Branntwein

Ein erheblicher Teil des unverkäuflichen Weins wurde von den Weinbrennern Braun und Hergerath zu Branntwein verarbeitet. Dieses alkoholische Getränk hatte sich im Laufe der Zeit zu einem Laster entwickelt, dem sowohl die Kirche als auch die Obrigkeit mit restriktiven Maßnahmen begegneten. Erst der steigende Bierkonsum führte zu einem spürbaren Rückgang des Branntweinverbrauchs. Die Verarbeitung von überschüssigem Wein zu Branntwein war für die Winzer eine der wenigen legalen Methoden, um die „staubtrockene“ Flüssigkeit dennoch gewinnbringend zu verkaufen.

Drittelweinberge

Bei den Drittelweinbergen wurde die Ernte in drei Bütten aufgeteilt, bei den halbpachtigen Wingerten entsprechend in zwei Behälter. Diese Form der Verpachtung war für die Pächter nachteilig: Sie mussten nicht nur die Hälfte der Ernte abgeben, sondern auch die im Pachtvertrag festgelegten Leistungen erfüllen. Ob eine mögliche höhere Qualität den Nachteil ausglich, ließ sich nicht überprüfen. Der Beauftragte des Eigentümers entschied, welches Behältnis für die Trauben verwendet wurde, immer im Sinne des Besitzers. Erst nachdem die Ernte der Drittel- und Halbschiedsweinberge abgeschlossen war, durfte mit der Ernte der anderen Wingerten begonnen werden. Unter diesen Bedingungen ist anzunehmen, dass die Trauben nicht immer mit der nötigen Sorgfalt geerntet wurden, da Laub und unansehnliche, kranke Beeren die Erntemenge erhöhten, die zwischen Pächter und Eigentümer geteilt werden musste.

Dünger

Anfallender Naturdünger wie Mist oder Jauche war für die Weinberge und Felder unverzichtbar und daher sehr begehrt. Diese tierischen und menschlichen Hinterlassenschaften dienten als grundlegender Dünger, der für die Pflege der Weinberge notwendig war.

Zusätzlich streute man Asche auf die Felder und versuchte, mit Stein- oder Schiefermehl die Weinberge zu verbessern. Diese Maßnahmen waren jedoch nur Notlösungen, die keine nennenswerten Wachstumsschübe brachten.

Besonders wertvoll war die Jauche, die reich an Stickstoff und Kalium war (obwohl das damals noch unbekannt war). Ihre wachstumsfördernde Wirkung war jedoch unbestreitbar. Die Bauern sammelten Jauche in Gruben und brachten sie in Holzfässern auf Wagen, um sie auf den Feldern zu verteilen. Wie begehrt dieser Dünger war, zeigt sich daran, dass die Fäkalien aus öffentlichen Gebäuden, einschließlich Pfarrhäusern, öffentlich versteigert wurden.

Rebschädlinge

Ein großes Problem im Weinbau waren die Rebschädlinge. Besonders der „Rote Brenner“, ein Schadpilz, und die Grauschimmelfäule bereiteten den Winzern große Sorgen. Nachdem der „echte Mehltau“, eine Pilzkrankheit, dank der Einführung resistenter amerikanischer Reben in den Griff bekommen wurde, brachte man gleichzeitig die unbekannte Reblaus (Phylloxera vitifoliae) nach Europa, die schnell zur weiteren Bedrohung wurde.

Die Reblaus ist eine Pflanzenlaus, die im 19. Jahrhundert aus Nordamerika eingeschleppt wurde und bis heute als eine der schlimmsten Bedrohungen für den Weinbau gilt. Um die Plage zu bekämpfen, rodete man rigoros befallene Parzellen, wobei Neubepflanzungen ausblieben. Der Einsatz von Schwefel oder Kupfervitriol-Kalk-Lösungen zur Bekämpfung verteuerte den Wein erheblich.

Die Bekämpfung der Schädlinge entwickelte sich über die Jahre. Anfangs spritzte man Weinberge regelmäßig mit schädlichen Mitteln wie Arsen, DDT und Kupfer. Heute hingegen verfolgt man einen Rebschutz, der auf Befallsprognosen basiert und umweltfreundlichere, effektivere Mittel nutzt, die nur noch wenige Anwendungen erfordern. Mittlerweile werden auch Nützlinge wie Spinnmilben gefördert, Pheromone gegen Traubenwickler eingesetzt und resistentere Rebsorten sowie Unterlagen gegen die Reblaus verwendet, sodass in vielen Fällen auf direkte chemische Bekämpfung ganz verzichtet werden kann.

