Rückblick auf die Bilderschau „Liebenswertes Horchheim“

Hoschemer Käs

Am 3. November 2024 luden die Heimatfreunde Horchheim zur traditionellen Bilderschau „Liebenswertes Horchheim“ in die Schützenhalle ein.

Mehr als 60 Gäste nutzten die Gelegenheit, bei Kaffee und Kuchen Eindrücke aus der Horchheimer Geschichte und Gegenwart zu erleben.

Die 2. Vorsitzende der Heimatfreunde, Mechthild Hof, begrüßte die Gäste herzlich in der Schützenhalle. Zu Beginn gedachten die Anwesenden des kürzlich verstorbenen Ehrenmitglieds Helmut Mandt, der die Vorbereitung dieses Nachmittags noch tatkräftig unterstützt hatte. Anschließend führte Jopa Schmidt in bekannt guter Manier durch die Veranstaltung.

Präsentiert wurde der neue Heimatfreunde-Kalender 2025 mit stimmungsvollen Aufnahmen aus Horchheim, der vor Ort erhältlich war. Es folgte der Reisebericht von Helmut Mandt mit eindrucksvollen Fotos aus den 50er Jahren von einer Ferienfahrt der Katholischen Jugend. Sein Freund Karl-Walter Fußinger, der damals dabei war, moderierte die Bilderserie von der Zugspitzbesteigung 1954. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildeten die Aufnahmen von Lothar Stein zur 800-Jahr-Feier der Pfarrgemeinde St. Maximin in Horchheim, die einen lebendigen Rückblick auf dieses besondere Ereignis sowie weitere Bilder aus seinem Archiv boten.

Der Nachmittag bot sowohl Gelegenheit zu nostalgischen Rückblicken als auch zu geselligem Austausch. Die Heimatfreunde Horchheim danken allen Gästen für ihre Teilnahme und Unterstützung und freuen sich auf weitere gemeinsame Veranstaltungen.


Kalender 2025

Der Heimatfreunde-Kalender 2025 zeigt in 12 ausgewählten Fotografien das Leben und besondere Momente in Horchheim. Ein besonderer Dank gilt den Fotografen des diesjährigen Kalenders: Lothar Stein, Elvi Ziegler-Mathäy, Herbert Gauls und Jürgen Dewald. Ausgewählt wurden die Motive von Mechthild Hof, Helmut Mandt und Andreas Weber.

 
 

Die Titelseite zeigt den Umzug der Horchheimer Kirmes mit einem prächtigen Pferdegespann in der Mendelssohnstraße. Im Januar begrüßt ein Schneemann vor dem Pfarrhaus den Winter, und der Februar erinnert an den Horchheimer Carneval Verein vor 40 Jahren mit einem Bild der Prinzenpaare von 1985.

Der März zeigt das Frühlingserwachen im Mendelssohnpark, während der April den Abriss des historischen Sauder-Hauses dokumentiert, ein Stück Horchheimer Geschichte, das verschwindet. Im Mai startet die Radsaison, und der Juni zeigt die Horchheimer Kirmes mit Schaustellern und Attraktionen.

Der Juli bringt eine Sommeransicht des von-Eyß’schen Palais, im August sieht man das Horchheimer Anglerheim vom Schiff aus, und der September stellt das Tor zur Bao Thanh Pagode dar. Der Oktober zeigt die Mendelssohn-Allee im goldenen Licht des Herbstes, gefolgt von einem Bild des Männerchorkonzerts in der Pfarrkirche St. Maximin im November. Der Dezember endet mit einer Winteridylle, die die verschneite Pfarrkirche St. Maximin zeigt.

Der Kalender war schnell ausverkauft und ist ein beliebtes Sammlerstück für Horchheimer und ihre Freunde.


