Vier Neue hinter Horchheims Tresen

von Joachim Hof

Horchheimer Kirmes Magazin 1980
Seite 26-27

Gaststätte Turnerheim ca. 1970

Wirte – eine Klasse für sich. Leute ohne Wochenende, mit täglicher Nachtschicht, Schwerarbeiter im Dunst von Alkohol und Nikotin, Seelentröster, wandelnde Nachrichtenblätter, Geschäftsleute….

Ein harter Beruf im Kampf mit Gästelaunen und Umsatzzahlen, ein Beruf, der mehr als mancher andere stresst und verschleißt. In Horchheim kam erhebliche Bewegung in das Wirtschaftsleben, drehte sich das Wirte Karussell schneller als gewohnt. Im Berichtsjahr von „Kirmes“ stiegen 4 neue Pächterpaare in das Geschäft hinter dem Tresen ein. Joachim Hof hat sie besucht.

„Wir haben gute Gäste.“

Es ist Dienstag, 16.05 Uhr. Ich besuche die in Horchheim am weitesten nördlich gelegene Gaststätte, das Horchheimer Eck. Das heißt noch lange nicht, daß man dort kühl behandelt wird. Dorothea Geis und Okan Balikci, beide 45, sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Frau Geis arbeitet seit 1972 in der Gastronomie und hält das Horchheimer Eck seit dem 16. September 1978. Die beiden Wirtsleute sind im Großen und Ganzen zufrieden. Sie haben ihre Stammgäste. „Das Publikum ist vom Alter her gemischt“, meint Frau Geis. Das Urteil eines Gastes: „Das Bier ist gut. Außerdem gefällt mir die ganze Umgebung hier. Ich war schon in vielen Horchheimer Wirtschaften, aber hier fühle ich mich am wohlsten.“

Frau Geis: „Großen Wert legen wir auf eine gepflegte Bierleitung. Denn ohne die kann das beste Bier nicht schmecken.“ Außerdem kann sie auf eine reichhaltige Speisekarte verweisen. Von 17.00 h bis zur Polizeistunde hat das Horchheimer Eck ziemlich gleichmäßigen Zuspruch. „Wir haben gute Gäste, keinen Ärger mit Randalierern“, sagt Dorothea Geis, und Okan ergänzt: „Wer sich bei uns nicht benimmt, hat hier keinen Platz.“

Beginn bei Null

Nachdem der letzte Pächter des Kolpinghauses das Handtuch geworfen hatte, blieb der Platz am Zapfhahn längere Zeit vakant, bis der Vorstand des Kolpingvereins nach wochenlangem Bemühen ein neues Pächterehepaar unter Vertrag hatte. Marlies Firla (49) und Franz Firla (58) bewirtschaften seit November 79 das Kolpinghaus.

„Hier war Null, wir haben viel investiert und können heute, nach viereinhalb Monaten, mit einiger Genugtuung auf die geleistete Arbeit zurückblicken.“ Marlies Firla hat die Gastronomie von der Pike im elterlichen Betrieb in Gelsenkirchen gelernt. Sie ist spezialisiert auf die gute Küche und arrangiert am liebsten kleinere oder größere Gesellschaften. Franz Firla, mit seinen Stammgästen längst per Du, ist seit seiner Pensionierung nur noch Hobbygastronom, geht seiner Frau ab und zu hinter dem Tresen zur Hand. ln der Gaststube haben etwa 40 Personen Platz, nebenan im kleinen Saal, der gemütlich hergerichtet worden ist, können noch mal ca. 40 Leute bedient werden, der große Saal bietet ca. 250 Personen Platz.

„Platz haben wir ja, nur die Lage ist vom Parkplatzangebot nicht die beste. Die Parkplätze reichen nicht hinten und nicht vorne.“ Der Platz hinter dem Kolpinghaus könnte ja als Parkplatz dienen, aber der gehört dem Krankenhaus. Feste Umsatzgrößen schätzt jeder Wirt, und in dieser Hinsicht hatte das Kolpinghaus schon immer etwas zu bieten. Das gilt auch heute. Montags trifft sich der Männerchor, dienstags der Kirchenchor, donnerstags die Senioren, freitags die verschiedenen Stammtische, und sonntags geht man zum Frühschoppen ins „Gesellenhaus“. Ein Gast: „Ich besuche seit 1953 das Gesellenhaus – einige Unterbrechungen ausgenommen – das Gesellenhaus ist Horchheim; und unter der neuen Leitung ist es wieder Horchheim werdend.“ Es kommen auch Gäste von der Höhe oder aus Lahnstein: „… daß das Kolpinghaus so gemütlich geworden ist, haben wir gar nicht gewusst.“ „Das Kolpinghaus soll wieder was werden“, meint Franz Firla.