Rodung

Die Rodung eines Weinberges war eine teure und langwierige Angelegenheit. Sie führte zu einem Ernteausfall von acht Jahren. Ein gerodeter Weinberg blieb zunächst fünf Jahre „driesch“, das heißt, er lag trocken und unbebaut, um dem Boden Zeit zur Erholung zu geben. Neupflanzungen blieben für drei Jahre von Abgaben befreit, da in dieser Zeit noch kein Ertrag zu erwarten war. Neben dem Verlust an Ernte musste man neue Reben besorgen, bezahlen und pflanzen. Auch der Transport der Reben und der Kauf von Weinbergspfählen trugen erheblich zu den Kosten bei.

Traubensorten

Um 1719 wurde hauptsächlich der Elbling oder Kleinberger als weiße Traube angebaut, während der Riesling in der Region kaum vertreten war. Der Elbling war eine frühreife, ertragreiche Sorte, die jedoch wenig Bukett besaß. Der Wein hatte eine geringe Säure und war daher nicht besonders lagerfähig.

Für Rotweine kultivierte man den Schwarzen Clävner und den Schwarzen Burgunder. Letzterer wurde zunächst als Bleichart bezeichnet, weil man ihn heller als üblichen Rotwein kelterte. Bei der Herstellung ließ man die zerquetschten Beeren nur kurz in der Maische stehen, bevor man den Traubensaft abfüllte. Das Ergebnis war ein hellrötlicher Wein, der nach der Gärung eine bleiche Farbe erhielt. Der Bleichert war also kein eigener Wein, sondern eine spezielle Kelterungstechnik.

Im Laufe der Zeit gab man in Horchheim den Anbau weißer Trauben auf und konzentrierte sich nur noch auf Rotweinsorten, insbesondere den Bleichert. Dieser Name, besonders an der Ahr bekannt, bezeichnete hellroten Wein, der durch das frühzeitige Trennen von Maische und Beeren nach der Kelterung entstand. Die Rebsorte, die dafür genutzt wurde, war ein Frühburgunder.

Der Begriff „Bleichert“ (früher auch „Bleichart“) für diesen hell gekelterten Rotwein, der vor der Etablierung des Begriffs Rosé verwendet wurde, taucht bereits 1664 im Mayschoßer Schatzbuch auf. Besonders an der Ahr und am Niederrhein war der Begriff „Ahrbleichert“ verbreitet. Heute sind diese Bezeichnungen durch Weingesetze nicht mehr zulässig.

Weinmaße

Um 1719 gab es noch keine einheitlichen Weinmaße. Im Trierer Raum war das „Trierer Fuder“ verbreitet, das in Enkirch 987,663 Liter und im Oberamt Trarbach 1004,095 Liter maß. Am Rhein und an der Mosel bis Bernkastel wurde vor allem das „Kölner Fuder“ mit 873,6 Litern als Handelsmaß genutzt.

Weitere gängige Maße waren das Fuder (900 Liter), das Ohm (150 Liter) und das Viertel (6¼ Liter). Die Kommission legte für die Besteuerung des Weins den Durchschnittsertrag aus guten und schlechten Jahren fest: In der ersten Klasse wurden 9.000 Stöcke, in der zweiten 11.000 Stöcke und in der dritten 14.000 Stöcke als Grundlage für ein Fuder (900 Liter) herangezogen.

Der Begriff „Fuder“ bezieht sich auf ein Volumenmaß, das vor der Einführung des metrischen Systems weit verbreitet war, besonders im Alten Reich. Es bezeichnete das Volumen einer Fuhre oder Wagenladung, vor allem für Flüssigkeiten wie Wein, aber auch für Bier, Wasser und Massengüter wie Holz, Kohle, Sand und Salz. Etymologisch leitet sich „Fuder“ von „Faden“ ab, einem alten Längenmaß, das die Spanne zwischen den ausgestreckten Armen eines Mannes bezeichnete (ca. 1,80 m).

Weinzuckerung

In den 1980er Jahren geriet die Weinzuckerung in den Fokus, aber nicht wegen ihrer normalen Anwendung – sondern wegen eines großen Betrugs. 1985 wurde in Österreich ein Weinbetrug aufgedeckt, der bis an die Mosel reichte. Tanklaster, die Glykol – ein süßliches Frostschutzmittel – transportierten, fielen auf. Dieses wurde verwendet, um den Moselwein, der für seine herbe Note bekannt war, mit Diethylenglykol zu versetzen. Das machte ihn für norddeutsche Verbraucher süßlicher und günstiger. Doch Glykol ist hochgiftig und schädigt Leber, Nieren und Nerven. Nach dem Skandal und dem Gerichtsurteil war die Geschichte jedoch schnell vorbei.