800-jähriges Jubiläum der Pfarrgemeinde St. Maximin in Horchheim

Lothar Stein, Fotograf aus Horchheim, präsentierte eine Auswahl seiner beeindruckenden Fotografien, die unter anderem Aufnahmen aus der 800-Jahr-Feier der Pfarrgemeinde St. Maximin in Horchheim im Jahr 2014 umfassen. Diese Fotos dokumentieren die vielfältigen Feierlichkeiten dieses besonderen Jubiläums, darunter der Festgottesdienst zur Eröffnung, Konzerte, das Pontifikalamt mit Bischof Dr. Stephan Ackermann und das Pfarrfest in der Emser Straße.

Pfarrfest in der Emser Straße

Karneval und Kirmes im Jubiläumsjahr 2014

Weitere Höhepunkte aus dem umfangreichen Fotoarchiv von Lothar Stein waren der farbenfrohe Horchheimer Karnevalsumzug und die festliche Kirmes, die im Jubiläumsjahr der Pfarrei Koblenz-Horchheim für unvergessliche Momente sorgten.

Sankt Martin in Horchheim

Die Bilderschau bot einen lebendigen Rückblick auf die prägenden Ereignisse des Jahres 2014 in Horchheim, darunter auch die stimmungsvollen Momente des traditionellen Sankt-Martins-Umzugs.

Die Teilnehmer zeigten sich beeindruckt von der Auswahl der Fotografien, die einen vielfältigen Einblick in die Geschichte und das Leben in Horchheim boten. Einige Besucher entdeckten sich auf den Bildern wieder, was anregende Gespräche und Erinnerungen hervorrief.

Die Veranstaltung fand gegen 17:00 Uhr ihren gelungenen Abschluss. Am Büchertisch konnten die Gäste gegen eine Spende Bücher aus der Sammlung der Heimatfreunde Horchheim erwerben. Die durchweg positive Resonanz unterstrich das große Interesse an den präsentierten Momenten und der lokalen Geschichte.

Andreas Weber


Fotojournalist Lothar Stein: Lokale und internationale Fotografie

Der Horchheimer Fotograf Lothar Stein hat mit vielen Bildern zahlreiche Momente unserer Heimat festgehalten. Besonders hervorzuheben ist sein Beitrag zur Publikation der Heimatfreunde anlässlich der 800-Jahrfeier von Horchheim. Darüber hinaus übernimmt er für das Ortsmuseum der Heimatfreunde Horchheim die Objektfotografie. Seine Aufnahmen werden auf der Online-Plattform „museum-digital“ des Museumsverbands Rheinland-Pfalz präsentiert, was einen wichtigen Beitrag zur Dokumentation und öffentlichen Zugänglichkeit unserer lokalen Geschichte darstellt.

 

Die Zusammenarbeit mit Fotoagenturen ermöglichte ihm Reisen in viele Länder und die Arbeit für verschiedene Auftraggeber. Seine internationalen Einsätze als Fotoreporter brachten ihm nicht nur wertvolle Erfahrungen, sondern auch eine Fülle an beeindruckenden Bildserien, die wir im Anschluss noch genauer vorstellen werden.

 

 

Immer auf dem Sprung:
der Fotograf Lothar Stein
„Ich glaub’, mich tritt ein Pferd“

von Rolf Heckelsbruch

Horchheimer Kirmes Magazin 2001,
S. 50 – 55

 

 

Schuhmachern sagt man ja bekanntlich nach, sie trügen schiefe Absätze. Wann, um Himmels willen, sollten sie auch dazu kommen, ihre eigenen Schuhe zu richten? Und wann sollte ein Fotograf dazu kommen, sich selber zu fotografieren? Fragt man den Fotografen Lothar Stein nach solch einem Porträt, dann sagt er: „Owei! Jetzt wird’s schwierig“. Und er sucht unter hunderten von interessanten Reportagebildern aus vielen Ländern und Orten, die er besucht hat, nach einem Bild, das ihn selber zeigt, um endlich, nachdem er eins gefunden hat, zu sagen: „Aber darauf sehe ich ja wie ein Verbrecher aus“. Ist er aber nicht. Er trägt lediglich seine Arbeitskluft: zerbeulte Jeans, zerknittertes Hemd, eine robuste Jacke mit vielen Taschen. Und er steht auf einer provisorischen Piste vor einem Frachtflugzeug, mit dem er eben gelandet ist und mit dem ein amerikanischer Pilot – „Kein anderer traute sich den waghalsigen Flug zu“, sagt Stein – 1992 Nahrungsmittel in das von Bürgerkrieg und Hunger zerrüttete Somalia flog. Und in ein afrikanisches Bürgerkriegsland fliegt man als Reporter nun einmal nicht im feinen Nadelstreifenzwirn.