Nach dem Schosch kam Ambum

Der Name blieb, und auch der Werbeslogan steht noch: „Vadder, Modder, Schatz und Bosch – esse, trenke good beim Schosch“. Hinter dem Tresen aber steht ein recht junges neues Pächterehepaar:

Andreas Morschhäuser (37), Elisabeth Morschhäuser (35). Sie bringt als Qualifikation den Abschluß der Haushaltungsschule und 8 Jahre Erfahrung im lmbiß mit. Ihn, Andreas Morschhäuser, kennt fast niemand unter seinem richtigen Namen. „Ambum“, ja den, den kennt man. Die beiden kommen aus Lahnstein. Sie kennen sich in Horchheim noch nicht allzu gut aus. Doch ihre Gäste, die Wünsche ihrer Gäste und die eigenen Spezialitäten, die kennen sie. Sie haben neben den „alten Stammgästen“ auch neue „Stammgäste“ aus der lmbißzeit mitgebracht: „Die kommen hauptsächlich sonntags am Rhein entlang und gucken bei uns rein; auf ein Glas Bier oder auf ein Stück Kuchen und ’nen Schluck Kaffee. Oder sie erinnern sich an unsere Spezialitäten: Hähnchen vom Grill oder Spießbraten.“

Eine Gaststätte, gemütlich aufgemacht, ca. 40 Sitzplätze, Publikum gemischt: Schrottstars, Anglerverein oder die Alten Herren vom TuS Horchheim. Hier ist man unter sich. Oder auch nicht. Übers Wochenende findet man kaum Platz, montags und dienstags ist es ruhiger: keine Hektik, Zeit für ein Bierchen oder ein gemütliches Glas Wein, ein Schwätzchen an der Theke mit dem Wirt, mit der Wirtin. „Das einzige, was mir noch Kummer macht, sind die vielen Vertreter. Die rennen einem die Bude ein! Na ja, ist ja erst drei Wochen her…“ stöhnt Frau Morschhäuser. Derweil steht Ambum hinter der Theke und sorgt dafür, daß das Bier in den Gläsern nicht warm wird.

Giros und griechischer Wein

Der größte Wandel im „Horchheimer Wirtschaftsleben“ vollzog sich ohne Zweifel im Turnerheim. Schon das Transparent macht dies deutlich. Restaurant Hellas nennt sich die traditionelle Turner-Gaststube jetzt. Nach langem Suchen fanden die TuS-Bosse ein sehr junges Pächterpaar. Marianne und Michael Pavlopoulos, sie 25, er 26 Jahre alt. Sie ist Diplom-Kaufmann, er bringt eine 8-jährige Erfahrung als Kellner und Koch in guten Restaurants mit. Das Lokal hat sich auf griechische Küche spezialisiert. Seit dem 15.12.1979 bewirtschaften die Pavlopoulos ihr Restaurant „Hellas“ (= Griechenland). Es ist gemütlich aufgemacht, auf „griechisch“ herausgeputzt. Besucher des Lokals sind „Leute, die Griechenland mögen, die schon einmal da waren.“ (Marianne P.)

„Wir halten 41 Gerichte auf der Speisekarte. Eins davon ist auch Schnitzel, aber das werden wir in Kürze streichen müssen. Das geht bei uns überhaupt nicht. Unsere Spezialitäten sind Giros, das ist geschnetzeltes Schweinefleisch vom Drehspieß, und Moussakas, das ist ein Auflauf auf Kartoffeln mit Hackfleisch und Auberginen, mit griechischer Creme überbacken. Dazu trinkt man griechischen Wein.“ (Michael)

Das Publikum sind meist jüngere oder mittelalte Leute, auch Horchheimer sind darunter. Aber wer kennt schon die griechische Küche? Ich kann sie jedenfalls weiterempfehlen. Michael: „Stoßzeiten sind noch schlecht einzuschätzen. Dafür sind wir noch nicht lange genug hier.“ Die beiden legen Wert auf eine gepflegte Atmosphäre bei gedämpfter Sirtaki-Musik und setzen sich, wenn es der Betrieb zulässt, auch zu einem Gespräch zu den Gästen. Die Konzeption „Hellas“ stößt natürlich nicht nur auf Gegenliebe. Mit dem Verlust des Vereinslokal-Charakters findet man sich in TUS-Kreisen nicht ohne weiteres ab, denn ein Spezialitätenrestaurant eignet sich kaum als Stätte gemeinsamer lauter Siegesfeiern, feuchtfröhlicher Niederlagenbewältigung oder sonstiger Geselligkeitspflege. Gewisse „Absatzreaktionen“ alter Stammgäste sind unverkennbar.