Zur Weinzuckerung: Damals, wie auch heute noch, wurde Zucker verwendet, um den Alkoholgehalt des Weins zu steigern – eine Technik, die als Chaptalisation bekannt ist. Hierbei wird dem gärenden Traubensaft Zucker zugesetzt, um den Alkohol um ein bis zwei Prozent zu erhöhen. Das Aufzuckern kam nicht nur bei ungünstigen Wetterbedingungen zum Einsatz, sondern auch, um eine frühere Lese auszugleichen. Nahezu unreife Trauben wurden zur Vorbeugung kommender Ernteausfälle durch Schädlingsbefall oder Stare abgelesen und der Mangel an Süße durch Zucker ausgeglichen.

Der große Glykolwein-Skandal führte zu einem der strengsten Weingesetze der Welt und verschärften Kontrollen in Europa. Seitdem muss jede Flasche Wein mit einer staatlichen Banderole versehen sein, bevor sie verkauft werden darf. Der Begriff „Haustrunk“, bei dem Zucker, Wasser sowie Wein- und Zitronensäure zugegeben wurden, verschwand aus den Gesetzbüchern. Auch der beliebte Uhudler, besonders im Südburgenland als Haustrunk konsumiert, wurde bis zu seiner Legalisierung 1992 verboten.

Winzerregel

Eine alte Winzerregel besagt: „Großer Rhein, kleiner Wein – kleiner Rhein, großer Wein.“ Sie bezieht sich auf die Wetterbedingungen, die den Wein beeinflussen. Ein „großer Rhein“ bedeutet viel Regen, was oft zu einem weniger intensiven, dünneren Wein führt. Ein „kleiner Rhein“ dagegen – also viel Sonnenschein – sorgt für optimale Reifebedingungen und somit für einen kräftigeren, qualitativ hochwertigeren Wein.


Postkartengrüße


Quellen- und Literaturverzeichnis

Horchheim 1214 – 2014

Eine Festschrift zur Geschichte der Katholischen Pfarrei St. Maximin und des Stadtteiles Koblenz-Horchheim aus Anlass des 800-jährigen Bestehens der Pfarrei

Herausgeber:
Heimatfreunde Horchheim e. V. in Verbindung mit dem Ortsring und der Pfarrei
Redaktion: Hans Josef Schmidt
ISBN: 978-3-00-045925-2

Horchheimer Alltag zu Beginn des 18. Jahrhunderts

Mitteilungen aus dem kurtrierischen Lagerbuch von 1719
mit Vergleich zur Neuzeit

Bearbeitet von Hans Lehnet
Herausgeber: Heimatfreunde Horchheim e.V., 2012
Autor: Hans Lehnet, Koblenz-Horchheim

Die Geschichte des Horchheimer Weinbaues

Eigenverlag Hans Lehnet 2024
Autor: Hans Lehnet, Koblenz-Horchheim

Texte bearbeitet von Andreas Weber

Bildnachweis: Sammlung Heimatfreunde Horchheim e.V.


Horchheimer Kirmes-Magazin

Kirmes-Magazin 1965 – Das Ende der Horchheimer Weinberge – von Heinrich Wolf

Im 18. Jahrhundert litt der Weinbau in Horchheim unter schlechten Erträgen und wirtschaftlichen Problemen. Ab 1789 wurden die kurfürstlichen Weinberge versteigert und in Ackerland umgewandelt, ein Prozess, der sich bis ins 19. Jahrhundert hinzog.


Kirmes-Magazin 1972 – Hoschemer Käs – von Dick Melters

Gustav Weber, ehemaliger Oberkellner des Dampfers „Loreley“, erzählt die Geschichte des „Hoschemer Käs“. Dieser Käse wurde in Horchheim aus Schichtkäse, Kümmel, Pfeffer und Salz hergestellt und im Steintopf gereift. Die Trocknung auf Fensterbänken führte zu Anekdoten über Schuljungen, die den Käse stahlen und machte ihn zu einer lokalen Spezialität.


Kirmes-Magazin 1978 – Weinbau in Horchheim – von Hans Gerd Melters

1976 kelterten Hildegard und Heinz Pfahlert aus ihren Trauben einen hervorragenden Riesling, der nach Jahren des Niedergangs eine einmalige Rückkehr des Weinbaus in Horchheim bedeutete. Nach 1920 war der Weinbau in Horchheim fast verschwunden.