 

 

 

 

Erzählt der 1954 in Horchheim geborene Lothar Stein von den damaligen Tagen in der somalischen Hauptstadt Mogadischu, dann erfährt man, dass dies nicht gerade erholsame Tagen waren. „Nur in Begleitung gut bezahlter und gut bewaffneter Bodyguards konnte man sich auf die Straße wagen“. Und wenn dann 13- oder 14jährige Kindersoldaten spielerisch mit der Maschinenpistole auf ihn zielten und spaßeshalber ein paar Salven in die Luft ballerten, dann sorgte dies auch nicht gerade für gute Laune. Und Stein sinniert: „Ich frage mich heute noch, wie die an die G3-Sturmgewehre der Bundeswehr gekommen sind“.

 

 

 

 

Überhaupt: Viele Fragen könnte man sich in so einem afrikanischen Land stellen, in dem sich, wie in vielen. anderen, Korruption, Verbrechen, Vetternwirtschaft und schreiende Not nicht fein säuberlich trennen lassen. Und er berichtet, wie er in einer Caritas-Dependance einen dieser undurchschaubaren Clan-Fürsten um Hilfe für seine Leute bitten sah, während er am Handgelenk eine Rolex-Armbanduhr trug, „die ich mir nie leisten könnte“, sagt Stein. Aber deshalb nichts mehr spenden? Keine Hilfe mehr leisten? Da hat der Fotograf auch andere Bilder im Kopf. In einem Krankenhaus: Verwundete, elende Menschen in überfüllten Zimmern, auf den Fluren, in schmutzigen Betten und-auf der Erde. „So etwas sieht man bisweilen auch im Fernsehen, aber man greift dabei zu Käsebrötchen und Bier, weil man den infernalischen Gestank von Blut, Urin und Scheiße nicht in der Nase hat“. Ein Gestank, in dem eine Ärztin versucht zu helfen, wo nach zu helfen ist. Eine Situation, von der sie glaubt, so ähnlich müsse sie wohl in den Hospizen des Mittelalters gewesen sein. Aber vermutlich war sie dort besser.

 

Nun geht es in solch einem Fotoreporterleben Gott sei Dank nicht immer um Leben oder Tod, es sei denn, um den Tod eines. schwarzen Stieres in der Arena von Pamplona, was ja auch irgendwie ein Tod zuviel ist. Doch Lothar Stein hat über den rituellen Kampf der Matadores mit der Kreatur eine packende Bildserie gemacht.

 

 

 

 


 

 

 

 

Aber er sah auch friedliche Ereignisse durch den Sucher seiner Kamera. Etwa in Taizé, jenem burgundischen Pilgerort, den Roger Schutz 1949 mit einer Hand voll Gleichgesinnter aus christlichem Glauben und aus den Schrecken des Krieges heraus als einen alle Religionen übergreifenden Ort der Kontemplation und Stille gründete. Ein Ort, der vor allem zu einem weltweiten Pilgerziel für junge Menschen wurde. Lothar Stein konnte dort – was eigentlich der Kamera verborgen bleiben sollte – die Weihe neuer Brüder durch Frère Roger fotografieren.