Horchheim deine Wirte

Besucht und fotografiert von

Rolf Heckelsbruch und K. H. Melters
Horchheimer Kirmeszeitung 1965 Seite 36-38

Wer in Horchheim wohnt oder den Ort besucht hat an fünfzehn verschiedenen Stellen Gelegenheit, sich gastronomisch betreuen zu lassen.

Das heißt, in Horchheim zählt man fünfzehn Hotels, Gaststätten und Cafés, wobei die Reihenfolge der Aufzählung keinesfalls als qualitativer Wertmaßstab gelten soll.

Für die alteingesessenen Horchheimer sind die Wirte und ihre Namen klare, feststehende Begriffe im Ortsgeschehen.

Kneipenleben in Horchheim

Jeder hat sein Stammlokal, manche sogar zwei und drei. Hier trifft man sich zum Frühschoppen, hier wird der Vereinsvorstand gewählt, und manche feuchtfröhliche Runde sitzt bis zur Polizeistunde beisammen, nur durch den endgültig geschlossenen Zapfhahn zum Heimweg zu bewegen.

Es werden Hochzeiten und Feste gefeiert, und viele Reisende finden gastliche Unterkunft. Dabei ist der Unterschied zwischen den einzelnen Gaststätten so groß wie der individuelle Unterschied zwischen ihren Besitzern. Und gerade darum kann man sagen, in Horchheims Gaststätten ist für jeden Platz.

Allen Hochheimern nun einmal alle Horchheimer Gastronomen in Wort und Bild vorzustellen, soll Zweck dieser Reportage sein. Keiner sollte bevorzugt, keiner benachteiligt werden. Jeder bekam die gleichen Fragen gestellt und jeder wurde in seiner Umgebung fotografiert. Die Reihenfolge haben wir nach dem ABC gewählt, so daß auch hier keiner benachteiligt wird.

Josef Atz
Josef Atz

Jupp Atz

steht seit 1958 am Zapfhahn im „Haus Helene“ am Schwimmbad und mit einem Bein in Horchheim, mit dem anderen in Pfaffendorf, denn die Grenze der beiden Koblenzer Ortsteile verläuft durch die Mitte des Gästezimmers.

Bevor er sich zum Gastronomenberuf entschloss, war er Autoschlosser. Seine Hobbys sind Hunde und Fußball. Geboren wurde der 53iährige im Zeichen der Waage.


Adolf Ehle

liebt Fußball, Gesang, Skat und natürlich auch seine Frau Katharina geb. Noll, die für 25jährige Berufszugehörigkeit im Gaststättengewerbe Rheinland – Hessen – Nassau die silberne Ehrennadel erhielt.

Die Gaststätte „Zur Post“ wurde von dem Wirteehepaar im Jahr 1935 übernommen. Adolf Ehle zählt 58 Jahre. Von Hause Techniker, wurde er im Sternzeichen der Jungfrau geboren.

Adolf Ehle
Adolf Ehle

Werner Flory
Werner Flory

Werner Flory

führt mit 46 Jahren die älteste Gaststätte gleichen Namens im Ort, die er von seinem Vater übernahm, der nicht nur die Gaststätte, sondern als Gemeindevorsteher auch die Geschicke des Ortes lenkte. Tatkräftig stehen dem Regierungsangestellten seine Frau und zwei Töchter zur Seite.

lm Sternzeichen des Schützen geboren, hängt das Herz des ehemaligen Mittelläufers und langjährigen 1. Vorsitzenden des FC Horchheim auch heute noch am „Runden Leder“.


Josef Geisler

Sebastianusbruder aus Passion, ist der Senior unter Horchheims Gastronomen.