 

 

 

 

Und in seinem dort entstandenen Foto von einem nachdenklichen jungen Mann, der mit seiner brennenden Kerze gleichsam wie das Gesicht aus der Menge hervorragt, zeigt Lothar Stein, dass in der intuitiven Erkenntnis eines kurzen Moments und dem gleichzeitigen Druck auf den Auslöser „die entscheidende Qualität eines Fotografen liegt. Was heißt, gewisse Dinge zu sehen und sich von ihnen bewegen zu lassen“. Darin jedenfalls sah der große irische Schriftsteller George Bernhard Shaw schon zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts das Geheimnis der Fotografie begründet. Nämlich in der einzigartigen Möglichkeit, eine Sekunde für alle Zeit stillstehen zu lassen.

 

 

 

 

Wie kommt man dazu, Fotoreporter zu werden? Auf Umwegen. Die Horchheimer Grundschule stand für Lothar Stein am Anfang. Dann der Weg ins Oberlahnsteiner Gymnasium. Das Abitur und der Beginn eines Kunstgeschichtlichen Studiums an der Mainzer Uni. Das Ziel: Kunsterzieher. „Aber irgendwie war mir der Stoff zu trocken“, sagt Stein. Keine allzu große Begeisterung löste er zunächst bei seinen Eltern aus, als er sich für ein Studium der Fotografie an der Dortmunder Gesamthochschule entschloss. Er legte seine Fotomappe vor – und überzeugte mit seinen Bildern. Unter mehr als hundert Bewerbern gehörte er zu den wenigen, die einen Studienplatz erhielten. Acht Semester Theorie und Praxis, unter anderem bei dem renommierten Fotografen und, so Stein, „liebenswerten Chaoten“ Pan Walter.

 

Dann, 1981, eine Bildreportage aus der Dortmunder Westfalenhalle. Sechs-Tage-Rennen. Sechs Tage und sechs Nächte fotografierte Lothar Stein im Wechsel mit zwei Studienkollegen die manchmal wilde, nachts auch schon mal gemächliche Jagd über die ovale Piste. Sie fotografierten Fans und Fahrer, Freaks und „Abgefüllte“. Und weil den Champions, unter ihnen „Didi“ Thurau, die Bilder gefielen, standen den drei Fotografen auch Massageräume, Kabinen und Kojen offen. Ein Jugendmagazin druckte ihre Bilder, dann die Fachzeitschrift „photo“, und die Leitung der Westfalenhalle ermöglichte ihnen eine Ausstellung.

 

Das war noch nicht der Durchbruch, aber von nun an ging’s bergauf. Lothar Stein fand Zugang zu einer Reihe exzellenter Bildreporter, die für die Fotoagentur „present“ arbeiteten. Für sie und andere Auftraggeber reiste er in viele Länder, fotografierte Jugendgangs und soziale Verhältnisse in Mexico City, fotografierte den „Tanz der Masken“ beim Karneval in Venedig und die Arbeiterinnen in einer der „Fabrica de Tabacos“ auf Kuba und die Nostalgie weckenden „Oldtimer“-Autos, die dort noch über die Straße rollten.

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

Er fotografierte in den Rocky Mountains, wo wildwest-begeisterte Amerikaner in stilechten Kostümen als Indianer, Siedler und Soldaten alljährlich die mehr oder weniger heroischen Zeiten des „Go West“ beschwören.

 

 

 

 

 

 

Er fotografierte in Fort Myers, wo einst die Erfinder Ford und Edison Tür an Tür wohnten, spürte dem „Wunder von Guadeloupe“ in Mexico City nach, schaute mit seiner Kamera aber auch den Geigenbauern im erzgebirgischen Marktneukirchen über die Schulter und berichtete unter dem Titel „Kein Job für Drückeberger“ in schonungslos offenen, aber wahrhaftigen Bildern aus einem Seniorenheim über die Arbeit von Zivildienstleistenden an bettlägerigen alten Menschen.

 

 

 

 

Aber die Agentur „present“ existiert nicht mehr. Fotoreporter werden heute immer mehr zu Einzelkämpfern. Lothar Stein macht. sich keine Illusionen. Die Zeit der großen Bildreportagen – die ihm am Herzen liegen -, die Zeit der großen Bildreporter und der engagierten Chefredakteure à la Henri Nannen sind weitgehend passé. Die in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Karl Pawek noch philosophisch untermauerte „Life-Photographie“ als prägendes Element des „Optischen Zeitalters“ ist unter der immer trivialer werdenden Bilderflut des Fernsehens zu einer Randerscheinung für Kenner verkümmert. Die Fotografie selbst ist mittlerweile digitalisiert. Fotografien sind zu einer manipulierbaren Ware geworden. Ob sie „wahr“ sind oder „getürkt“, liegt in den Händen und im Gewissen des Fotografen.

 

 


 

 

 

 

Lothar Stein hat sich derweil auch auf Industrie-Reportagen spezialisiert, wenngleich es ihm, wie er sagt, „bisweilen schwerfällt, mich und meine Bilder anzudienen“. Aber man muss leben und das Leben bezahlen können. Und sieht man seine Bilder, die er bei einem Flug nach Boston für die „Deutsche Flugsicherung“ im Cockpit eines Airbusses machte, oder die Fotografien, die beispielsweise unter dem Titel „Reben, Riesling, Ranger“ für die Kölner Ford-Werke oder auf dem Nürburgring für deren neues „Fiesta“- Modell entstanden, dann weiß man, dass für Lothar Stein die Kamera kein kalter Mechanismus ist, sondern dass hinter ihr ein Mensch steht, für den Bildermachen immer eine Frage der Kreativität und der Phantasie sein wird.

 

Ach ja. Man fragt ja gerne nach dem besonderen Erlebnis. Lothar Stein hatte eines, als er früh um Fünfe den Jockey Peter Schiergen in Köln vor dem Training fotografierte. Irgendwie schien dessen edler Gaul „Lando“ was gegen Fotografen zu haben. „Plötzlich“, sagt Lothar Stein, „sah ich seine Hinterhufe auf mich zufliegen“. Und seit der Zeit ist ihm der unvergessliche Spruch des heute fast vergessenen SPD-Finanzministers Hans Apel: „Ich glaub’, mich tritt ein Pferd“ tief in Erinnerung. Denn zwei gebrochene Rippen schmerzen verdammt lange.

 

 

Rolf Heckelsbruch

 


 

 

Kontakt:

http://www.lotharstein.de

 

Ein Fenster in die Vergangenheit: Heimatfreunde Horchheim laden zum historischen Vortrag

Horchheim, 26. April 2024 | In der Schützenhalle der Schützengesellschaft Koblenz-Horchheim versammelten sich Mitglieder und Gäste der Heimatfreunde Horchheim e.V. zu einer erwartungsvollen Veranstaltung. Der Veranstaltungsraum war gut gefüllt, und die Teilnehmer waren gespannt auf den bevorstehenden Vortrag mit historischen Fotos, geleitet von Manfred Böckling.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Andreas Weber begann die Veranstaltung pünktlich. Herr Böckling eröffnete den Vortrag mit einer Einladung zu einer Zeitreise. Er versprach, mittels historischer Fotografien ein Bild vom Koblenz des späten 19. Jahrhunderts zu zeichnen und darauf hinzuweisen, welche städtebaulichen Veränderungen sich in dieser Zeit vollzogen haben.

Um 1860 war Koblenz eine preußische Festung und Garnison, was sich deutlich im Stadtbild widerspiegelte. Mehr als ein Drittel der Stadtfläche war Militärgelände, was die Bedeutung der damaligen militärischen Präsenz verdeutlicht.

Prägend für das Stadtbild von Koblenz waren die Festungsanlagen, die in dem Vortrag eindrucksvoll dargestellt wurden. Von der Festung Ehrenbreitstein bis zum Mainzer Tor zeigten die Bilder die beeindruckende Architektur, die das Gesicht der Stadt im 19. Jahrhundert geprägt hat.