Wenn auch im Zeichen des Wassermanns geboren, liebt er Wasser im Wein nicht, sondern einen guten Tropfen und die Horchheimer Geschichte. Seit dem Wiederaufbau des Kolpinghauses steht der ehemalige Landwirt hinter dem Büfett, um seine Gäste zu bewirten.

Josef Geißler
Josef Geißler

Erwin Grottke
Erwin Grottke

Erwin Grottke

kam aus Schlesien nach Horchheim und übernahm von der Familie Sauder-Ufer den „Altenberger Hof“.

Seit 17 Jahren im Gaststättengewerbe tätig, bedient der heute 35jährige, musikliebende Wirt seine Gäste. Geboren wurde er im Sternzeichen der Zwillinge.


Egon Häuser

der ehemalige Bäckermeister, ist alter Horchheimer und übernahm 1952 vom Vater das Restaurant „Gaststätte Häuser“.

Mit 40 Jahren schätzt er den Obstanbau und die Blumenzucht, so ihm seine Arbeit in Gaststätte und Staatsarchiv noch Zeit dazu läßt. Geboren im Zeichen des Löwen.

Egon Häuser
Egon Häuser

Josef Hillesheim
Josef Hillesheim

Josef Hillesheim

sieht in seiner Waldpension „Schmittenhöhe“ gerne Gäste aus aller Welt.

Seit 1962 führt er die Pension auf dem Gelände seiner ehemaligen Obstplantage, die Neubauten weichen mußte. Mit 49 Jahren im Zeichen der Zwillinge geboren, hängt er immer noch an der Gartenarbeit.


Ehepaar Manfred und Marita Kocjynski

sind die Benjamine unter den Gastronomen. Sie verwalten den „Lindenhof“, dessen Besitzer Gerhard Janning ist.

Der ehemalige Steward auf dem 40000-Tonner „Rotterdam“ ist 25 Jahre und seine Frau 24 Jahre jung. Mann-Stier, Frau-Fisch, lieben sie die See, das Schwimmen und die Musik.

Manfred und Marita Kacjynski
Manfred und Marita Kacjynski

Karl Knauer
Karl Knauer

Karl Knauer

zählt 52 Jahre und das Hotel-Restaurant „Zur Weinlaube“ sein eigen.

lm Sternbild des Stiers geboren, Iegt er Blumenbeete an und läßt im Garten farbige Wasserspiele tanzen. Seit 1952 gehört er zu den Horchheimer Gastronomen.


Frau Kruft

steht seit 10 Jahren dem Hotel „Haus Kruft“ vor und feiert damit ein kleines Jubiläum im alten Park am Rhein.

lm Zeichen des Steinbocks geboren ist ihr Hobby hinter dem Steuer ihres schnellen „Kapitän“ zu sitzen.

Frau Kruft
Frau Kruft

Manfred Müllen
Manfred Müllen

Manfred Müllen

ist gelernter Kellner und 29 Jahre alt.

Die Wände seiner Gaststätte „Zum Turnerheim“ zieren moderne Grafiken. Darüber hinaus reitet der geborene Stier das Steckenpferd des Schmalfilmens.


Julius Ries

läßt neben seiner Gaststätte die Kinoleinwand flimmern.

Nicht auf Wild-West-Filme ist dagegen seine erlesene Waffensammlung zurückzuführen, sondern auf seine aktive Mitgliedschaft im Schützenverein. Der gelernte Elektrotechniker übernahm von seinen Eltern das Restaurant.

Julius Ries
Julius Ries

Hans Rittel
Hans Rittel

Hans Rittel

verläßt nur einmal im Jahr die „Bütt“ und geht in die „Bütt“.

Sein Hobby ist der Karneval. Der fischgeborene Bundesbahner leitet seit 1963 seine Gaststätte.


Käthe Surmann

ist im Zeichen der Jungfrau geboren und bastelt gerne.

Mit Schwung führt sie seit 1961 die Gaststätte „Am Eck“. lhr Ehemann bedeutet ihr eine große Hilfe im Gastronomenbetrieb.

Käthe Surmann
Käthe Surmann

Familie Zimmermann
Familie Zimmermann

Frau Zimmermann

hat neben ihren vier Kindern Ruth, Klaus, Jörg und Toni auch noch ihr Café Zimmermann zu leiten. Da bleibt wenig Zeit für den geliebten Wassersport.

lm Zeichen des Löwen geboren, bedient sie ihre Gäste seit 1961.



Horchheimer Kirmeszeitung 1965