Eine der zentralen Sehenswürdigkeiten dieser Zeit war die Schiffbrücke, die auf den historischen Fotografien eine prominente Rolle einnahm. Herr Böckling erläuterte die Funktionsweise der Brücke und wies auf die Herausforderungen hin, denen sich die Fotografen damals stellen mussten, wie z.B. die langen Belichtungszeiten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Vortrags war die Rolle der Fotografie als historisches Dokument. Herr Böckling betonte die Bedeutung von Schwarz-Weiß-Fotografien als authentische Zeitzeugnisse und warnte vor einer Verfälschung durch nachträgliches Kolorieren.

Der Blick von Ehrenbreitstein über die Stadt zeigte eindrucksvoll die militärischen Befestigungsanlagen, die das Stadtbild prägten. Die Festen Kaiser Alexander und Kaiser Franz waren noch intakt, als von 1866 bis um 1910 im Schutz der Feste Franz das umfangreiche Wagenhaus-Gelände für die Fahrzeuge des VIII. preußischen Armeekorps entstand, das bis heute Lützel mitprägt.

Die Stadtbefestigung spielte im 19. Jahrhundert eine entscheidende Rolle im Leben der Koblenzer. Die verschiedenen Stadttore wie das Löhrtor und das Mainzer Tor wurden als wichtige Verkehrsknotenpunkte beschrieben, die nach 1886 im Zuge des Ausbaus des Verkehrsnetzes umgebaut wurden.

Das Deutsche Eck wurde als Teil der Stadtbefestigung betrachtet, bevor ihm bis 1897 das Kaiser-Wilhelm-Denkmal vorgesetzt wurde und es zu einem nationalen Symbol wurde.

Auf dem Asterstein und der Karthause entstanden Fachwerkkasernen, die bis zum Ende des Ersten Weltkriegs genutzt wurden. Diese Gebäude waren bewusst leicht gebaut, um im Schussfeld der Festung Ehrenbreitstein sowie der Feste Kaiser Alexander und des Forts Großfürst Konstantin schnell abgerissen werden zu können.

Auch das zivile Leben in Koblenz wird durch Fotografien aus dem späten 19. Jahrhundert illustriert. Prominente Persönlichkeiten ließen sich von Fotografen wie Heinrich Thomas und Fritz Hegmann ablichten, städtische Beamte in Uniform posierten stolz mit ihren Ehefrauen.

Von Ehrenbreitstein aus bot sich ein Überblick über die Stadt, der die markanten Kirchen wie die Kreuzkirche und auf der Koblenzer Seite die Liebfrauenkirche sowie bedeutende zivile Gebäude wie das Amtsgericht und das Priester- und Waisenhaus, das damals als Regierungsgebäude diente, zeigte.

Die Koblenzer Kirchen waren Veränderungen unterworfen. Die Florinskirche trug infolge eines Blitzschadens klassizistische Turmhelme, bis sie 1894 wieder stärker ihrem mittelalterlichen Bild angeglichen wurde, die Kastorkirche ersetzte 1861 ihr klassizistisches Portal durch ein neuromanisches, um ihr mittelalterliches Aussehen zu betonen. Interessant auf den Fotos ist die Lage des Kastorbrunnens, der ursprünglich in der Achse zwischen Kirche und Kastorstraße stand. Der Brunnen wurde später versetzt, um Platz für Parkplätze zu schaffen.

Der Clemensplatz diente der Garnison als Paradeplatz, auf dem regelmäßig Militärparaden abgehalten wurden. Der Platz hat sich im Laufe der Zeit verändert, aber der Obelisk und das Theater erinnern noch an die Vergangenheit.

Die Schlossstraße wurde als Prachtstraße mit stattlichen Bürgerhäusern und Vorgärten angelegt, die heute nicht mehr existieren. Der Blick auf das Schloss zeigt, wie es damals gärtnerisch präsentiert wurde.

Der Kaiser-Wilhelm-Ring und der Kaiserin-Augusta-Ring, heute Friedrich-Ebert-Ring und Moselring, war ein prächtiger Boulevard mit der städtischen Festhalle als Endpunkt. Während die Festhalle im Laufe der Zeit verloren ging, blieben einige markante Gebäude wie die neue Oberpostdirektion erhalten.

Der 1902 vollendete Hauptbahnhof war ein weiteres wichtiges stadtbildprägendes Bauwerk. Leider wurden im Laufe der Zeit einige architektonische Elemente wie die Bahnsteighalle und der zentrale Turmaufbau kriegsbedingt zerstört oder abgebaut.

Die Südliche Vorstadt erfuhr ab 1890 eine grundlegende Veränderung, als die Stadtbefestigung abgetragen wurde und Platz für neues Wachstum geschaffen wurde. Unter der Leitung des Kölner Stadtbaumeisters Hermann Josef Stübben entstanden neue Wohnquartiere mit prägenden Straßenachsen wie der Mainzer Straße und der Hohenzollernstraße.

Die Josefskirche, im Jahr 1897 geweiht, war ein eindrucksvolles Zeichen des katholischen Selbstbewusstseins und wurde bewusst so gestaltet, dass sie das Stadtbild prägte.

Die Mainzer Straße entwickelte sich zu einer Prachtstraße mit historistischen Gebäuden und mächtigen Türmen. Die Entwicklung der Vorstadt war geprägt von Villenbau und einer geplanten Urbanisierung.

Ein besonderes Augenmerk wurde auf die städtebauliche Gestaltung gelegt, um Grünflächen und Bepflanzungen entlang der Straßen zu integrieren. Der Verkehr war damals noch überschaubar, mit wenigen Autos und vorwiegend Kutschen und Straßenbahnen.

Die Kaiserin-Augusta-Anlagen waren ein beliebter Ort für Spaziergänge und Freizeitaktivitäten. Kaiserin Augusta hatte sie gestiftet, um Bürgern aller Schichten die Möglichkeit zu bieten, die Natur zu genießen.

Schließlich wurden die Zuhörer auch in die Laubach geführt, eine Peripherie der Stadt. Das Leben dort war etwas einfacher und noch viele Pferde waren unterwegs, die ihre Spuren hinterließen.

Herr Böckling beendete den Rundgang mit einem Blick auf die Wälder, die bereits um 1900 als Spazierrevier angelegt waren. Die Forsthäuser dienten damals auch als Gastronomiebetriebe für die Besucher. Ein historisches Foto zeigt das Hotel Rittersturz, das bereits als Restauration existierte.

Ein Aussichtsturm auf dem Dommelsberg bot einst einen schönen Blick auf die Stadt, leider gibt es kein Foto davon. Eine Ansichtskarte zeigt jedoch ein Aquarell dieses Turms.

Schloss Stolzenfels zog ebenfalls viele Besucher an, wie eine Aufnahme mit einem modernen Dampfschiff vorbeifahrend zeigt. Der Schriftsteller Victor Hugo beschrieb in seiner Rheinreise die Veränderungen durch die modernen Dampfschiffe, die den einst stolzen Burgen der Ritter ihren Dampf entgegenbliesen.

Wir bedanken uns von Herzen bei Manfred Böckling für seinen inspirierenden Vortrag. Es ist uns eine große Freude, ihn auch im Vorstand der Heimatfreunde Horchheim willkommen zu heißen.

Auf seiner Website, Manfred-boeckling.de, präsentiert Manfred Böckling eine Fülle an Informationen über Koblenz sowie Führungen durch die Stadt.

Wir danken auch der Schützengesellschaft Koblenz-Horchheim für die professionelle Unterstützung und den hervorragenden Service, ohne die der gelungene Vortrag nicht möglich gewesen wäre.


Text © Andreas Weber 2024 – Nach einer Transkription des Vortrags von Manfred Böckling
Photos © Achim Friederich 2024 – Alle Rechte vorbehalten